Tote Katze als makaberes "Geschenk"
von Paul Ehrenreich
Dass ein Tierheim Geschenke erhält, ist nicht ungewöhnlich: saubere Decken, hochwertiges Tierfutter, Spielzeug, Geldgeschenke und vieles andere – sämtlich Dinge, die hochwillkommen sind.
Dann gibt es Geschenke, die, nennen wir es: etwas „unüberlegt“ sind: Verbieselte, bereits stinkende Matratzen zum Beispiel. Oder Katzenklos, die inklusive Streu und kompletter Hinterlassenschaften der Vorgänger-Mieze überreicht werden. Diese Präsente machen weniger Freude.
Und schließlich gibt es – gottlob selten – Geschenke, welche die Beschenkten rat- und sprachlos machen.
Der folgende Fall gehört zur dritten Kategorie. Zwei Mitarbeiterinnen der Herberge sind im Außenbereich mit der Vermittlung eines Hundes beschäftigt, drei Interessenten möchten noch Informationen über die Hündin „Angie“. Als sich zwei Frauen dem Zaun nähern – es sind keine Öffnungszeiten, da ist Besuch stets störend – winken die Besucherinnen gleich selbst ab: „Wir wollen Euch gar nicht stören, sondern nur ein Geschenk für Euch vorbeibringen.“
Ordentlich gefaltete Decken
In der Hand halten sie einen Katzenkorb, darin liegen ordentlich gefaltet einige Decken. Angelika, eine lang gediente Mitarbeiterin, die alle hier „Hilly“ nennen, öffnet kurz das Tor, übernimmt Korb samt Inhalt – „der ist ganz schön schwer?!“ Die beiden Frauen verabschieden sich noch über den Zaun „Übrigens haben wir noch mehr Decken, die bringen wir Euch in den kommenden Tagen“.
Hilly stellt den Korb kurz beiseite und geht zurück zu Hund und dessen Besitzern in spe. Ein paar Minuten später, gleich nach dem Gespräch, nimmt sie den Korb und trägt ihn in die Herberge. Um ihn, wie üblich, zu begutachten und auszuräumen. Sie nimmt die ersten beiden Decken heraus – und schreit auf. „Da liegt eine Katze drin!“
Tatsächlich liegt eine weiß-beige Perserkatze auf der Seite – tot. Sie muss bereits länger tot sein, der Körper ist kalt und bereits völlig steif. Es gibt keine Anzeichen äußerer Verletzungen.
"Völlig entspannt"
Wie üblich wird der tote Körper nach einem Registrierungs-Chip abgesucht. Tatsächlich, die Katze hat einen Chip, und der ist sogar registriert, wie der Anruf bei einem Tierregister ergibt. Sie hieß „Lilli“ und wurde 14 Jahre alt. Zuletzt waren Lilli und ihre Besitzer in Pfaffenhofen gemeldet. Dann die Enttäuschung: Der letzte Eintrag für Lilli lautet „unbekannt verzogen“.
„Die beiden Frauen wirkten völlig normal und entspannt“, erzählt Hilly. Allerdings „würde ich die beiden sofort wiedererkennen, wenn sie mir auf der Straße begegneten.“
Der Fall ist so ungewöhnlich, dass sowohl der Deutsche Tierschutzbund in Bonn als auch das Tierregister, bei dem Lilli gemeldet war, annähernd Vergleichbares je erlebt haben.
Unter anderen Umständen wäre es sofort aufgefallen, weil Geschenke üblicherweise kurz angeschaut werden. In diesem Fall sei das lediglich deshalb nicht passiert, weil man durch die Vermittlung des Hundes abgelenkt gewesen sei.
"Respekt- und pietätslos"
Natürlich werde man Anzeige erstatten. Dennoch: „Wir verstehen bis jetzt einfach nicht, was jemanden bewegen mag, eine – sehr wahrscheinlich die eigene – tote Katze in einem Tierheim abzugeben“, sagt die Vereinsvorsitzende Manuela Braunmüller. Sie schüttelt den Kopf: „Noch dazu, sie uns quasi ‚unterzuschieben‘. Wollte man uns damit ärgern? Sich über uns lustig machen? Sich einen sehr fragwürdigen ‚Spaß‘ erlauben mit uns und dem eigenen Tier? Entsorgungskosten sparen, oder Geld für einen Tierarzt?“
Alles völlig absurde Theorien. Dennoch, irgendeinen Grund müsse es doch geben. Welcher Antrieb es auch gewesen sein mag: „Wir alle in der Tierherberge finden das unglaublich respekt- und pietätslos. Natürlich uns gegenüber, aber vor allem gegenüber dem eigenen Tier."
Tierherberge Pfaffenhofen u.U. e.V. | An der Weiberrast 2 | 85276 Pfaffenhofen a.d. Ilm
Autor:Tierschutzverein Pfaffenhofen und Umgebung e.V. aus Pfaffenhofen |
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