„Natur in der Stadt“ vor 100 Jahren - Alleen und Parkanlagen für Pfaffenhofen
Bis zu den großen Veränderungen in der Stadtentwicklung Pfaffenhofens im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts besaß der Ort ein Aussehen, das sich über Jahrhunderte kaum änderte. In der Zeit des großen Wandels jedoch, der mit dem Bau der Eisenbahnlinie München-Treuchtlingen 1865 bis 1867 einsetzte, wurden erstmals Projekte zur Verschönerung der Stadt diskutiert.
Der Verschönerungsverein und erste Projekte im 19. Jahrhundert
1865 nahm der „Verschönerungsverein“ seine Arbeit auf, um die sich verändernde Stadt mit Unterstützung der Verwaltung und der Bürger zu gestalten und mit Grünanlagen zu bereichern.
Die heutige Schulstraße war im 19. Jahrhundert bei freiem Blick nach Süden die „Flaniermeile“ der Bevölkerung. Durch Anpflanzung von Bäumen und Sträuchern und das Errichten von Bänken zum Verweilen sollten den Spaziergängern Schatten und Ruheplätze verschafft werden.
Der 1868 fertig gestellte Bahnhofsplatz „als schönster und besuchtester Punkt der Umgebung“ erhielt von den Verantwortlichen besonderes Augenmerk und wurde durch die Anpflanzung von Bouquets, Rabatten und Ruhebänken aufgewertet.
Ein drittes Vorhaben war die Umgestaltung des Hauptplatzes im Bereich der beiden Brunnen und der Mariensäule mit Anlagen und Alleebäumen. Dabei sollte jedoch der Fuhrwerks- und Marktverkehr nicht beeinträchtigt werden. Die Umsetzung erfolgte nach der bevorstehenden Abdeckung des Stadtbaches und der Fertigstellung des Rathauses 1868.
Finanziert wurden die Vorhaben mit Unterstützung des jeweiligen Vorstandes des Bezirksamts (heute Landratsamt) sowie durch Spenden und Hilfeleistungen einheimischer Bürger, die Geräte, Fuhrwerke und Pflanzen zur Verfügung stellten.
Bunt statt Grau - Bepflanzungsaktion gegen kahle Hauswände
Eine der großen Aktionen des Verschönerungsvereins war im Jahr 1906 die Aufwertung der vielen kahlen Wände und Flächen in der nun wachsenden Stadt. Ein großer Aufruf im Bezirksamtsblatt „Bekleidet die Wandflächen möglichst mit Frühreben, Spalier- und Wandbäumen!“ brachte an verschiedenen Stellen Verbesserungen im Ortsbild. Beispielhaft war die Anlage von Spalier am Hintergebäude des Knabenschulhauses.
Die Schaffung der „Weiherer Anlage“
Viele Straßen und Wege in Pfaffenhofen wurden im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts mit Anpflanzungen verschönert. Pfaffenhofen bot dem Besucher jetzt von vielen Seiten einen prächtigen und gepflegten Anblick. Die Anlage zahlreicher Baumgruppen wie etwa bei Weihern, wo in den Jahren 1907 und 1908 die sogenannte „Weiherer Anlage“ entstand, auf der Bortenschlagerhöhe oder am Schleiferberg wertete das Stadtbild erheblich auf.
Das Projekt des Pfaffenhofener Stadtparks - „Natur in der Stadt anno 1914“
Ein schon lange geplantes Großprojekt, dessen Umsetzung sich viele Bürger wünschten, brachte im Jahr 1914 der königlich-bayerische Forstamtsassessor Heim zur Sprache: Die Anlage eines großen Stadtparks als sogenannte „englische Anlage“, die in der Nähe des 1910 fertiggestellten städtischen Schlachthofs links und rechts der Ilm vorgesehen war. Der Wasserlauf sollte als fließendes Gewässer in die Konzeption mit einbezogen werden.
Der Stadtrat stand der Idee einhellig positiv gegenüber und genehmigte die Verpachtung zweier im Besitz der Stadt befindlichen Wiesen an den Verschönerungsverein. Die Aktion sollte im Herbst beginnen, die Vorbereitungen waren bereits getroffen, als ein weltgeschichtliches Ereignis diese Idee auf Eis legen sollte: Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 unterbrach alle weiteren Planungen und verhinderte die Umsetzung des Vorhabens.
Damit dauerte es 100 Jahre, bis diese Idee im Zuge des Projekts „Natur in der Stadt - Kleine Gartenschau 2017“ wieder ernsthaft verfolgt wurde. Das Vorhaben des Verschönerungsvereins kommt damit doch noch zur Ausführung.
Autor:Stadtarchiv Pfaffenhofen an der Ilm aus Pfaffenhofen |
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