Pfaffenhofen wahrt seinen Charakter

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Seit nunmehr eineinhalb Jahren arbeitet die Stadt Pfaffenhofen in intensiver Diskussion mit den Bürgern und unterstützt vom interdisziplinären Planungsteam USP-BBP-Gevas an einem Gesamtkonzept für die Zukunft der Stadt und stellt zeitgleich einen neuen Flächennutzungsplan, Verkehrsentwicklungsplan und Landschaftsplan auf. Der mit Spannung erwartete erste Gesamtentwurf wurde den Bürgern am 3. April im Rathaus-Festsaal erstmalig präsentiert. Das Interesse an der Vorstellung der Konzepte war groß.

Rund 150 Bürger waren der Einladung gefolgt, die erste Präsentation des künftigen Flächennutzungsplans sowie des Landschafts- und Verkehrsentwicklungsplans direkt aus erster Hand zu hören. Die Bürgerinformation war ein erster förmlicher Baustein im gesetzlich geregelten Planungsprozess und Teil einer von der Stadt Pfaffenhofen initiierten Bürgerbeteiligung, mit der bereits zum sechsten Mal die Gelegenheit der Mitwirkung bestand. Bereits im Zuge der Analyse und vor allem der Zielfestlegung waren im vergangenen Jahr eine Zukunftswerkstatt und vier Bürgerforen vorausgegangen, die gut besucht waren und in denen sich Bürger intensiv eingebracht hatten.

„Der vorliegende Entwurf greift auch wesentliche Vorstellungen der Bürger mit auf“, nahm die Projektleiterin Sonja Rube, USP Projekte, gleich zu Beginn vorweg.
Wichtige Ziele wie die Begrenzung des Wachstums, die Wahrung der Pfaffenhofener (Bau-)Kultur, der Erhalt der Kleinteiligkeit, der persönlichen Atmosphäre und der Gemütlichkeit sowie die Sicherung und Entwicklung der für die Identität wichtigen Ortsteile wurden aufgenommen und im Entwurf umgesetzt.

Durch eine umsichtige Planung in respektvollem Umgang mit der Landschaft und in einer im Maßstab zu Pfaffenhofen passenden Dichte plant Pfaffenhofen im neuen Flächennutzungsplan mit einem Zuwachs von bis zu 4.000 Einwohnern in den nächsten 15 bis 20 Jahren und kann so den Charakter der Stadt auch in Zukunft wahren. Hierfür stellt der Flächennutzungsplan-entwurf insgesamt 69 Hektar neu auszuweisende Wohnbauflächen dar, der restliche Bedarf soll durch das Schließen von Baulücken und durch Nachverdichtung umgesetzt werden.

Besonders hervorgehoben wurde von Landschaftsplaner Peter Riedel, BBP, die Entwicklung der Ortsteile, mit der sich der Stadtrat intensiv auseinandergesetzt und eigens eine Zusatzsitzung einberufen hatte. Hier gibt der Flächennutzungsplanentwurf nun klare Vorgaben für Entwicklungsmöglichkeiten, damit im Spannungsfeld zwischen einem gesunden Wachstum der Ortsteile und der Wahrung der ländlichen Identität genügend Raum für eine gesunde Eigenentwicklung gegeben ist und zugleich Klarheit über künftige Bebaubarkeit besteht. Neben konkreten Flächenausweisungen in allen kernstadtnahen Ortsteilen sowie in Tegernbach, Ehrenberg, Affalterbach und Uttenhofen werden auch in weiteren 15 Ortsteilen kleinere Ergänzungsflächen ausgewiesen. Alle anderen Ortsteile dienen der Sicherung und Entwicklung der Landwirtschaft, die bereits in den Bürgerveranstaltungen als wesentlicher Charakter Pfaffenhofens identifiziert wurde.

