Mikroplastik in heimischen Gewässern – (k)ein Problem?
Plastik in den Weltmeeren stellt seit einigen Jahren ein ernstzunehmendes und doch mittlerweile recht bekanntes Problem dar. Durchschnittlich 18.000 Plastikmüllpartikel treiben mittlerweile auf jedem Quadratkilometer Meeresoberfläche. Jährlich landen bis zu 30 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle im Meer, allein Europa ist für 3,4 bis 5,7 Millionen Tonnen des Plastikmülls in den Ozeanen verantwortlich, so eine Studie, die vom Umweltbundesamt in Auftrag gegeben wurde. Durch Wind, Wetter und Gezeiten zerfallen diese Kunststoffe in immer kleinere Partikel. Dazu kommen Plastikpartikel, die in einer Vielzahl von Reinigungsmitteln und kosmetischen Produkten enthalten sind und Kunststofffasern aus Textilien – pro Waschgang lösen sich allein aus einem Polyesterpulli durchschnittlich 1.900 Fasern -, die über das Abwasser in die Gewässer gelangen.
Erstmals wurden in den 1970er Jahren Plastikpartikel kleiner fünf Millimeter, so genannte Mikroplastikpartikel, in den Ökosystemen der Meere nachgewiesen. Diese sind im gesamten Meer, von der Wasseroberfläche bis in große Tiefen, vorhanden.
Doch das Plastik belastet nicht nur die Ozeane, auch heimische Gewässer sind betroffen. Im Auftrag des Bayerischen Umweltministeriums untersuchen die Universität Bayreuth und die Technische Universität München zusammen mit dem Landesamt für Umwelt seit 2014 diverse Gewässer in Bayern auf Mikroplastikpartikel und Plastikmüll. Erste Zwischenergebnisse zeigen, dass Mikroplastik in allen bisher untersuchten Gewässer- und Schlammproben nachgewiesen wurde. In Donau und Altmühl, in der Isar und im Starnberger See, Ammersee und Chiemsee konnten mittlere bis geringe Mengen der Plastikkleinstpartikel festgestellt werden. Am Ufer des Starnberger Sees wurde mit 831 Partikeln pro Quadratmeter die höchste Belastung gemessen.
Welche Wirkung diese auf den Menschen haben, darüber bestehen noch keine gesicherten Erkenntnisse. Die Partikel gelten jedoch als potentiell gefährlich, da sie über Fische in die Nahrungskette des Menschen gelangen können. Die möglichen Auswirkungen auf Tier- und Pflanzenwelt werden daher ebenfalls im Rahmen des Forschungsauftrags untersucht. Ergebnisse werden bis Ende 2017 erwartet.
Was können Sie also tun, um selber möglichst wenig zur Unmenge der Mikroplastikteilchen beizutragen? Der wichtigste Rat zur Eindämmung bei der Entstehung von Mikroplastik lautet: Entsorgen Sie Ihre Abfälle immer über das passende Rücknahmesystem und lassen Sie diese nicht in der Umwelt zurück. Auch können Sie bewusst auf Produkte verzichten, die Kunststoffe enthalten und in Plastikverpackungen stecken. Machen Sie sich schlau, welche Ihrer Kosmetika, Shampoos und Duschgels Kunststoffe (zum Beispiel Polyethylen) enthalten und greifen Sie künftig zu anderen Produkten. Informationen dazu erhalten Sie beispielsweise über Umwelt- und Verbraucherverbände.
Kunststoff in der Ostsee – Eichstätter Studentin forscht zu Mikroplastik
Plastik in den Weltmeeren stellt seit einigen Jahrzehnten ein ernst zunehmendes Problem dar. Wie stark sind die deutschen Meere und Gewässer mit Kunststoffpartikeln belastet? Kira Rehfeldt, Studentin an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, ist dieser Frage in ihrer Abschlussarbeit nachgegangen. Das Landratsamt Pfaffenhofen a.d.Ilm hat Frau Rehfeldt zu ihren Erkenntnissen befragt.
Sie haben sich in Ihrer Masterarbeit mit Mikroplastikpartikeln in der Ostsee beschäftigt. Was haben Sie untersucht und wie sind Sie vorgegangen?
In den 1970er Jahren wurden Plastikpartikel kleiner fünf Millimeter, so genannte Mikroplastikpartikel, erstmals in den Meeren nachgewiesen. Diese sind im gesamten Meer von der Wasseroberfläche bis in große Tiefen vorhanden. Ich habe die Verteilung von Mikroplastik entlang der deutschen Ostseeküste und der Darß-Zingster-Boddenkette in den oberen 15 Zentimetern der Wassersäule untersucht. Dazu war ich an Bord des Forschungsschiffes ALDEBARAN und habe von mehreren Küstenabschnitten Mikroplastikwasserproben genommen. In Eichstätt habe ich die Proben im Labor aufbereitet und mit einem Lichtmikroskop untersucht. Mit einem speziellen Algorithmus konnte ich die Polymerart und die Größe der Mikroplastikteilchen identifizieren.
Was haben Sie bei Ihren Untersuchungen herausgefunden?
Die Analysen haben ergeben, dass in allen Proben Mikroplastikpartikel nachweisbar waren. An Einbuchtungen der Küste habe ich erhöhte Partikelkonzentrationen festgestellt. Meine Untersuchungen haben außerdem gezeigt, dass 70 Prozent der Teilchen aus Polyethylen bestehen, die anderen hauptsächlich aus Polypropylen und Polystyrol. Die Partikel waren vorwiegend kleiner als 1,5 Millimeter.
Nach aktuellem Forschungsstand stammt Mikroplastik im Meer zu 75 bis 90 Prozent vom Land, nur 10 bis 25 Prozent hat seinen Ursprung im Ozean. Klärwerke, Produktions- und Weiterverarbeitungsanlagen gelten als potentielle Quellen für Mikroplastik. Aus dem häuslichen Bereich stammen insbesondere Mikroplastikperlen aus der Kosmetik oder synthetische Fasern aus der Wäscherei. Um das zu verdeutlichen: In einem Kleidungsstück aus Fleece oder Polyester werden pro Waschgang 1.900 Fasern freigesetzt. Allerdings können in den Kläranlagen nicht sämtliche Mikroplastikpartikel herausgefiltert werden. Eine andere Plastikquelle ist die Fischerei in der Ostsee. Hier gehen jährlich jede Menge synthetische Netze und Angelschnüre im Meer verloren oder werden vielmehr dort entsorgt. Durch die Umwelteinflüsse, wie z.B. den Wellengang und die Sonneneinstrahlung, zersetzen sich die Plastikprodukte in kleinste Teilchen und enden als Mikroplastik in der Ostsee.
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