"Jede Stadtführung hat ihren individuellen Reiz"
Andreas Sauer M.A., Historiker und Stadtarchivar der Stadt Pfaffenhofen im Gespräch
Abgesehen vom Hauptplatz mit seinen historischen Gebäuden, wo ist Geschichte in Pfaffenhofen noch erlebbar?
Trotz massiver Eingriffe in die Bausubstanz seit den 1950-er Jahren finden sich auch im Umfeld des Hauptplatzes interessante Gebäude, die eine eigene Geschichte erzählen können. Dazu zählen etwa amtliche Bauten wie das 1912 fertig gestellte „neue Rentamt“, das spätere Finanz- und heutige Vermessungsamt an der Kellerstraße, oder das 1864/65 erbaute Amtsgerichtsgebäude an der Ingolstädterstraße.
Die enge und verwinkelte Straßenführung im Bereich Untere/Obere Stadtmauer und Platzl vermittelt mit noch zum Teil erhaltener historischer Bausubstanz wie dem Stadtturm am Platzl oder dem Turm an der Oberen Stadtmauer die ältere Geschichte der Stadt. Für den Wandel Pfaffenhofens hin zum Standort erster größerer Betriebe seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert stehen der Münchener Vormarkt und die Münchenerstraße, wo Maschinenfabriken oder die Firma Blaudruck Groß, später die Nährmittelfabrik HIPP, zu großen Arbeitgebern wurden. Die Gebäude der älteren Betriebe stehen zum Teil noch.
Wie ist die Idee der Stadtführungen entstanden?
Stadtführungen wurden bereits in früheren Jahrzehnten insbesondere von Mitgliedern des Heimat- und Kulturkreises organisiert. Seit vielen Jahren führt Reinhard Haiplik diese Tradition fort und informiert Gruppen über die Geschichte der Stadt oder auch speziell zur Stadtpfarrkirche.
Die Einführung regelmäßiger Stadtführungen erfolgte vor zwei Jahren, als Pfaffenhofen die Auszeichnung „Lebenswerteste Stadt“ erhielt und mit dem wachsenden Bekanntheitsgrad eine Präsentation der Geschichte für Einheimische und Gäste auf feste Füße gestellt wurde. Auf Initiative der WSP wurden zwei Touren ausgearbeitet, die „Pfaffenhofen-Tour“ und die Kuriositäten-Tour“, die bis heute je einmal im Monat am ersten bzw. dritten Samstag sowie auf Bestellung von auswärtigen Besuchergruppen, Hochzeitsgesellschaften oder auch Betriebsangehörigen aus Pfaffenhofen und Umgebung gebucht werden.
Sind die Teilnehmer der Stadtführungen hauptsächlich Neubürger und Touristen oder auch gebürtige Pfaffenhofener?
Das Profil der Teilnehmer an den Stadtführungen ist sehr unterschiedlich. Neben Besuchern der Stadt, die von auswärts kommen, sind auch zahlreiche Neubürger vertreten, der mehr über den Ort wissen möchten, in dem sie leben. Zudem nehmen immer wieder gebürtige Pfaffenhofener teil, die einerseits nach eigenem Bekennen auch Neues erfahren, andererseits aber oft „gewachsenes“ Wissen mitbringe, das den Kenntnisschatz des StadtführerInnen-Teams bereichert. Von Schülern bis zu Senioren ist auch das gesamte Altersspektrum bei den Führungen vertreten.
Was ist für Sie das Besondere der Stadtführungen?
Jede Stadtführung hat ihren individuellen Reiz, da in den Gruppen immer wieder Teilnehmer vertreten sind, die Erinnerungen an früher einbringen oder Beobachtungen an Orten und Plätzen machen, die den Stadtführern neue Anregungen geben. Eine besondere Herausforderung sind Führungen mit Klassen der Grundschule, die oft sehr gut vorbereitet sind, viel zur Stadtgeschichte wissen und den Stadtführer auch einmal auf die Probe stellen.
Autor:PAF und DU Redaktion aus Pfaffenhofen |
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