Die Welt zu Gast in Pfaffenhofen: Internationaler Begegnungsabend mit tollem Programm
Ein schwungvolles Programm voller Kontraste erlebten über 300 Besucher beim Internationalen Begegnungsabend am Mittwoch in der Aula der Mittelschule. Temperamentvolle Tänzerinnen, leidenschaftliche Trommler und zum Abschluss die spirituell-mystische Aufführung der tanzenden Derwische waren die Höhepunkte des Abends.
Ein weiterer Augen- und zugleich Gaumenschmaus war mit dem internationalen Büfett geboten, und die hausgemachten arabischen, türkischen, syrischen, albanischen und bayerischen Spezialitäten fanden in der Pause reißenden Absatz. Die lange Pause bot zudem Gelegenheit für Gespräche und Begegnungen und auch zur Information, denn verschiedene Gruppen und Vereine stellten sich und ihre Arbeit an Infotischen vor.
Sepp Steinbüchler, der Vorsitzende des Internationalen Kulturvereins und Moderator des Abends, freute sich über ein bunt gemischtes Publikum mit Erwachsenen, Kindern und Familien aus vielen Nationen. Er bedankte sich bei den Mitwirkenden des Abends mit Lebkuchenherzen und bei den „Brückenbauern zwischen den Kulturen“ mit einem symbolträchtigen Bild der Erfurter Krämerbrücke.
„Heute lernen wir die Welt zu Hause in Pfaffenhofen kennen mit Musik, Tanz und Kultur aus vielen Ländern“, betonte Steinbüchler. Eröffnet wurde das Programm von der Kinder- und Jugendfolkloregruppe des albanisch-deutschen Kulturvereins Sali Çekaj mit Tänzen aus ihrer Heimat. Ganz andere Töne und Bewegungen boten dann die Flamenco- und Bauchtänzerinnen des Tanzstudios Scherg und sie bekamen Riesenapplaus für ihre mitreißenden Darbietungen. Die Flamencogruppe unter der Leitung von Regina Rank vermittelte mit andalusischen „Sevillanas" südländisches Temperament und Lebensfreude pur. Nicht weniger sehenswert war die von Francisca Gruteser geleitete Bauchtanzgruppe, die das Publikum mit geschmeidigen Bewegungen und modernem Bauchtanz à la Shakira verführte.
Nach so viel holder Weiblichkeit kamen drei echte bayerische Mannsbilder auf die Bühne: Die Stachelbären Roland Andre, Claus Drexler und Michael Eberle machten sich mit spitzer Zunge und recht bissig Gedanken zur Integration in der Grundschule und zum Kampf der Religionen, aber auch zu aktuellen globalen und lokalen Themen. Immerhin: Wenn ein Ausländer nach Pfaffenhofen kommt, ist das wichtigste das Erlernen der deutschen Sprache. Fast genauso schwer ist für ihn aber – das hat jedenfalls Kabarettist Claus Drexler festgestellt – die Frage: Was kommt in den Gelben Sack?
Nach der Pause eroberte die zehnköpfige Trommlergruppe „Tamatogo“ aus Geisenfeld die Bühne und zugleich die Herzen des Publikums. „Tamatogo“ – zu Deutsch „Trommel aus Togo“ – brachte mit afrikanischen Rhythmen und Gesängen eine tolle Stimmung in den Saal. Die Trommler stammen aus fünf verschiedenen afrikanischen Ländern, aus Afghanistan und – fast ebenso exotisch! – aus Ostfriesland. Gegründet wurde die Gruppe von Brigitte Peters und ihrem aus Togo stammenden Mann Amidou Mahamadou, die Sepp Steinbüchler als „gelebte Brücke zwischen den Kulturen und Religionen“ bezeichnete.
Ein herzliches Dankeschön richtete Steinbüchler an alle seine Mitstreiter, die die Interkulturellen und Interreligiösen Wochen vorbereitet haben und sie mit ihm durchführen. Insgesamt, so betonte er, haben über 100 Ehrenamtliche mitgearbeitet. Die Aktivsten von ihnen – den Vorstand des Internationalen Kulturvereins, den Sachausschuss „Eine Welt“ der katholischen Stadtpfarrei St. Johannes Baptist und das tatkräftige Organisationsteam – bat er auf die Bühne und bedankte sich mit Rosen. Ein herzliches Dankeschön, eine Passionsblume und eine gebackene Schoko-Brücke ging aber auch an ihn selbst als Dank für sein großes Engagement für den interreligiösen Dialog und für die Integration von Migranten.
Mit Spannung erwartet, bildete der Auftritt der tanzenden Derwische den Höhepunkt und Abschluss des Abends, nachdem die vier jungen Türken der Gruppe „Umran Semazen“ aus Rüsselsheim es wegen eines Staus auf der Autobahn gerade noch rechtzeitig nach Pfaffenhofen geschafft hatten. In ihren schwingenden weißen Gewändern und den hohen Hüten zeigten sie ihre Zeremonie, die einer seit Jahrhunderten kaum veränderten Choreographie folgt. Was sich dem Zuschauer als eine Art Brauchtumsschau präsentiert, ist eigentlich eine Form des Gebets und steckt voller Symbolik. Dabei zeigt die rechte Handfläche des sich drehenden Derwischs nach oben, um den Segen Gottes zu empfangen, und die linke Hand weist nach unten, um den Segen in der Welt zu verteilen.
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