Bleiben wir zuversichtlich! Wie uns Bewegung, Musik, Glaube und Achtsamkeit stärken
Es ist nicht leicht, in diesen Tagen zuversichtlich zu bleiben. Negative Schlagzeilen und die allgemeine Stimmung sorgen zusammen mit ganz unmittelbaren persönlichen Nöten dafür, dass uns der Glaube an eine bessere Zukunft manchmal fehlt. Doch es gibt von Mensch zu Mensch Unterschiede. Denn während der eine vom Schicksal gebeutelt vielleicht jede Hoffnung verliert, kann ein anderer voll Zuversicht das Beste erwarten.
Musik und Sport
„Zuversicht ist unendlich, wenn der Mensch will. Aber viele wollen das nicht“, sagt Hans Herget. Der grauhaarige Rentner ist Hobbymusiker aus Passion. Wo Menschen zu seinen Keyboard-Melodien gemeinsam tanzen, wo sie zusammen irgendwo Sport treiben oder durch die Landschaft wandern, spüren sie in genau diesem Moment meist nichts von all den Sorgen, die unsere Welt gerade plagen. Sport und Bewegung helfen unabhängig vom Alter gegen schlechte Stimmung, das ist wissenschaftlich erwiesen. Denn Sport baut in unserem Körper das Stresshormon Cortisol ab. „Wir müssen uns gerade dann bewusst aufraffen, nochmal spazieren zu gehen oder Sport zu machen. Die meisten kennen das: wenn man vom Sport zurückkommt, dann geht es einem besser und man denkt: gut, dass ich das gemacht habe“, sagt Theresia Lohmaier. Sie ist die Fachdienstleiterin der Beratungsstelle für psychische Gesundheit bei der Caritas Pfaffenhofen.
Gesunder Körper – gesunder Geist
Das Wohlsein des Körpers spielt eine entscheidende Rolle für unser seelisches und psychisches Wohlbefinden. Neben dem Sport helfen auch Yoga oder Entspannungsübungen. Kostenlose Angebote gibt es auf den Internetseiten der meisten Krankenkassen. Der Vorteil ist, dass man diese Übungen auch zwischendurch mitten in einem stressigen Arbeitstag machen kann: einfach mal fünf Minuten lang Türe zu, Augen zu und ganz bewusst bei sich selbst ankommen.
Man ist, was man isst
Auch wer sich bewusst ernährt, ist besser drauf. „Einmal am Tag essen ist nicht so gut. Besser öfter warme Mahlzeiten auf den Tag verteilt, ausgewogene Ernährung, wenig Zucker, viel Vollkorn. Das hält den Insulinspiegel gleichmäßig hoch. Die Schokolade zwischendurch jagt den Insulinspiegel in die Höhe, danach fällt er wieder schnell ab. Damit kommt der Heißhunger und die Stimmung schwankt“, erklärt die Sozialpädagogin.
Nachrichtenflut
Zu Lohmaier und ihrem Team kommen jetzt immer öfter Menschen, die durch die Nachrichten über den Krieg in der Ukraine, steigende Energie- und Lebensmittelpreise oder die Angst vor Corona und anderen Krankheiten zusätzlich verunsichert werden. Eine der einfachsten Maßnahmen ist es dann, die Flut von negativen Nachrichten erst einmal abzustellen. „Das Smartphone muss seinen Besitzer nicht den ganzen Tag mit jeder Schlagzeile oder mit jedem aufgeregten Kommentar in den sozialen Medien bombardieren“, sagt Lohmaier.
Ins Tun kommen
Gegen die weltweiten Krisen kann der Einzelne nichts tun, wohl aber etwas am Umgang damit verändern. „Oft fühlen wir uns so hilflos. Da ist es wichtig, ins Tun zu kommen. Auch mit Kleinigkeiten. Ich kann für mich selbst etwas Positives tun und erleben. Das reduziert den Stress und lässt uns mit Belastungen besser umgehen“, rät Lohmaier ihren Klientinnen und Klienten. Dann gilt es, nach etwas Positivem im Leben zu suchen, sich darauf zu besinnen, was einem früher gut getan hat, und das einfach mal auszuprobieren.
Andere treffen
Ein wichtiger Faktor sind soziale Kontakte. Der 70-jährige Heinz Jochen Lätzsch vergisst zusammen mit seiner Frau beim Tanzen mit Gleichgesinnten die Sorgen: „Es ist wichtig, dass man rausgeht und in die Öffentlichkeit geht und sich nicht unterkriegen lässt. Nicht einfach zuhause sitzen und zum Fenster rausgucken. Wir sind froh, dass wir hier in der Gemeinschaft so gut aufgenommen werden.“ Theresia Lohmaier bestätigt das. Sie beobachtet, dass sich viele zurückziehen, wenn es ihnen schlecht geht. „Sie haben keine Lust mehr, Freunde zu treffen, keinen Antrieb mehr, keine Kraft, sich aufzuraffen, spazieren zu gehen oder zu laufen. Gerade wenn es einem nicht gut geht, sollte man rausgehen, soziale Kontakte pflegen. Das ist eine Ressource. Der Mensch ist ein soziales Wesen“, so ihr Appell.
