Natur auf Zeit
Neuer Lebensraum für Laubfrösche
Sie sind klein, leuchtend grün und bevorzugen flache Gewässer in der Nähe von Schilfröhricht oder Gehölzen. Laubfrösche gehören zu den einheimischen Amphibien, deren Bestand in den letzten Jahren stark rückläufig ist. Schon seit langem bemüht sich der LBV darum, bestehende Lebensräume zu schützen und an geeigneten Standorten neue Lebensräume zu schaffen.
Dabei erweisen sich Rohstoffgewinnungsstätten als hoch interessante Standorte, wassergefüllte Mulden und Flachgewässer sind für Amphibien bestens geeignet. In Rahmen des Projektes „Natur auf Zeit“ konnte der LBV nun mit der Firma Schweiger in Münchmünster einen zweiten Kooperationsvertrag mit Rohstoffgewinnungsstätten für den Bezirk Oberbayern abschließen. Mit der Vertragsunterzeichnung zwischen dem LBV, der Firma Schweiger, der unteren Naturschutzbehörde Pfaffenhofen an der Ilm und der höheren Naturschutzbehörde in Oberbayern nimmt das Unternehmen nun an einem bayernweiten Projekt zum Schutz von bedrohten Amphibienarten in Rohstoffgewinnungsstätten teil. „Durch das Pilotprojekt soll die Förderung und der Erhalt bedrohter Amphibienarten im Gewinnungsprozess gesichert und der laufende Betrieb auch bei schon existierendem Vorkommen bedrohter Arten gewährleistet werden. Das ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten“, so der LBV-Landesfachbeauftragte Naturschutz, Dr. Andreas von Lindeiner.
Wie das Projekt in der Praxis aussieht, stellten die Projektbeteiligten bei einem Ortstermin am vergangenen Donnerstag auf dem Abbaugelände der Firma Schweiger in Münchsmünster vor. Gemeinsam mit Geschäftsführerin Doris Schweiger konnten sich Michael Strauch vom BIV, die stellvertretende Landrätin Kerstin Schnapp, Dr. Andreas von Lindeiner und Vertreter der unteren und höheren Naturschutzbehörde sowie Christian Huber (LBV Pfaffenhofen) ein Bild davon machen, wie die gemeinsam geplanten und von der Firma umgesetzten Maßnahmen aussehen. In einem Bereich des Geländes, der durch einen Schilfstreifen von der Ilm getrennt ist, wurden Ende Februar mehrere flache Gewässer angelegt. Noch schaut die angelegte Fläche recht unspektakulär aus. Die vegetationsfreien und teilweise auch schon mit Wasser gefüllten Mulden bieten dem Laubfrosch jedoch optimale Bedingungen, denn die kleinen Gewässer erwärmen sich schnell und sind frei von Fressfeinden wie Libellenlarven oder kleinen Fischen.
„Seit vielen Jahren bemühen wir uns auf unseren Abbauflächen Lebensräume für geschützte Arten zu entwickeln“ so Doris Schweiger „Bei uns zwitschert, brummt und quakt es sprichwörtlich. Auch nach dem Abbau hinterlassen wir keine Wüsten, sondern schaffen neue Lebensräume, für Mensch und Natur“. Auch Christian Huber, 1. Vorsitzender der LBV Kreisgruppe Pfaffenhofen, erhofft sich, dass durch die umgesetzten Maßnahmen, die Laubfroschpopulation vor Ort erhalten und stabilisiert werden kann. „Wir haben in dem Bereich noch einzelne Populationen, mit der Neuanlage der Gewässer schaffen wir wichtige Trittsteine für einen Biotopverbund. Laubfrösche legen auf dem Weg zu geeigneten Gewässern große Strecken zurück, so dass wir uns eine Vernetzung erhoffen“.
Bei einem anschließenden Austausch waren sich alle Beteiligten einig, dass Rohstoffgewinnungsstätten ein wichtiger Baustein bei der Erhaltung der Artenvielfalt sind. Wie zum Beweis ließen sich auf dem Gelände seltene Vogelarten wie das Blaukehlchen, Dorngrasmücke oder der Flussregenpfeifer hören. Die LBV Kreisgruppe möchte in den kommenden Wochen eine Exkursion in dem Gebiet anbieten, die die Bedeutung der Natur aus zweiter Hand für die Artenvielfalt zum Thema haben soll.
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