Hand in Hand – wie der Tierschutzverein sich um seine Schützlinge kümmert

Morgenstund in der Tierherberge Auch Tiere sind oft Langschläfer
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Der Gesundheitszustand von Maja, Mila und Milo lässt sich mit einem Wort zusammenfassen. Um in der Alliteration zu bleiben: mit dem Wort miserabel. Als die drei Katzengeschwister in der Tierherberge Pfaffenhofen abgegeben werden, haben sie extremen Katzenschnupfen. Alle drei sind verwurmt. Sie haben stark entzündete und geschwollene Augen, und die Tierärztin des Vereins hat wenig Hoffnung, dass ihnen das Augenlicht erhalten werden kann.
Es wird anders kommen.

Denn ehrenamtliche Mitarbeiter des Tierschutzvereins Pfaffenhofen kümmern sich um die etwa fünf Wochen jungen Katzenzwerge. Das bedeutet: alle drei bekommen alle zwei Stunden spezielle Augensalben. Rund um die Uhr. Auch nachts? Auch nachts. Nach sechswöchiger Behandlung haben sie sich zu drei wunderhübschen Kätzchen entwickelt. Nur die beiden Katzenmädchen Maja und Mila haben einen leichten Silberblick von ihrer Augenentzündung zurückbehalten, was lediglich optisch ein Makel ist, die Kätzchen aber nach Ansicht der behandelnden Veterinärärztin in ihrer Sehkraft nicht beeinträchtigt.
Es ist kein alltäglicher Fall im Tierschutzverein Pfaffenhofen. Außergewöhnlich ist er aber auch nicht. „Wir wissen von einem Tag auf den anderen nicht, was uns erwartet“, sagt Sandra Lob, die Leiterin des Tierheims Pfaffenhofen. „Das kann ein entlaufener Hund sein, ein verletztes Tier, ein Abgabetier. Fast hinter jedem Tierschicksal steht eine menschliche Tragödie. Beispielsweise, wenn ältere Menschen ins Seniorenheim umziehen und ihren Liebling nicht mitnehmen dürfen.“

Ehrenamtliche erfüllen kommunale Aufgabe
Was viele Menschen nicht wissen: Die Versorgung von Fundtieren ist kein Hobby weltfremder Tierliebhaber, sondern eine kommunale Aufgabe, die von den Gemeinden an die Tierschutzvereine weitergereicht wird. Dort kümmern sich in der Regel Ehrenamtliche ohne Bezahlung, bestenfalls mit minimaler Aufwandsentschädigung, um das Wohl dieser Tiere.
Sandra Lob, Stadträtin und Tierheimleiterin: „Ich würde mir wünschen, dass jedes Tier sprechen könnte, das zu uns kommt. 10 Minuten würden reichen. So könnten wir erfahren, was dem Tier widerfahren ist und unsere Mitarbeiter könnten sich noch besser auf das Tier einstellen. Und wir könnten die Tiere noch besser verstehen.“

Vereinsgründung vor knapp 20 Jahren
1996, vor knapp 20 Jahren, wurde der Tierschutzverein Pfaffenhofen von Tierliebhabern gegründet. Die ersten Jahre verbrachte der Verein in sehr beengten und provisorischen Verhältnissen in einem Abbruchhaus. Dass Wasser, Heizung, Strom ausfielen, es gehörte zur Tagesordnung. „Wenn es im Winter klirrend kalt wurde, mussten die Tiere nachts mit Wärmflaschen warm gehalten werden, damit sie nicht erfrieren.“
Im Jahr 2009 ist es soweit: Ein neues Tierheim soll gebaut werden, und 2011 wurde das neue, großzügige Gebäude an der Weiberrast für die herrenlosen und obdachlosen Haustiere eröffnet.

53.000 ehrenamtliche Stunden im Jahr
Längst hat sich der Betrieb in der neuen Tierherberge mittlerweile eingespielt. Im Schnitt werden pro Jahr von Helfern und Praktikanten 53.000 Stunden geleistet. Das sind rund 145 Stunden jeden Tag – ehrenamtlich, also ohne Bezahlung. Dienstzeit ist an 365 Tagen im Jahr – Tiere kennen keine Feiertage, sie wollen jeden Tag gefüttert und eventuell medizinisch betreut werden. Das Notfalltelefon ist täglich von 8 Uhr morgens bis abends um 18 Uhr eingeschaltet. Danach sind die Polizeistationen in Pfaffenhofen und Geisenfeld erste Anlaufstelle, wenn es um Fundtiere geht. Die Beamten haben Schlüssel zum Gelände der Tierherberge, um beispielsweise einen streunenden Hund über Nacht unterzubringen, der sich und Verkehrsteilnehmer potenziell gefährden kann. Ab dem nächsten Morgen kümmern sich dann die Mitarbeiter des Tierschutzvereins und versuchen, das gefundene Tier und sein Herrchen beziehungsweise Frauchen wieder zusammen zu führen. „Das ginge oft sehr viel schneller, wenn alle Haustiere gekennzeichnet und registriert wären“, sagt Manuela Braunmüller, die Vorsitzende des Tierschutzvereins Pfaffenhofen. Es wäre ganz einfach. Ein kleiner Mikrochip, kaum größer als ein Reiskorn, wird dabei unter die Haut injiziert und anschließend mit einer Kontaktadresse und der Telefonnummer der Besitzer registriert. Braunmüller: „Im Gegensatz zur früher üblichen Tätowierung merken die Tiere das in der Regel gar nicht. Sie müssen nicht in Narkose gelegt werden und die kleine Spritze zwickt nicht mehr als eine ganz normale Impfung.“