Helfende Freunde
Aufmerksame Freunde bemerken es sofort, wenn es jemand in ihrem Umfeld schlecht geht. Ihnen rät Lohmaier, das Stimmungstief anzusprechen, ohne sich aufzudrängen. „Wenn man selbst stabil ist, dann kann man das machen. Man muss sich aber selbst reflektieren und wenn man feststellt, dass einem das selber nicht gut tut, dann ist nichts gewonnen. Man kann nie für jemand anderen etwas regeln. Das muss derjenige selber wollen“, räumt sie ein. Manchmal hilft es auch, jemanden in einer schwierigen Situation zu motivieren, dass er oder sie sich professionelle Hilfe sucht. Die findet man zum Beispiel bei der Beratungsstelle der Caritas. Wer sich in einer Krise befindet, erhält dort kostenfrei Beratung und fachmännische Unterstützung.
Trost im Glauben
Viele Menschen finden in schwierigen Zeiten auch Trost und Zuversicht im Glauben. Pfarrer George Spanos beobachtet, dass auch hier die Gemeinschaft eine große Rolle spielt: „Jeden Tag darf ich erleben: Viele Menschen packen an, stehen gemeinsam für eine Sache und füreinander ein: egal ob beim ökumenischen Friedensgebet, in der Tafel, deren Trägerin unsere Kirchengemeinde ist, bei großen und kleinen Veranstaltungen in unserer Gemeinde und auch in meiner Familie.“ Sein katholischer Kollege, Stadtpfarrer Albert Miorin berichtet aus seinem ganz persönlichen Umfeld, „Zuversicht schenken mir liebe Menschen, die mich begleiten und für die ich da sein darf: Freundinnen und Freunde, Familie, Menschen, die ich durch meinen Beruf als Pfarrer kennen- und schätzen gelernt habe, die mich ermutigen, manchmal bremsen, motivieren und stärken.“ Recep Bal, erster Vorsitzende der türkisch-islamischen Gemeinde in Pfaffenhofen, besinnt sich in schwierigen Zeiten auf die Familie und die Kinder. „Die Kinder sind die Zukunft der Familie und der Gesellschaft. Wenn die Kinder vernachlässigt und im Stich gelassen werden, können die Familie und die Gesellschaft nicht zuversichtlich in die Zukunft blicken. Alle Kinder verdienen das Schöne und das Gute“, mahnt er.
Achtsamkeit
Wenn es darum geht, zuversichtlich zu bleiben, hat jeder Mensch sein eigenes Erfolgsrezept oder kann sein eigenes finden. Egal dabei ist, ob der Schwerpunkt auf Sport, Religion, Gemeinschaft, Ernährung oder etwas anderem liegt. Wichtig ist bei allem, was wir tun, dass wir mit unserem Geist, unserer Seele und unserem Körper achtsam umgehen, so wie mit unseren Mitmenschen auch. Und niemand sollte sich davor scheuen, Freunde oder professionelle Anlaufstellen um Hilfe zu bitten, wenn das Loch, in das man gefallen ist, einmal zu tief ist.
George Spanos, Pfarrer in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde:
Jeden Tag darf ich erleben: Viele Menschen packen an, stehen gemeinsam für eine Sache und füreinander ein: egal ob beim ökumenischen Friedensgebet, in der Tafel, deren Trägerin unsere Kirchengemeinde ist, bei großen und kleinen Veranstaltungen in unserer Gemeinde und auch in meiner Familie. Eine meiner Töchter plant gerade ihre Hochzeit! Zuversicht ist angesagt gerade, wenn ich den Kopf nicht in den Sand stecke, sondern gemeinsam mit anderen Lösungswege für anstehende Probleme suche! Der Glaube trägt mich, dass Gott so ganz handfest seine Verheißung erfüllt: „Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht? Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde.“ (Die Bibel, Jesaja 43,19)
Recep Bal, Vorsitzender der türkisch-islamischen Gemeinde Ditib:
Die Kinder sind die Zukunft der Familie und der Gesellschaft. Wenn die Kinder vernachlässigt und im Stich gelassen werden, kann die Familie und die Gesellschaft nicht zuversichtlich in die Zukunft blicken. Die Menschheit wird keinen Frieden erlangen können, wenn sie das Wohl der Kinder unbeachtet lässt und deren Zukunft nicht gestaltet. Die Menschheit wird keine Errettung erlangen, solange man die Kinder nicht als „die kleinen und ehrenwerten Statthalter (Kalife) der Welt“ ansieht. Kinder sind sündenlos und alle Kinder verdienen das Schöne und das Gute.
Albert L. Miorin, Pfarrer der katholischen Stadtpfarrei:
Ich bin ein sehr zuversichtlicher Zeitgenosse. Die Gründe hierfür sind für mich folgende:
Wenn ich auf meinen bisherigen Lebensweg zurückblicke kann ich feststellen: Alles ist immer wieder, oft überraschend und unerwartet, gut geworden. Gerade auch Situationen, die mich herausforderten, zu denen ich einfach „Ja“ gesagt habe, ohne konkret zu ahnen oder zu wissen, was mich erwartet, sogar Dinge, vor denen mir bang war, in deren Zusammenhang mich Sorgen oder Ängste beschlichen.
Zuversicht schenken mir liebe Menschen, die mich begleiten und für die ich da sein darf: Freundinnen und Freunde, Familie, Menschen, die ich durch meinen Beruf als Pfarrer kennen- und schätzen gelernt habe, die mich ermutigen, manchmal bremsen, motivieren und stärken.
Zuversicht gibt mir mein Glaube. Von Gott weiß ich mich gehalten, angenommen und geliebt trotz meiner Ecken und Kanten. Seine Geistkraft traut mir etwas zu, begleitet, erfreut und tröstet mich, lässt mich kreativ sein und mich meine Persönlichkeit entfalten, meinen Weg gehen, erspart mir Anpassung und den Vergleich mit anderen.
Autor:PAF und DU Redaktion aus Pfaffenhofen |
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