Naturschönheiten in Pfaffenhofen und ihre Entstehung
Umwelt- und Naturschutz rückten schon im 19. Jahrhundert in den Blick der Verantwortlichen im Königreich Bayern. Unter dem Motto „Schont die Hecken!“, wie es etwa im hiesigen Amtsblatt hieß, sollten die Naturräume des Landes mit ihren Nistplätzen als landschaftsprägendes Element erhalten bleiben, da sie zunehmend durch die Landwirte gerodet wurden, um mehr Ackerfläche zu gewinnen. Rechtliche Vorgaben, Leitfäden zum Erhalt der Naturräume und konkrete Maßnahmen zu Anpflanzungen durch Verschönerungsvereine oder die örtlichen Schulen sorgten auch bei uns für „Mehr Grün“ in der Stadt und ihrer Umgebung.
Ludwigseiche und Hindenburglinde
Zur Zeit des Königreichs Bayern war es üblich, zu hoheitlichen Anlässen wie Geburtstagen, Hochzeiten oder Regentschaftsjubiläen im Wittelsbacher Königshaus Bäume in den Städten und Gemeinden zu pflanzen. Einige solcher Naturdenkmäler zu Ehren der königlichen Hoheiten und Würdenträger gab es auch in Pfaffenhofen.
Im Jahr 1864 wurde anlässlich des Regierungsantritts König Ludwigs II. im Bereich der Kellerstraße eine Eiche gepflanzt. Im Oktober 1917 erfolgte anlässlich des 70. Geburtstages von Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg an der Ilmbrücke die Pflanzung einer „Hindenburglinde“. Nach einem feierlichen Auszug der Schuljugend mit Stadtpfarrer Dr. Kohnle erfolgte, umrahmt von schmissiger Musik, die Weihe der Linde.
Historische Naturfotografie
Die Entwicklung der Fotografie, die noch bis in das 20. Jahrhundert hinein ein Privileg weniger war, bot die Möglichkeit, neben Personen und Ereignissen auch Natur und Landschaft und einzelne Naturdenkmäler zu verewigen. Verdient um diese Aufgabe hat sich unter anderem Anton Schöttl gemacht, der als städtischer Musikmeister und Chorregent von 1905 bis zu seinem Tod 1931 in Pfaffenhofen tätig war und neben weiteren Lehrkräften einige hervorragende Fotografien und Naturaufnahmen geschaffen hat.
Die Birkenallee am Gabis und ihre Entstehung
Während des Ersten Weltkriegs entstanden in vielen Städten Gedenkstätten für die zahlreichen Gefallenen. Dabei zogen die Verantwortlichen nicht nur gemauerte Denkmäler sondern auch sogenannte „Heldenhaine“ als Naturdenkmäler in Betracht. Noch 1915 schlug die Redaktion des Amtsblatts eine derartige Anlage für Pfaffenhofen vor, die zwischen Schlachthof und Moosburger Straße auf den damals unbebauten Grundstücken östlich der Ilm entstehen sollte. Oberlehrer Joseph Lutz trat 1916 mit dem Vorschlag an die Stadtvertretung, für jeden Gefallenen eine Birke zu pflanzen. Der Magistrat griff die Idee auf und veranlasste unter tatkräftiger Mitwirkung des naturverbundenen Pädagogen im Bereich der Gabisbeete unterhalb des Bahnhofes die Anpflanzung einer Allee aus Birken. Das ursprüngliche Vorhaben, für jeden Gefallenen eine Birke zu pflanzen, ließ sich aufgrund der hohen Zahl an Kriegsopfern nicht verwirklichen, der Platz reichte zuletzt nicht mehr aus. Bis zur Betriebserweiterung der Firma HIPP in den 1960er Jahren prägte die Birkenallee das südliche Stadtbild Pfaffenhofens.
Dokumentation von Naturdenkmälern: Besondere Bäume in und um Pfaffenhofen Mitte des 20. Jahrhunderts
Auch die früheren Gemeinden um Pfaffenhofen bemühten sich um eigene Grünanlagen. So ließen die Vertreter der Gemeinde Niederscheyern im Jahr 1906 die Gemeindewege mit Obstbäumen bepflanzen, die bald ein prächtiges Bild ergaben.
Oberlehrer Josef Brückl listete in seiner „Reise durch den Bezirk Pfaffenhofen“ 1950 alle unter Naturschutz stehenden Bäume des Landkreises auf. Im Gemeindebereich Pfaffenhofen zählten dazu vier Eichen, fünf Buchen sowie acht Lindenbäume. Diese mächtigen Bäume, die heute zum Großteil verschwunden sind, prägten über Jahrhunderte das Aussehen vieler Dörfer im Landkreis und den gesamten Naturraum.
Autor:Stadtarchiv Pfaffenhofen an der Ilm aus Pfaffenhofen |
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