Pfaffenhofen bekommt einen Bahnhof – Vor 150 Jahren erfolgte der Start in das Eisenbahnzeitalter
Die 1860er Jahre waren eine Phase des Aufbruchs in Pfaffenhofen. Unter Bürgermeister Anton Rieder kam es zur Umsetzung verschiedener Projekte wie dem Bau des Krankenhauses an der Ingolstädter Straße oder dem des Rathauses. Zeitgleich setzte im Königreich Bayern die Vernetzung der Städte mit dem neuen Verkehrsmittel Eisenbahn ein. Pfaffenhofen sollte nach mehrjährigen Verhandlungen an dieser Entwicklung teilhaben.
Erster Anlauf 1858
Als im Jahr 1858 der Eichstätter Bürgermeister seine Amtskollegen aus verschiedenen Städten, unter anderem auch Bürgermeister Rieder aus Pfaffenhofen, zu sich einlud, um die Errichtung einer Bahnlinie von Pleinfeld über Eichstätt und Ingolstadt nach München oder Freising zu diskutieren, war Pfaffenhofen als Bestandteil dieser Route heißer Anwärter auf eine eigene Bahnstation.
Mit der 1840 in Betrieb genommenen Linie von München nach Augsburg hatten die Stadt Pfaffenhofen und andere Orte erhebliche Einbußen im Gewerbeleben erlitten, die sich durch den Ausbau der Ostbahn, die Niederbayern und die Oberpfalz verkehrstechnisch erschloss, zu erhöhen drohten. Der Handelsverkehr auf der Hauptstraße von München nach Ingolstadt war massiv eingebrochen und die deswegen verringerten Einnahmen aus dem Pflasterzoll fehlten in der Stadtkasse. Deshalb stand der Magistrat geschlossen hinter dem Vorhaben, sich am Eisenbahnprojekt zu beteiligen.
Sechs Jahre Kampf um die Bahnstation Pfaffenhofen
Die Verantwortlichen aus Politik, Wirtschaft und Militär strebten in dieser Zeit einen weiteren Ausbau des Eisenbahnnetzes an. Sie fassten konkret eine Verbindung von München als Hauptstadt des Königreichs mit der strategisch wichtigen Festungsstadt Ingolstadt ins Auge. Zwei Streckenführungen standen seit 1860 zur Debatte: zum einen die (schließlich erst 1875 realisierte) Paartalbahn über Schrobenhausen nach Ingolstadt, zum anderen die Linie München-Ingolstadt, die ursprünglich über Dachau, Jetzendorf, Scheyern, Pfaffenhofen und Pörn-bach geradlinig in die Festungsstadt laufen sollte. Die Entscheidung zugunsten der zweiten Variante mit einer geänderten Trasse über Petershausen und Pfaffenhofen fiel im Jahr 1864. Am 11. Juli 1864 richteten deshalb die Vertreter der Stadt ein Dankesschreiben an König Ludwig II. über die getroffene Entscheidung, Pfaffenhofen zur Eisenbahnstadt zu machen.
Feierliche Eröffnung am 14. November 1867 nach zwei Jahren Bauzeit
Nach dem Baubeginn im Dezember 1865 mit den Erdarbeiten waren im Lauf des Jahres 1867 die geplanten Bauwerke (3 Bahnhöfe und 21 Wärterhäuser allein im Bereich Petershausen/Pfaffenhofen sowie zahlreiche Brücken und Durchlässe für Regenwasser) fertiggestellt. Am 14. November 1867 schließlich setzte sich der erste Zug mit Ministern, Vertretern des Handelsministeriums als zuständiger Behörde für das bayerische Eisenbahnwesen sowie ausgewählten Fahrgästen von München aus auf der bis 1891 eingleisigen Strecke in Bewegung. Der überfüllte Zug wurde beim Zwischenhalt in Pfaffenhofen von zahlreichen Schaulustigen und einer Musikabordnung feierlich begrüßt.
Die erhofften wirtschaftlichen Impulse werden sichtbar
Schon wenige Jahre später zeigten sich in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs erste Auswirkun-gen des neuen Verkehrsmittels. An der dort noch unbebauten Münchener Straße siedelten sich Maschinenfabriken an. Zunächst waren es Niederlassungen auswärtiger Firmen wie Epple & Buxbaum aus Augsburg, in der Folgezeit erfolgten auch Firmenverlagerungen und –gründungen in Pfaffenhofen wie es bei Kaspar Stocker im Jahr 1886 der Fall war.
Damit war der Startschuss zu einem neuen Kapitel der Stadtgeschichte gegeben, das wie kaum ein anderes die künftige Entwicklung Pfaffenhofens veränderte.
Autor:Stadtarchiv Pfaffenhofen an der Ilm aus Pfaffenhofen |
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