Rückblick und Ausschau beim Internationalen Kulturverein
Seit seiner Gründung im Jahr 2009 versteht sich der Internationale Kulturverein Pfaffenhofen als Interessenvertretung der hier lebenden Migranten. Interkulturelle und interreligiöse Arbeit sowie Integration hat er sich auf seine Fahnen geschrieben. Angesichts steigender Flüchtlingszahlen wurde 2012 der AK Asyl als Arbeitskreis im Kulturverein gegründet. Und mit der Flüchtlingswelle 2015, so berichtete der Vorsitzende Sepp Steinbüchler jetzt in der Mitgliederversammlung, hat die Asylarbeit nicht nur den AK, sondern auch den Vereinsvorstand mit vielen Verwaltungsaufgaben massiv in Beschlag genommen.
Die Hilfsbereitschaft der Pfaffenhofener drückte sich im vergangenen Jahr zum Einen in der großen Zahl von ehrenamtlichen Asylhelfern im Erstaufnahmelager auf der Trabrennbahn aus sowie auch in einer großen Spendenbereitschaft. Insgesamt 17.600 Euro an Spenden gingen 2015 beim Kulturverein ein – ein Großteil davon ausschließlich für Asylarbeit –, doch im Jahr 2016 kann davon keine Rede mehr sein. „Seit Februar 2016 gehen fast keine Spenden mehr ein“, erklärte Kassiererin Marita Emrich.
Gleichzeitig ist auch die Zahl der Ehrenamtlichen drastisch zurückgegangen: Seit im April diesen Jahres die Trabrennbahn geräumt ist, haben die meisten der dort tätigen Helfer ihre Arbeit eingestellt. Dabei bräuchte der AK Asyl, der sich um die dezentral in Pfaffenhofen untergebrachten Flüchtlinge kümmert, dringend Verstärkung.
Für die Trabrennbahn hatte der Internationale Kulturverein im Oktober 2015 einen eigenen AK Asyl Erstaufnahme gegründet, der jetzt offiziell aufgelöst wurde. Manche Ehrenamtlichen, die im Erstaufnahmelager im Einsatz waren, haben immer noch Kontakt zu „ihren“ Asylbewerbern, die mittlerweile in München, Eichstätt oder anderen Städten im ganzen Umkreis wohnen. Einige andere sind jetzt in den dezentralen Unterkünften aktiv. Die allermeisten aber haben leider ihre Tätigkeit eingestellt.
Eine wichtige Rolle hat auch die türkisch-islamische Gemeinde DiTiB bei der Betreuung der Asylbewerber auf der Trabrennbahn übernommen: Während des Ramadan wurden jeden Abend rund 150 Personen zum Essen in der Moschee an der Hohenwarter Straße eingeladen.
Neben der Asylarbeit hat der Internationale Kulturverein im vergangenen Jahr und auch 2016 eine Reihe weiterer Aufgaben und Aktivitäten absolviert. In seinem Rechenschaftsbericht erinnerte Sepp Steinbüchler an das Interkulturfestival mit über 1000 Besuchern, das im Sommer 2015 auf dem Pfarrplatz stattfand und vom Kulturverein zusammen mit der arabischen Gruppe A Sayel durchgeführt wurde: „Das war das erste große Fest, bei dem sich alle Kulturen der Stadt präsentiert haben.“
Elf Veranstaltungen wurden seit April im Rahmen der Interkulturellen und Interreligiösen Tage 2016 durchgeführt, die zwölfte und letzte stand am 22. November auf dem Kalender, als Carine Raskin-Sander im evangelischen Gemeindezentrum eine Einführung in die afrikanische Kunst gab. Auch die Ausstellung „Die Kunst deines Nachbarn“, die Carine Raskin-Sander bereits zum dritten Mal kuratierte, hatte sich im Frühjahr mit Kunst aus Afrika beschäftigt. Dabei entstand auch der Wunsch einiger Migranten aus Afrika, sich regelmäßig zu treffen, um zu tanzen und ihre Kultur zu pflegen. Derzeit wird noch ein Raum für diese Gruppe gesucht.
Die mit Abstand größte interkulturelle Veranstaltung war im Juni das deutsch-albanische Fest mit Aufstellung der Mutter-Teresa-Statue des albanisch-deutschen Kulturvereins Sali Çekaj. „Das war eine riesengroße Leistung von Sali Çekaj und ein tolles Fest mit vielen internationalen Gästen“, betonte Steinbüchler. Viel Anklang fand auch das Gastspiel „Bavaturka“ der Unterbiberger Hofmusik und abgerundet wurde die Veranstaltungsreihe durch mehrere interreligiöse Dialog-Veranstaltungen – mal christlich islamisch, mal christlich-buddhistisch.
„Wir möchten die interreligiöse Arbeit weiter vorantreiben, weil der Dialog fundamentalistischen Tendenzen entgegenwirkt “, erklärte Sepp Steinbücher. So plant er die Gründung eines christlich-islamischen Gesprächskreises. Außerdem soll es im künftigen Bürgerpark auf dem Gartenschau-Gelände einen „Baum der Religionen“ bzw. „Baum des Friedens“ geben. Steinbüchler zitierte den Theologen Hans Küng: „Es gibt keinen Frieden zwischen den Nationen ohne Frieden zwischen den Religionen. Es gibt keinen Frieden zwischen den Religionen ohne den Dialog der Religionen.“ Außerdem plant der Kulturverein für die Gartenschau Auftritte von Folkloregruppen sowie das Erzählen internationale Märchen, auch für Erwachsene.
„Die Stadt Pfaffenhofen weiß, welch wertvolle Arbeit der Internationale Kulturverein bei der Integration leistet“, erklärte der Integrationsreferent Reinhard Haiplik. Der Stadtrat unterstütze den Verein daher mit jährlichen Zuschüssen und die Stadt habe jetzt auch hauptamtliche Kräfte für Integration eingestellt. Frederike Gerstner, die seit Februar hier tätig ist, stellte die bisherigen Aktivitäten und Projekte der Integrationsstelle vor, die sich vor allem als Netzwerk- und Anlaufstelle für Menschen mit Migrationshintergrund noch weiter ausbauen will.
Zum Abschluss bedankte Sepp Steinbüchler sich bei einigen Mitgliedern, deren Aufgabenfeld in den letzten Monaten besonderen Einsatz erforderte: AK Asyl-Leiterin Gabi Dettke, 2. Vorsitzender Manfred Büttner, Kassiererin Marita Emrich und die beiden Kassenprüferinnen Renate Popp und Maria Yu freuten sich über Blumen und ein Geschenk.
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