Exzellenter Ruf über die Landkreisgrenzen hinaus
Heute genießt das Tierheim über die Grenzen des Landkreises hinaus einen exzellenten Ruf. Besucher kommen sogar aus angrenzenden Landkreisen und aus München zu Besuch, um sich umzusehen und eventuell ein vierbeiniges oder gefiedertes neues Familienmitglied auszusuchen. Jedes Tier wird von ehrenamtlichen Helfern der Tierherberge zum künftigen Besitzer gebracht. Nicht zuletzt, um sicherzustellen, dass das Tier dort artgerecht gehalten werden kann. Sandra Lob, die Tierheimleiterin: „Wir haben bizarre Fälle erlebt. Zum Beispiel geben wir Papageien oder Sittiche nur in Freiflug-Volieren ab, niemals in Einzel- oder Käfighaltung. Als wir mit einem Papagei vor Ort waren und darum gebeten haben, die Voliere sehen zu dürfen, stellte sich heraus, dass die Interessentin nur einen winzigen Käfig besaß und das Foto mit der großzügigen Voliere aus dem Internet kopiert und uns geschickt hatte. In solchen Fällen nehmen wir das Tier sofort wieder mit nach Hause – und ersparen ihm damit eine lebenslange Quälerei.“

Knappe Finanzen
Ein Problem bleibt: Die finanzielle Situation aller Tierschutzvereine ist stets auf Kante genäht. Die Zuschüsse von Kommunen sind keine freiwillige Unterstützung oder gar großzügige Spende, vielmehr müssen die Kommunen für die artgerechte Haltung und Pflege der Tiere zahlen. Leider sind diese Pauschalen sehr knapp bemessen und reichen längst nicht, um die Kosten für Unterhalt, Strom, Heizung und nicht zuletzt Tierarzthonorare zu decken. „Hätten wir nicht unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter und private Spender, wäre der Betrieb nicht aufrecht zu erhalten“, sagt Manuela Braunmüller. „Wir betteln nicht. Aber wir würden uns wünschen, dass wir mehr Unterstützung durch Privatpersonen und auch durch Firmen bekommen. Manchmal werden wir belächelt. Zu Unrecht. Menschen sollten den Tieren mehr Respekt entgegenbringen, es sind Lebewesen wie Du und ich. Niemand hat das Recht, ein Tier zu quälen oder ihm Schmerzen zuzufügen. Jedes Lebewesen hat es verdient, mit Anstand und Würde behandelt zu werden.“
Nach drei Monaten konnten alle Racker aus der eingangs erwähnten Dreierbande die Tierherberge verlassen. Das Geschwisterpärchen Milo und Maja durften gemeinsam ihr neues Zuhause beziehen. Zeitgleich hat auch Mila mit einem Katerchen aus der großen Schar der derzeitigen Tierheim-Jungspunde Einzug bei ihrer neuen Familie erhalten. Tierheimleiterin Sandra Lob: „Am meisten freuen wir uns, wenn unsere Tiere nicht zu uns zurückkehren, auch wenn der Abschied von ihnen oft heimlich mit Tränen verbunden ist. Man baut einfach eine Beziehung mit ihnen auf. Denn eine Tiervermittlung sollte ein Tierleben lang halten und dann sollen Mensch und Tier während dieser Zeit gemeinsam durch Dick und Dünn gehen.“

Paul Ehrenreich, Werbefotograf und ehrenamtlicher Tierschützer

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Einige Zahlen
Der Tierschutzverein Pfaffenhofen hat derzeit etwa 650 Mitglieder. Im Jahr 2014 wurden insgesamt 553 Tiere vom Verein betreut, 259 Fundtiere und 130 Übereignungstiere aufgenommen und 121 Pensionstiere, sogenannte „Urlaubsgäste“, versorgt. 284 Tiere konnten vermittelt werden, darunter hauptsächlich Katzen, Hunde und Kleintiere.

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Tierliebhaber oder weltfremde Spinner? von Manuela Braunmüller

Einige Mitmenschen betrachten uns als weltfremde Spinner, weil wir uns ganz und gar dem Tierschutz verpflichtet haben. Warum machen wir das? Die Antwort ist einfach: weil uns jedes gerettete Tierleben die Kraft und die Motivation gibt, weiter zu machen und nie aufzuhören. Tiere sind unsere Mitgeschöpfe. Sie haben es verdient, mit Anstand und Respekt behandelt zu werden! Wer einmal in die dankbaren Augen von Tieren geschaut hat, denen wir helfen konnten, schöpft daraus die Kraft, den vielfältigen Aufgaben in Sachen Tierschutz immer wieder aufs Neue gerecht zu werden.
Was wir uns insbesondere wünschen, ist sowohl mehr Verständnis als auch mehr Unterstützung für den Tierschutz – sowohl von Seiten der Gemeinden als auch vom Land Bayern. Dieses stellt nämlich keinen einzigen Cent für den Tierschutz zur Verfügung und ist damit Schlusslicht bei den Bundesländern. Das muss sich dringend ändern!

Manuela Braunmüller, 1. Vorsitzende des Tierschutzvereins Pfaffenhofen & Umgebung e.V.

Autor:

Tierschutzverein Pfaffenhofen und Umgebung e.V. aus Pfaffenhofen

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