Gemeinsames Fastenbrechen in der neuen Moschee
Die türkische Gemeinde hatte im Ramadan 2015 jeden Abend 50 Asylbewerber zu Gast
Da kann man nur sagen: Respekt! Dass die türkisch-islamische Gemeinde Ditib Pfaffenhofen jedes Jahr kurz vor Ende des Ramadan deutsche Gäste zum abendlichen Fastenbrechen einlädt, ist schon seit zehn Jahren gute Tradition. Dass sie aber auch die hier wohnenden Asylbewerber zum gemeinsamen Essen einlädt – und zwar nicht nur einmal, sondern jeden Abend an allen 29 Fastentagen – das ist vorbildliche, gelebte Gastfreundschaft.
Traditionell brechen die Muslime im Ramadan ihr tägliches Fasten nach dem Abendgebet mit einem gemeinschaftlichen Mahl, dem Iftar, wie der Ditib-Vorsitzende Recep Bal erläuterte. Die neue Moschee samst Kulturzentrum in der Hohenwarter Straße bietet dafür jetzt die besten räumlichen Voraussetzungen. Seit Beginn des Ramadan am 18. Juni treffen sich hier jeden Abend Ditib-Gemeindemitglieder und immer haben sie rund 50 Asylbewerber zu Gast. Viele in Pfaffenhofen lebende Asylbewerber sind nämlich junge muslimische Männer und die nehmen die Einladung zum gemeinsamen Fastenbrechen nur zu gern an.
Diese großzügige Gastfreundschaft von Ditib ist natürlich mit Kosten und sehr viel Arbeit verbunden. Eine Gruppe von Frauen bereitet bereits seit dreieinhalb Wochen jeden Abend das Essen für alle zu – werktags für rund 100 Personen, am Wochenende auch schon mal für 250.
Am Samstagabend konnte Recep Bal nun auch deutsche Gäste in dem neuen Veranstaltungsraum begrüßen, darunter den 3. Bürgermeister Roland Dörfler, Bezirksrätin Barbara Breher, die auch Grüße des Landrats überbrachte, und Pastoralreferent Sepp Steinbüchler, den Vorsitzenden des Internationalen Kulturvereins und des Arbeitskreises „Christlich-Islamischer Dialog“, der auch in Vertretung von Stadtpfarrer Peter Wagner gekommen war.
Bei der Eröffnung der Moschee vor genau vier Wochen, so berichtete Recep Bal, hatten sich viele Besucher begeistert von dem neuen Gebäude und vor allem vom wunderschönen Gebetsraum gezeigt. Seitdem gebe es auch sehr viele Anfragen für Führungen, die immer gern angeboten werden.
Zum ersten Mal, so freute sich der Vorsitzende, konnte nun das gemeinsame Fastenbrechen endlich in würdigen Räumlichkeiten stattfinden, wie es sich die Ditib-Gemeinde ja seit vielen Jahren gewünscht hatte. Er dankte allen, die Ditib auf dem Weg zur Moschee unterstützt hatten, und auch allen, die am Eröffnungstag Solidarität bekundet hatten.
Die deutschen Gäste freuten sich mit der türkisch-islamischen Gemeinde über die schönen Räume und sie ließen sich das köstliche türkische Essen schmecken, für das sie sich herzlich bei den fleißigen Köchinnen bedankten.
Auf große Anerkennung stieß vor allem die tägliche Einladung an die Asylbewerber: „Genau das ist es doch, was Gastfreundschaft ausmacht“, erklärte Sepp Steinbüchler. Viel Zeit für gemeinsame Gespräche blieb während und nach dem Essen allerdings nicht: Erst nach Sonnenuntergang um 21.22 Uhr wurde das Essen aufgetragen und um 22.10 Uhr folgte bereits das abschließende Gebet mit dem Imam Mustafa Aktepe im schönen Gebetsraum, das die deutschen Gäste interessiert mitverfolgten.
Information zum Fastenbrechen (Iftar)
Der Fastenmonat Ramadan ist der neunte Monat im islamischen Mondkalender und verschiebt sich jedes Jahr um elf Tage nach vorn, sodass er durch alle Jahreszeiten wandert. Während des Ramadan verzichten gläubige Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Speisen und Getränke, Rauchen und Geschlechtsverkehr.
Das Fasten im Monat Ramadan stellt eine der fünf Säulen des Islams dar und gehört zu den Hauptpflichten, die ein Muslim als Gottesdienst durchführt. Das Fasten beginnt in der Morgendämmerung, vor dem sogenannten Fadjr-Gebet, und endet mit dem Sonnenuntergang, dem Beginn des Magreb-Gebetes. Nach dem Abendgebet folgt dann das Fastenbrechen als gemeinsames Mahl, genannt Iftar.
Der Ramadan dauert in diesem Jahr vom 18. Juni bis 16. Juli. Das Ende des Ramadan wird anschließend vom 17. bis 19. Juli mit dem dreitägigen Zuckerfest – dem Id al-Fitr – gefeiert. Dieses Fastenbrechfest steht ganz im Zeichen der Familie und man besucht die Verwandtschaft. Die muslimischen Kinder freuen sich darauf wie andere Kinder auf Weihnachten, denn es gibt Geschenke und viele Süßigkeiten.
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