Von Bachläufen umgebene Idylle: Die Insel und ihre Geschichte
Die Kleine Gartenschau 2017 zieht bereits in der Vorbereitungsphase die Bewohner in ihren Bann. Gespannt blickt die Bevölkerung auf die großen Areale, die seit einem Jahr für die Ver-anstaltung umgestaltet werden. Die „Insel“ als einer der Bereiche, die dabei im Mittelpunkt stehen, kann auf eine interessante Geschichte zurückblicken. Insbesondere in den letzten 100 Jahren hat sie sich stark verändert.
Bebauung und Gewerbe im Süden der früheren Stadtbefestigung
Der Bereich der Insel, der sich auf einer Fläche von 250 Meter x 70 Meter erstreckt, lag ur-sprünglich außerhalb des geschützten, mit einer Stadtmauer befestigten Bereichs der Stadt Pfaffenhofen. Hier, in der sogenannten „Unteren Vorstadt“, lebten in einfachen Verhältnissen Taglöhner und Handwerker.
Die Insel war schon im 16. Jahrhundert bebaut. Einzelne Gebäude dienten zunächst als Stal-lungen, aus denen später Wohnhäuser entstanden. Neben den dort ansässigen Kleinhandwer-kern lebten aber auch Inhaber besonderer Berufe auf ihr. Eines der früheren Wohnhäuser wurde vom Stadttambour, der Bekanntmachungen durch Trommelschläge ankündigte, be-wohnt, ehe es in den Jahren 1802 bis 1806 der evangelische Kleinuhrmacher Friedrich Anton Bosch aus Augsburg innehatte. In einem benachbarten Gebäude lebten über Jahrzehnte kur-fürstliche Amtsleute wie der Überreiter Johann Wunderer, der Revierförster Kainz, und die Regierungsratswitwe Kreszenz Leinfelder.
Veränderungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Einen neuen Charakter bekam die Insel im beginnenden 20. Jahrhundert, als sich hier ein grö-ßerer Betrieb ansiedelte. Im Jahr 1902 erwarb der Wagenmacher Johann Demmel das Haus am westlichen Ende und errichtete dort zwei Jahre später eine Imprägnier- und Kyanisieranstalt. Er blieb dort über Jahrzehnte erfolgreich mit dem Behandeln von Hopfenstangen, Tele-fonsäulen und Eisenbahnschwellen.
Erholungsraum der Stadtbewohner vor 100 Jahren
Der Bereich der Insel war, in unmittelbarer Nähe des „Promenadewegs“, der heutigen Schul-straße gelegen, schon vor über 100 Jahren ein beliebter und vielbesuchter Erholungsraum der Bevölkerung. Die sie umfließenden Bachläufe boten die Möglichkeit, die Füße ins Wasser zu halten und die Ruhe außerhalb der Stadt zu genießen. Zudem dienten die mit Schilf bewach-senen und sanft zum Wasser hin abfallenden Uferbereiche als Waschplätze der Pfaffenhofene-rinnen.
Betoneinfassung für die Insel
Im Zuge der Mitte der 1930er Jahre vollzogenen Ilmregulierung in Pfaffenhofen verschwan-den die natürlichen Einfassungen der Insel. Ilm und Schwarzbach erhielten ein Betongewand, um der wiederholten Überschwemmungen im Stadtbereich Herr zu werden. Diese Ausprä-gung nahm der Insel ihr natürliches Aussehen, die Aufgabe mehrerer Häuser im Lauf des 20. Jahrhunderts trug zum Niedergang des Areals bei.
Befreiung von den gegossenen Schranken und „Wiederentdeckung“ der Insel
Nach der Sanierung des Untergrunds der Insel und der Neugestaltung der Oberfläche zu Be-ginn des dritten Jahrtausends mehrten sich die Stimmen, das Areal für Open-Air- und künstle-rische Veranstaltungen zu nutzen. In den folgenden Jahren zeigten sich erste Ergebnisse dieser Bestrebungen. Unter anderem wurde die Kurzfilmnacht auf der Insel zu einem beliebten Event, das die Insel wieder in den Blickpunkt der Bevölkerung rückte.
Die Kleine Gartenschau lässt die Insel wieder zu einem Kleinod werden
Unter dem Motto „Pfaffenhofen an die Ilm“ wird die Insel im Zuge der Vorbereitung auf die Gartenschau wiederentdeckt und zur „grünen Lunge“ umgestaltet. Die Renaturierungsmaß-nahmen, die Beseitigung der Betoneinfassungen und die Gestaltung natürlicher Zugänge zu Ilm und Schwarzbach werten das Areal wieder auf und machen es zu einem Ort der Begegnung und des Entdeckens der Natur.
Autor:Stadtarchiv Pfaffenhofen an der Ilm aus Pfaffenhofen |
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