Blühendes Pfaffenhofen - Wie aus Splitt und Kies Lebensraum wird
Die Baumpflanzungen in der Ingolstädter Straße sind abgeschlossen. Trotz des erst beschlossenen Verbots von Schottergärten wurden um die Bäume herum Blumenbeete mit Splitt angelegt.
Die Baumpflanzungen in der Ingolstädter Straße sind abgeschlossen und teils kränkliche Bäume wurden durch klimaresiliente Arten ersetzt. Einige Bürgerinnen und Bürger haben dabei den Einsatz von Kies in den Blumenbeeten bemerkt. Vor dem Hintergrund der erst im Januar beschlossenen Begrünungssatzung der Stadt Pfaffenhofen hat dies für Verwunderung gesorgt, denn die Satzung verbietet Schottergärten. Dennoch steigt deren Vorkommen im Stadtgebiet. Wie passt das zusammen?
Trotz Verbot von Schottergärten: Team Stadtgrün setzt auf Splitt und Kies
Die Antwort liefert § 5 Absatz 2 der Satzung. Dort heißt es, dass Schottergärten zulässig sind, sofern die Bepflanzungen mit mineralischem Mulch eine flächige Begrünung ermöglichen. „Ein klassischer Schottergarten hat das Ziel, auf ewig ein Schottergarten zu bleiben. Die trockenheitsverträglichen Staudenbeete hingegen sind mit einer mineralischen Mulchschicht, wie z. B. Splitt, bedeckt. Diese Schicht hilft dabei, dass die gesamte Fläche zügig und mit geringem Pflegeaufwand mit Pflanzen bewachsen wird. Genau das ist eben auch in der Begrünungssatzung vorgesehen“, erklärt Mario Dietrich vom Team Stadtgrün der Stadtwerke.
Gründe für den Einsatz von Splitt
Seit der Gartenschau 2017 pflanzt das Team Stadtgrün immer mehr solcher Staudenbeete, denn Splitt lässt nicht nur Blühpflanzen gedeihen, sondern macht das Beet auch pflegeleichter. Für gewöhnlich sind Beete von Erde bedeckt, die nährstoffreich und oft feucht ist. Nach kurzer Zeit sät sich dort Unkraut aus. Im Gegensatz dazu ist Splitt meist trocken und nährstoffarm. Dies erschwert den Unkrautsamen das Auskeimen. Und auch wenn Unkraut aufgeht, ist es für das Team Stadtgrün sehr einfach, es aus dem lockeren Splitt zu entfernen.
Durch den nährstoffarmen Splitt wird die Erde mager. Hierdurch entwickelt die Pflanzung eine Eigendynamik und eine Vielfalt an sich abwechselnden Blühphasen. Pflanzungen in fetten Böden werden hingegen immer artenärmer, da wenige starke Arten die Vielfalt verdrängen. „Das Prinzip ist wie beim Anlegen einer Blumenwiese. Auch hier wird der Boden mit Sand mager gemacht. Darüber freuen sich die vielen schwachwüchsigen Blüher. Und wo vieles blüht, sind die Insekten auch nicht weit“, erklärt Mario Dietrich.
Ein weiterer Grund für den Einsatz von Splitt liegt tief unter der Erde, denn durch einen kiesigen Aufbau von Beeten kann Wasser schnell versickern. Im Zuge des Klimawandels nehmen Starkregenereignisse zu und zusätzliche Versickerungsflächen werden notwendig. Diese sogenannten Retentionsflächen können helfen, auftretende Wassermengen schnell in den Boden abzuleiten und somit das Kanalsystem zu entlasten.
Baumpflanzungen in Ingolstädter Straße
Im unteren Teil der Ingolstädter Straße wurden um jeden neu gepflanzten Baum zusätzliche Versickerungsflächen geschaffen. Damit möglichst viel Wasser versickern kann und die Baumwurzeln ungehindert in die Tiefe wachsen können, wurde die Fläche tief ausgegraben und locker mit speziellem Baumsubstrat aufgefüllt. Aktuell ragen die Ballen der Bäume aus dem Boden heraus. In Kürze setzen sich diese. Durch die Ausweitung der Pflanzflächen ist außerdem mehr Verdunstungsfläche entstanden, da nicht nur die Baum-, sondern auch die Staudenblätter im Sommer für Abkühlung sorgen. Diese Stauden kommen mit wenig Wasser zurecht. Nach dem Anwachsen wird deshalb nicht mehr gegossen. Das spart Trinkwasser und Gießkosten.
Bereits 2017 wurden die Stadtwerke Pfaffenhofen für den kiesigen Beetaufbau vom Bayerischen Umweltministerium als besonders beispielhaft gewürdigt. Wer selbst Lust hat, ein umwelt- und insektenfreundliches Staudenbeet anzulegen, findet Infos beim Umweltministerium. Zudem ist eine empfehlenswerte Artenauswahl auf der Website der Stadt Pfaffenhofen aufgeführt.
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