Weihnachten vor 100 Jahren - Passionsspiel, Geschenke und sportliches Vergnügen
Das Weihnachtsfest wirft heutzutage spätestens im Oktober seine ersten Schatten voraus, wenn in den Kaufhäusern Geschenkartikel und Süßigkeiten für das große Fest bereitstehen. Vor gut 100 Jahren starteten die Vorbereitungen erst in den letzten beiden Wochen vor den Weihnachtstagen, doch arbeiteten Stadt, Vertreter der Geistlichkeit und Geschäftsleute schon damals an einem abwechslungsreichen Programm und an einem breiten Angebot an Geschenkartikeln.
Weihnachten 1884: Von Hast und materiellen Wünschen bestimmt?
Bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert verbanden die Menschen Weihnachten einerseits mit dem Fest des Hauses, der Familie und der Liebe, andererseits spürte man aber schon die Hektik der schneller taktenden Zeit. Im Weihnachtsgruß des Amtsblatts von 1884 hieß es damals kritisch: „Immer strenger, härter und gewaltiger hat sich in unserer schnelllebigen Zeit der Kampf um’s Dasein gestaltet, immer größer und heißer ist das Ringen nach materieller und geistiger Wohlfahrt auf unserer Erde geworden.“ Töne dieser Art hätte man damals noch nicht erwartet, doch die Eisenbahn und erste technische Neuerungen beschleunigten den Alltag, die Geschäfts- und Berufswelt erlebte in wirtschaftlich unsicheren Zeiten den Beginn eines schärfer werdenden Konkurrenzkampfes.
Aktionen der Geschäftsleute im Vorfeld des Weihnachtsfests
In den Auslagen der Geschäfte waren ab Anfang Dezember viele Geschenkideen für ihn und sie und natürlich für die Kinder zu sehen. Der Glaser und Zinngießer Walter Nicolasch (Hauptplatz 17) präsentierte 1867 „Galanteriewaren“ (modische Accessoires, Schmuck und Döschen) und Spielwaren aus Glas, Ton und Bronze für die Kinder. Reisetaschen, Brieftaschen und Notizbücher, die es beim Sattler Andreas Bauer an der Ecke Ingolstädter/Löwenstraße gab, zählten ebenso zu beliebten Geschenken wie elegante Taschen- und Standuhren bei Uhrmacher Jakob Braun (Ingolstädter Straße 16). Die Geschäftsleute suchten schon damals mit ansprechenden Dekorationen ihre Kundschaft zum Kauf von Geschenken zu bewegen.
Passionsspiel 1898 in Pfaffenhofen
Ein großes Projekt nahm sich im Dezember 1898 der hiesige Benefiziat Hartig vor. Mit einheimischen und auswärtigen Musikern sowie 160 Mitwirkenden aus der Bevölkerung inszenierte er das Passionsspiel „Die Passion. Das Leiden unseres Herrn Jesu Christi“ von Heinrich Fidelis Müller. Die drei Aufführungen wurden zu einem großen Erfolg. Der große, mit bis zu 900 Besuchern (1/4 der damaligen Stadtbevölkerung!) restlos überfüllte Amberger-Kellersaal war Schauplatz des christlichen Spiels, das mit „lebenden Bildern“ und musikalischer Begleitung Leben und Leiden Christi vor Augen führte. Aus feuerpolizeilichen Gründen waren unter den Besuchern auch zahlreiche Feuerwehrmänner Pfaffenhofens, die hinter der Bühne eine Feuerspritze für den Ernstfall platziert hatten.
Die sportliche Seite des Weihnachtsfests: Pferderennen und Eislaufen
Schon vor über 100 Jahren gab es im Umfeld der Weihnachtstage Sportveranstaltungen. Die Schützenvereine hielten ihre traditionellen Weihnachtsschießen ab und in Haimpertshofen fand das althergebrachte Pferderennen statt. Zur Freude der Pfaffenhofener Kinder stellte Brauereibesitzer Anton Müller bereits um 1900 seine Eisweiher zum Schlittschuhlaufen zur Verfügung.
Christkindlmarkt und Illumination des Hauptplatzes
Seit dem beginnenden 20. Jahrhundert und noch bis in die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts fand in Pfaffenhofen der Christkindlmarkt traditionell am ersten Sonntag im Dezember statt. An diesem Tag hatten die Ladengeschäfte ganztägig geöffnet, jedoch gab es noch kein größeres Begleitprogramm. Die Beleuchtung und Dekoration des Hauptplatzes erfolgte auf Initiative des Pfaffenhofener Gewerbeverbandes erst ab den 1960er Jahren, um ein ansprechendes Ambiente für die Weihnachtseinkäufe zu schaffen. Seit gut 40 Jahren gehört die Montage der Lichterketten und Weihnachtssterne an den Häusern zum festen Vorweihnachtsprogramm der Stadt, das bis in die jüngste Zeit mit neuen Aktionen die Bevölkerung auf das Weihnachtsfest einstimmt.
Autor:Stadtarchiv Pfaffenhofen an der Ilm aus Pfaffenhofen |
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