Stoppt Flächenfraß am Kuglhof
Stellungnahme IG „Stoppt den Flächenfraß am Kuglhof“ zur „Grundsatzerklärung der Stadtratsfraktionen CSU, SPD, FW und GRÜNE zur verbindlichen Sicherstellung der Nachhaltigkeitsaspekte von Kuglhof 2“
Eigentlich ist in der Debatte zu den Bürgerentschieden Ja oder Nein zum Industrie- und Gewerbegebiet Kuglhof 2 auf Ackerfläche alles gesagt. Die wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger der Stadt Pfaffenhofen haben bis zum letzten Wahltag am Sonntag, 07.05.2023 ausreichend Grundlage sich eine Meinung zu bilden und zu entscheiden. Die Grundsatzerklärung der (Über-)Großen-Koalition der Stadtratsfraktionen ist daher unnötig und überflüssig und ist in Wirklichkeit pure politische Wahlkampftaktik. Die Erklärung bringt nichts Neues, sondern schafft ein weiteres überflüssiges Schaufenster und lenkt weiter vom Thema ab. Aber das ist ja wohl auch die Absicht der Politikstrategen, die auf der Zielgeraden der Entscheidung noch einmal die allerletzten Register ziehen.
Unmöglichkeiten werden nicht möglicher mit einem weiteren Papier, das diesbezügliche Behauptungen aufstellt. Tatsachen bleiben Tatsachen, auch wenn auf einem Papier „Grundsatzerklärung“ steht. Es bleibt Tatsache, dass wir 2023 das Jahr des Ackerbodens feiern. Ackerboden ist eine der Lebensgrundlagen der Menschheit. In einer Handvoll Boden leben mehr Lebewesen als Menschen auf der Erde. In Pfaffenhofen sollen jedoch 38 ha der fruchtbarsten Böden weit und breit lebendig begraben werden für Industrie und Gewerbe. Darüber spricht niemand von den Befürwortern, sondern nur wie denn die oberirdischen Grabanlagen „grün“ aufgehübscht werden können. Der Planet geht unter, aber wir unterhalten uns über das Aussehen von weiteren Sargnägeln.
Zwei ortsnahen landwirtschaftlichen Betrieben wird existentielle Betriebsfläche entzogen. Diese sollen einem erbarmungslosen Verdrängungswettbewerb zum Opfer fallen. Auch davon steht nichts in dem Papier.
Die Grundsatzerklärung ist nur eine papierne Versprechung. So wurde der Bebauungsplan von Kuglhof 1 schon 10x geändert und auch beim damaligen Vorzeige-Ecoquartier-Absichtspapier gab es über die Jahre zahlreiche Abstriche bei den Auflagen.
„Null Emission“ wird versprochen. Da diese Behauptung nicht haltbar ist, lautet die Lösung „kompensieren“. Ackerboden der vernichtet wird, der lässt sich aber nicht kompensieren und schönrechnen. Er ist unwiederbringlich tot.
Ein weiteres Beispiel wie achtlos mit Leben auf der Kuglhoffläche umgegangen werden soll: Kuglhof 2 führt – erwähnt in einem artenschutzrechtlichen Gutachten zur Maßnahme - zu einem "Unvermeidbaren Verlust eines Altbaumes mit potenziell wertvoller Höhlenstruktur“. Der Baum, die Esche, hat das äußerst seltene Alter von ca. 100 Jahren erreicht und ist landschaftsprägend. Wahrlich eine Baum-Majestät! Die sogenannte Ausgleichsmaßnahme für das geplant kaltschnäuzige Fällen dieses einzigartigen Exemplars: An anderer Stelle werden drei Nistkästen aufgehängt!? In solchen Relationen bewegen sich die sogenannten „Kompentationen“, die in Wirklichkeit nur moderner Ablasshandel sind.
Am 07.05.23 stimmen wir – wie uns zwei Gerichtsentscheide bestätigt haben – nicht über die Südumgehung ab. Die Grundsatzerklärung hält jedoch krampfhaft diese Suggestion aufrecht. Verständlich, denn die Argumente für Kuglhof 2 ziehen alleine nicht genug, deshalb braucht es die Verlockung der Südumgehung trotz völlig unzulänglicher Planungssituation der vorliegenden Varianten: Verkehrschaos am Bahnhof, nicht gesicherte Flächen auf Hettenshausener Grund, unnötige Wald- und Ackerflächendurchschneidungen. Alles wird wegen Kuglhof 2 verdrängt.
Kuglhof 2 verbietet sich wegen der Kostbarkeit der Fläche für ein Industrie- und Gewerbegebiet. Für unser einheimisches Gewerbe, das Flächenbedarf hat, gilt es individuelle Lösungen zu finden. Wenn die kategorische Fixierung auf Kuglhof 2 wegfällt, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass diese gefunden werden können.
Wir erklären Atomstrom zur sauberen und nachhaltigen Energie. Wir stellen ein paar Schafe auf eine Industriegebietsfläche und feiern dies als Anstieg von Ökologie. Antonio Guterres, Generalsekretär Vereinte Nationen: „Mit unserem grenzenlosen Appetit auf ungebremstes und ungleiches Wirtschaftswachstum ist die Menschheit zu einer Massenvernichtungswaffe geworden. Wir behandeln die Natur wie eine Toilette.“ Wir dürfen uns nicht länger zufriedengeben, dass der Toilettendeckel aus angeblich zertifiziert nachhaltig abgebautem Gold und mit autochthomem Saatgut begrünt wird.
Auch in Pfaffenhofen leben wir über unsere Verhältnisse. Es gilt daher gemeinsam auf Kuglhof 2 zu verzichten und dadurch ein lebenswertes und überlebensfähiges Pfaffenhofen für alle zu gewinnen!
Die Grundsatzerklärung kann keine Zustimmung erhalten und wird abgelehnt.
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