Neben der notwendigen Wohnentwicklung sieht der neue Flächennutzungsplan auch neue Gewerbegebiete vor. Um auf Nachfragen flexibel reagieren zu können, werden zusätzlich zu vorhandenen und noch nicht genutzten Gewerbeflächen insgesamt 48 Hektar neue Flächen ausgewiesen, die jeweils einen unterschiedlichen Charakter bekommen sollen.

Doch der neue Flächennutzungsplan sieht nicht nur Neuausweisungen von Bauflächen vor. So werden gegenüber dem noch gültigen Flächennutzungsplan zum Teil bisher für Wohnbebauung vorgesehene Flächen ganz bewusst herausgenommen. Beispielswiese werden nördlich der Ziegelstraße statt des bisher dort geplanten Wohngebiets nun Flächen für Naturschutz ausgewiesen, was nicht nur für die Frischluftversorgung in der Stadt von Vorteil ist, sondern auch die Naherholungsmöglichkeiten für die Bürger deutlich verbessert.

Dies ist nur ein Beispiel einer „beispielhaften Integration der Landschaftsplanung in die Flächennutzungsplanung“, die – so Rube – „durch die interdisziplinäre Vorgehensweise erst möglich war“. Durch die Zusammenarbeit konnte die Siedlungsplanung von Anfang an auf die Besonderheiten der Landschaft Rücksicht nehmen, so dass die Ziele der Landschaftsplanung wie die Stärkung der Auenbereiche von Ilm und Gerolsbach, die weitere Förderung der Kleinteiligkeit und Biodiversität, die Vernetzung wichtiger Biotopstrukturen sowie die Wahrung des Charakters der Kulturlandschaft insgesamt in den Flächennutzungsplan integriert werden konnten.

Nicht ganz so einfach ist die Bewältigung des Verkehrs. So erklärte Dr. Christoph Hessel vom Verkehrsplanungsbüro Gevas, dass ein ganzes Maßnahmenbündel erforderlich ist, um die auch von den Bürgern geforderte Reduzierung des vor allem hausgemachten Kfz-Verkehrs zu erreichen. Hierzu gehört zum Beispiel der Ausbau und Lückenschluss von Radwegen, die Verkehrsberuhigung der Hohenwarter- und Münchner Straße, aber auch das Erheben von Parkgebühren am Park&Ride-Platz. Gleichzeitig sollen Angebote wie CarSharing und Elektromobilität geschaffen bzw. gefördert werden. Weiter zu konkretisieren ist das Parkraum- und Verkehrsführungskonzept für die Innenstadt, das als nächstes weiter bearbeitet werden soll.

Wichtig, so die Planer, ist es, dass jeder einzelne sein Mobilitätsverhalten prüft und nicht immer alle Wege mit dem Auto fährt. „Planer können da kein Wunder vollbringen, wenn die Bürger nicht bereit sind, auch mal aufs Auto zu verzichten.“ Wie schwierig dieses Thema ist und dass hierzu weiterer Diskussionsbedarf besteht, zeigte sich an den spontanen Rückfragen und Kommentaren der Bürger, die sich allesamt auf Verkehrsfragen bezogen.

Wer sich auch nach der Veranstaltung noch zu dem Flächennutzungsplan äußern möchte, kann den Plan ab dem 8. Mai für vier Wochen im städtischen Bauamt einsehen. Hierbei hat jeder die Möglichkeit, seine Anregungen schriftlich vorzubringen. Zeitgleich werden nun wichtige Fachbehörden um Stellungnahme gebeten. Mit den in dieser vorgezogenen Beteiligung eingehenden Anregungen der Bürger und Behörden wird sich der Stadtrat dann im Sommer intensiv befassen, den Entwurf gegebenenfalls anpassen und in einer weiteren vierwöchigen Auslegung voraussichtlich im Herbst erneut die Möglichkeit zur Stellungnahme geben. Erst danach wird der Flächennutzungsplan förmlich beschlossen und die nächsten 15 bis 20 Jahre als Leitschnur der zukünftigen Entwicklung für die Zukunft der Stadt Pfaffenhofen gelten.

Autor:

Bürgerservice Pfaffenhofen aus Pfaffenhofen

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