Ängste, Sorgen und Hoffnungen
100 Besucher beim Friedensgebet
Ebenso nachdenklich wie hoffnungsvoll stimmende Texte und Lieder, eindrucksvolle Schilderungen einer ukrainischen Flüchtlingsfamilie und wunderschönen Chorgesang von „Chorisma“ erlebten rund 100 Besucher am Mittwochabend beim Friedensgebet der Religionen im Pfaffenhofener Bürgerpark.
Der Internationale Kulturverein Pfaffenhofen (IKVP) hatte gemeinsam mit den örtlichen Kirchen und Religionsgemeinschaften zu diesem mittlerweile 6. Friedensgebet eingeladen, das seit der Gartenschau 2017 jeden Sommer am bunt geschmückten Baum der Religionen stattfindet. Nachdem der eigentliche Termin vor zwei Wochen wegen des wechselhaften Wetters abgesagt werden musste, strahlte jetzt die Sonne. Allerdings fiel diesmal die Technik aus, und das fehlende Mikrofon machte es den Rednern schwer. Trotzdem war das Fazit am Ende der Veranstaltung rundum positiv, und die Besucher freuten sich über eine gelungene Veranstaltung und eine kleine hölzerne Friedenstaube, die jeder als Hoffnungszeichen mit heimnehmen durfte.
Sepp Steinbüchler, ehemals Vorsitzender des IKVP und Pastoralreferent der katholischen Stadtpfarrei, führte durch die Veranstaltung, die unter dem Thema „Ängste, Sorgen und Hoffnungen – Auf der Suche nach Frieden“ stand. Er schilderte die gegenwärtige Situation vieler Menschen, die sich eigentlich auf einen unbeschwerten Nach-Corona-Sommer gefreut hatten und denen nun der Ukrainekrieg Angst macht, die unsicher sind angesichts steigender Preise und beunruhigender Energie-Engpässe. Und noch viel schlechter geht es den Flüchtlingen – ob aus der Ukraine oder einem der vielen anderen Kriegs- oder Krisenländer – die ihre Heimat verlassen mussten, hier vor dem Nichts stehen und Angst um ihre zurückgebliebenen Freunde und Verwandten haben.
Beispielhaft erzählte die 34-jährige Ukrainerin Tetiana von ihrer Familie, ihrer Entscheidung, zusammen mit ihrem kleinen Sohn und ihrer Mutter Zina die Heimatstadt in der Westukraine zu verlassen und nach Pfaffenhofen zu fliehen. Hier lebt bereits seit ein paar Jahren ihre Schwester Natalia, die beim Friedensgebet auch die Übersetzung in perfektes Deutsch übernahm. Tetianas Mann und ihr Vater mussten, wie fast alle ukrainischen Männer, im Land bleiben, um womöglich gegen die Russen zu kämpfen. Tetianas Familie hat enge Verwandte in der Ostukraine und das Verhältnis untereinander ist seit Kriegsbeginn sehr schwierig, da diese den grausamen Krieg als eine notwendige „spezielle Operation“ betrachten.
Tetiana bedankte sich ganz herzlich bei ihrer Gastfamilie in Pfaffenhofen und bei allen, die Flüchtlinge aufnehmen oder ihnen helfen. Auch wenn sie zurzeit eine Rückkehr in ihre Heimat für zu ungewiss und gefährlich hält – nicht zuletzt auch für ihren kleinen Sohn – wünschen sie und ihre Mutter sich nichts mehr als Frieden und hoffen ganz stark, bald zu ihren Männern in die Ukraine zurückkehren zu können.
„Was kann man darauf antworten?“ fragte Sepp Steinbüchler und die anwesenden Vertreter der katholischen, evangelischen, freikirchlichen und neuapostolischen Gemeinden sowie der buddhistischen Gruppe gaben ihre Antwort in Form von hoffnungsvollen biblischen und buddhistischen Texten. Eine Meditation zum Symbol der Friedenstaube als Zeichen für Gottes Kraft und Geist, der die Menschen immer wieder bewegen will, Frieden zu suchen und zu stiften, rundete die Antwortsuche ab.
Hoffnungsfroh und stimmungsvoll waren auch die Lieder des Frauenchors Chorisma unter der Leitung von Albin Scherer, der u.a. mit dem „Abendsegen“, dem „Traditional Irish Blessing“ und dem hebräischen „Ghani Sheli“ auch Vorfreude weckte auf seine bevorstehenden Sommerkonzerte.
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