Inneres und äußeres Beben - Lesung von Neal Hall ging unter die Haut
Der amerikanische Lyriker Neal Hall gestaltete im Rahmen der Pfaffenhofener Lesebühne gemeinsam mit Laura Maire, Kulturpreisträgerin der Stadt Pfaffenhofen, im Theatersaal im Haus der Begegnung einen beeindruckenden Abend, der betroffen machte.
Neal Hall stammt aus Ohio und er ist schwarz. Schlüsselthemen in seinen Texten sind der fortwährende Rassismus, die Unterdrückung, Ausbeutung und Denunziation, die den schwarzen Amerikanern widerfahren. Mit mächtiger, teilweise schonungsloser Sprache klagt er in seinen Gedichten die nicht enden wollende Diskriminierung an. Das sind Texte, die unter die Haut gehen.
Kulturreferent Steffen Kopetzky stellte dem Pfaffenhofener Publikum den amerikanischen Lyriker kurz vor. Auftritte und Gastaufenthalte führen ihn durch die ganze Welt, von den USA über Kenia, Italien, Indien und Indonesien bis nach Marokko. Seine Lesung in Pfaffenhofen ist Neal Halls vorerst einziger Auftritt in Deutschland und er hat hier einige Tage im historischen Flaschlturm gewohnt. Um dem Publikum das Verstehen zu erleichtern, waren seine Gedichte von Hans Peter Buohler und Hanna Hesse ins Deutsche übersetzt worden.
Vorgetragen wurde die deutsche Version jeweils von der Schauspielerin und Synchronsprecherin Laura Maire. Ganz anders, weniger laut und weniger anklagend, dabei aber nicht weniger eindringlich klangen ihre Verse. Sichtlich berührt und betroffen, grub sie sich mit viel Kraft und auf ganz eigene Art tief in die Texte ein, machte sie sich zu eigen und interpretierte sie auf ganz eigene Weise.
Neal Halls Rezitation dagegen ist offensiv, fordernd, anprangernd. In „Schreckliches Schweigen“ etwa klagt er das sträfliche Schweigen der so genannten guten Menschen an. Und in „9/11, 24 Stunden täglich“ führt er eindringlich die seit Jahrhunderten währende Diskriminierung der Schwarzen vor Augen.
Es ist die Intensität und Dringlichkeit dieses Vortrags, die die Zuhörer gleichsam überrollt. Es gibt keine Gelegenheit, in die eigene Komfortzone zu flüchten, der Lesung lediglich zu folgen. Anklagend, nachdrücklich werden die Inhalte spürbar lebendig und erzwingen die unmittelbare Auseinandersetzung mit dem Gehörten. Neal Hall duldet keine Ausflüchte, keine Distanz und so sehen sich seine Zuhörer direkt mit der leidvollen Situation der schwarzen Amerikaner konfrontiert.
Auch in der anschließenden Diskussion mit dem Pfaffenhofener Publikum ging der Autor in die Offensive und forderte ein radikales Umdenken und mehr noch, die sofortige Veränderung der unerträglichen Zustände. Da wirkte es fast versöhnlich, dass er und Laura Maire den Abend nicht mit einer Anklage beendeten, sondern mit dem Gedicht „The Dance“ („Der Tanz“): einer Hommage an das Schreiben, an die innige Beziehung des Dichters zu seinem Schreibwerkzeug.
Autor:Kulturamt Pfaffenhofen aus Pfaffenhofen |
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