Achter Tisch der Religionen
Baptistengemeinde lud ein zum Tisch der Religionen
Um gegenseitiges Kennenlernen, Einblicke in andere Religionen oder Konfessionen und damit um die Förderung von Miteinander und Verständnis geht es beim Tisch der Religionen in Pfaffenhofen. Gemeinsam mit dem Internationalen Kulturverein lädt jedes Mal eine andere Kirche bzw. Religionsgemeinschaft dazu ein und diesmal war am 7.11.2014 die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Pfaffenhofen – also die Baptistengemeinde – der Gastgeber.
Der neue Pastor Lars Müller und der ehrenamtliche Gemeindeleiter Thorsten Henschel konnten Vertreter der katholischen Stadtpfarrei, der evangelisch-lutherischen Gemeinde, der Pfingstgemeinde, der Buddhisten, der türkisch-islamischen Gemeinde DiTiB, des albanisch-deutschen Kulturvereins Sali Cekaj und des internationalen Kulturvereins in ihrem schönen Gemeindehaus an der Ingolstädter Straße begrüßen. Auch die Stadt Pfaffenhofen ist immer mit am Tisch der Religionen vertreten und diesmal nahm 3. Bürgermeister Roland Dörfler teil.
Lars Müller, der im September die Nachfolge des langjährigen Pastors Hannes Neubauer angetreten hat, erläuterte im Wechsel mit Thorsten Henschel und einem der Ältesten der Gemeinde, Christoph Schäfer, die Besonderheiten des Baptismus, stellte die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Pfaffenhofen vor und zeigte die Strukturen des Bundes evangelisch-freikirchlicher Gemeinden auf. Die Ausführungen stießen auf großes Interesse und so hatten die Zuhörer im Anschluss viele Fragen, die es zu beantworten galt.
Großes Interesse hatten die Gäste aber auch am Gemeindehaus der Baptisten, das sehr zentral liegt und in den letzten Jahren in Eigenleistung immer wieder saniert und modernisiert wurde. Sehr angetan zeigten sich die Besucher nicht zuletzt von dem gemütlichen Café im ersten Obergeschoss, in dem die Baptisten sich jeden Sonntag nach ihrem Gottesdienst zu Kaffee und Kuchen sowie persönlichen Gesprächen treffen. Auch die Mitglieder des Tisches der Religionen luden die Baptisten hier zu Getränken und einem reichhaltigen Büfett ein, bei dem man sich näher kennenlernen und interessante Gespräche führen konnte.
Weltweit, so erläuterte Lars Müller in seinem Vortrag, gibt es rund 39,6 Millionen Baptisten, davon allein 30 Millionen in Nordamerika. Die 800 Baptisten-Gemeinden in Deutschland zählen insgesamt etwa 82.000 Mitglieder. Die Pfaffenhofener Gemeinde ist mit ca.80 Mitgliedern eine eher kleine Gemeinde mit einem großen Einzugsgebiet, das über den Landkreis Pfaffenhofen hinausgeht. Zu den 80 erwachsenen Mitgliedern kommen etwa 30 Kinder sowie einige Freunde, die mit am Gemeindeleben teilnehmen.
Schon der Name „Baptisten“ deutet darauf hin, dass die Taufe in dieser Kirche eine entscheidende Rolle spielt. Ganz typisch für die Baptisten ist denn auch die Erwachsenentaufe bzw. Glaubenstaufe, bei der der Täufling übrigens komplett untertaucht. Kinder erhalten bei den Baptisten zwar eine Segnung, zur Taufe müssen sie sich aber im Erwachsenenalter frei entscheiden. Da sind also der Glaube und die Überzeugung ausschlaggebend – und daher kritisieren die Baptisten auch die Kindertaufe der anderen christlichen Kirchen.
Die Erwachsenentaufe kann in einem natürlichen Gewässer stattfinden – die Pfaffenhofener Baptisten haben zum Beispiel schon Taufen im Heideweiher durchgeführt – aber auch eine Taufe im Freibad wäre denkbar. Nicht zuletzt gibt es aber auch ein großes begehbares Taufbecken in der Kirche der Baptisten, ganz dominant vorne im Altarraum. Dieses Becken stieß natürlich auch beim Tisch der Religionen auf großes Interesse und einige Teilnehmer folgen gern der Aufforderung „Betreten erlaubt!“
Die einzige Autorität, die die Baptisten anerkennen, ist die Bibel. Eine Hierarchie, wie bei anderen christlichen Kirchen, gibt es daher nicht. Es gilt das „Priestertum aller Gläubigen“ und jede Gemeinde entscheidet, ob sie einen Pastor will oder nicht. Die Pfaffenhofener Gemeinde hat sich, nachdem Pastor Hannes Neubauer schon ein Jahr weg war, entschieden, Lars Müller als Pastor anzustellen. Da die Gemeinde sich komplett durch freiwillige Spenden ihrer Mitglieder finanziert, wird auch der Pastor direkt von den Gemeindemitgliedern bezahlt. Bei den Baptisten gilt der Kongregationalismus, das heißt, dass jede Gemeinde autonom agiert – und dadurch sind die Gemeinden in ihren Ausrichtungen und Aktivitäten oft sehr unterschiedlich.
Im Raum Pfaffenhofen, so erläuterte Christoph Schäfer, beginnt die Geschichte der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde vor etwa 70 Jahren. Die erste Baptisten-Familie kam zum Ende des Zweiten Weltkrieges aus Ostpreußen nach Schachach und sie nahm anfangs regelmäßig an den Gottesdiensten der Baptistengemeinde an der Holzstraße in München teil. Am 17. Juni 1968 wurde die Gemeinde Pfaffenhofen gegründet, die in den folgenden Jahren stark von der Münchener Gemeinde und auch von Baptisten aus Hannover unterstützt wurde.
Anfang der 80-er Jahre schließlich entdeckte die Gemeinde, die damals aus 30 Mitgliedern bestand, die alte Kronthaler-Schmiede an der Ingolstädter Straße 17, die sie drei Jahre lang in intensiver Eigenarbeit renovierte.1984 konnte hier der erste Gottesdienst gefeiert werden und 1988 wurde auch bereits mit der ökumenischen Arbeit begonnen.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.