Beeindruckendes Friedensgebet und Segnung „Baum der Religionen“
Es war beeindruckend und bewegend und es hatte auch einen höchst politischen Aspekt: Das erste gemeinsame Friedensgebet der Religionsgemeinschaften in Pfaffenhofen fand jetzt am „Baum der Religionen“ im Bürgerpark statt. Der Internationale Kulturverein hatte dazu eingeladen und rund 200 Teilnehmer kamen. Die meisten von ihnen trugen sich zum Schluss auch in zwei Unterschriftenlisten ein, um zwei Aufrufe an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages zu unterstützen gegen die Abschiebung von zwei jugendlichen Flüchtlingen aus Gröbenzell nach Afghanistan und für den Nachzug von Familienangehörigen aus Kriegsgebieten.
Musikalisch sehr schön gestaltet wurde das Friedensgebet vom Gospelchor „Voices of Joy“ unter der Leitung von Barbara Scheer. Zum krönenden Abschluss wurden 15 weiße Tauben fliegen gelassen „als Zeichen für die Hoffnung, dass keine Kampfflugzeuge mehr in den Himmel steigen, sondern Friedenstauben“, wie Pastoralreferent Sepp Steinbüchler es ausdrückte.
Im Mittelpunkt des Friedensgebetes standen drei junge Männer aus Syrien – zwei Christen und ein Muslim –, die stellvertretend für alle Asylbewerber in Pfaffenhofen über die Gründe ihrer Flucht berichteten. Sharbel, Jakob und Adnan schilderten schier unvorstellbare Grausamkeiten und harte Schicksalsschläge und erzählten, dass sie schlaflose Nächte aus Angst um ihre Eltern und Geschwister haben. Ihre Ausführungen machten die Zuhörer sehr betroffen, ebenso wie zwei Fragen, die einer der Geflüchteten stellte: Warum dürfen sie ihre Familien nicht ins sichere Deutschland holen? Und warum liefert Europa immer noch Waffen an Krieg führende Länder? „Wir würden so gern wieder zurückgehen in unsere Heimat, wenn der Krieg endlich vorbei wäre“, erklärte Adnan.
Sepp Steinbüchler dankte den drei Asylbewerbern für ihren Mut, ihre Geschichte zu erzählen und ihre Fragen öffentlich zu stellen, und betonte: „Wenn das nicht laut gesagt wird, wird sich auch nichts ändern.“ Das Friedensgebet solle ein Zeichen der Solidarität sein, erläuterte Steinbüchler, und der Internationale Kulturverein Pfaffenhofen habe die Patenschaft für den Baum der Religionen übernommen, um ein sichtbares Symbol für Völkerverständigung, Integration und das friedliche Zusammenleben der Religionen und Kulturen zu setzen. Der Wildkirschbaum war mit 98 bunten Bändern geschmückt, denn in Pfaffenhofen leben Menschen aus 98 Nationen. Die drei jungen Syrer banden nun noch drei schwarze Bänder dazu, im Gedenken an den Krieg und das Leid in ihrer Heimat.
Gesegnet wurde der Baum von den Vertretern der katholischen, evangelisch-lutherischen und evangelisch-freikirchlichen Gemeinde und der neuapostolischen Kirche sowie von Muslimen und Buddhisten: Kaplan P. Antony Thattil, Claudia Johannsen, Pastor Lars Müller und Gemeindeleiter Volker Stagge sprachen den Psalm 1 der Bibel. Imam Ayhan Aydin und Jasmina Naguib Agha rezitierten die Sure 1 des Koran. Und Arthur Mayeer5 und Alan Whittaker lasen das „Metta-Sutta“, das „Gebet der Herzensgüte“.
Mit Fürbitten und einer Stille, einem gemeinsamen Lied aller Teilnehmer und dem gemeinsam gesprochenen Gebet der Vereinten Nationen wurde die Veranstaltung abgerundet. Zum Abschluss ließen die Asylbewerber 15 weiße Tauben fliegen und Sepp Steinbüchler bedankte sich bei allen Mitwirkenden und Teilnehmern. „Wir wollen nichts vermischen, aber es gibt nicht nur ein Nebeneinander, sondern auch ein Miteinander“, betonte er, „und alle gemeinsam tragen wir die Verantwortung für die eine Welt.“
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