"Wesentlich mehr als nur Hausaufgabenhilfe“
AWO übernimmt Trägerschaft für Schülerbetreuung an der Ganztagsschule
Die Grundschule Pfaffenhofen am Kapellenweg ist die erste gebundene Ganztagsschule im Landkreis. Seit dem Schuljahr 2017/2018 wurde sie als Ganztagsschule aufgebaut und neuerdings haben alle acht Klassen von der ersten bis zur vierten Jahrgangsstufe Ganztagsunterricht. Dabei hat im September die Trägerschaft für die Betreuung der Kinder am Mittag und Nachmittag gewechselt: Die liegt die nicht mehr in Händen der Caritas, sondern der Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt (AWO) ist der neue Träger.
Für die Kinder hat sich aber wenig geändert: Die AWO hat das bisherige Betreuerteam größtenteils übernehmen können und so bleiben die engen Beziehungen erhalten, die manche Mädchen und Buben bereits seit Jahren zu ihren Betreuerinnen haben. Die AWO hat das Team sogar noch aufgestockt, sodass jetzt zehn Mitarbeiterinnen – und neuerdings auch ein männlicher Kollege – im Einsatz sind. Und bei Bedarf kann auch für Ersatzkräfte gesorgt werden.
Mit der Einführung gebundener Ganztagsschulen will der Staat den veränderten gesellschaftlichen Strukturen und Betreuungsbedürfnissen gerecht werden. Vor allem sollen damit berufstätige Eltern und Alleinerziehende unterstützt und soziale Ungleichheiten abgefedert werden. So geht es in der Ganztagsschule sowohl um Bildung als auch um Erziehung und Betreuung. Für den AWO-Kreisvorsitzenden Volker Hoppe ist die gebundene Ganztagsschule sehr wichtig, allerdings wird sie seiner Meinung nach noch „sozialpolitisch unterschätzt“.
„Für uns als AWO-Kreisverband ist dieses Projekt eine neue Aufgabenstellung im Landkreis, die wir aber gern angenommen haben“, erklärt Hoppe, und gerade darum ist er sehr froh, dass die bewährten Mitarbeiterinnen auch unter der neuen Trägerschaft weitermachen. Und die Betreuerinnen ihrerseits sind mit ihrem neuen Arbeitgeber sehr zufrieden: „Wir haben einen engeren Draht zum Vorstand und dadurch sind wir effektiver“, erklärt die Teamleiterin Laura Aigmann. Sie hatte bereits während ihres Pädagogikstudiums in der Ganztagsbetreuung an der Niederscheyerer Schule mitgearbeitet und hat so den für sie richtigen Beruf gefunden.
Ihre Begeisterung für ihre Arbeit merkt man Laura Aigmann an. „Das ist ein tolles Projekt und es funktioniert sehr gut. Und jeder Tag ist eine Herausforderung.“ Nur mit dem Image kann sie sich nicht anfreunden: „Das ist wesentlich mehr als Hausaufgabenhilfe. Eigentlich machen wir die Arbeit von Jugendsozialarbeitern für Grundschüler.“ Da kann ihre Stellvertreterin Gesa Minkenberg nur zustimmen: „Wir leisten viel sozialpädagogische Arbeit und sind auch erzieherisch tätig.“ Dabei outet sie sich selbst als „Fan dieser Schule“, denn sie war viele Jahre Religionslehrerin an der Haupt- bzw. Mittelschule. Jetzt arbeitet sie als Pensionärin an zwei Tagen pro Woche in der Ganztagsbetreuung mit und sie erzählt, was da alles zu tun ist und wie vielfältig die Tätigkeiten sind.
„Wir sind beim Mittagessen dabei und zeigen bei Bedarf auch, wie man mit Messer und Gabel isst. Wir sind Seelentröster und Therapeuten und oft auch ein bisschen Mama-Ersatz.“ Und natürlich gibt es schulische Aufgaben zu erfüllen, die von den Lehrern gestellt werden.
Unterrichtsthemen werden vertieft und intensiviert, Stoff wird wiederholt und geübt, oft auch in kleinen Gruppen. Und wenn dann ein Kind mit seinen Aufgaben früher fertig ist als andere, darf es schon mal vom Klassenraum ins benachbarte Spielzimmer wechseln. Überhaupt wird sehr viel spielerisch gearbeitet und natürlich dürfen die Kinder auch so oft wie möglich nach draußen. Immerhin sind die Mädchen und Buben erst sechs bis zehn Jahre alt und haben schon eine 30- oder 36-Stunden-Woche.
Ganz begeistert sind Laura Aigmann und Gesa Minkenberg von ihrem sehr bunten Team: „Wir kommen aus verschiedenen Bereichen und Kulturen, haben unterschiedlichen beruflichen Hintergrund, aber wir ergänzen uns hervorragend.“ Dabei fühlen sie sich von der Schulleitung und den Lehrkräften anerkannt und „gehören zur Schulfamilie“. Ebenso froh sind sie über die sehr guten Rahmenbedingungen und räumlichen Gegebenheiten in dem neuen Schulhaus. Da gibt es neben den Klassenzimmern nicht nur Spielzimmer, sondern auch Ruheräume, in die sich Kinder mal zurückziehen können, um ungestört zu lesen oder zu malen.
In ihrer Mittagspause freuen die Kinder sich übrigens immer sehr über ein paar „große Freunde“, die mit ihnen Fußball spielen oder basteln: Gesa Minkenberg hat im vergangenen Jahr einige Neuntklässler von einer Patenschaft überzeugen können. Diese helfen seither nach Schulschluss eine Dreiviertelstunde mit großem Engagement bei der Betreuung der Grundschüler mit. Abwechselnd holen die acht „Großen“, die mittlerweile schon die 10. Klasse besuchen, die „Kleinen“ vom Mittagessen ab und spielen mit ihnen.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.