EU-Projekte LEEWAY
Internationale Energie-Konferenz in Pfaffenhofen
Energiegemeinschaften als Schlüssel für nachhaltige Entwicklung
Vom 11. bis zum 13. September 2024 war die Stadt Pfaffenhofen Gastgeber einer internationalen Delegation im Rahmen des EU-Projekts LEEWAY, das vom Interreg-Europe-Programm gefördert wird. 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Italien, Kroatien, Polen, Belgien, Deutschland sowie dem neu hinzugekommenen Partnerland und Herzegowina nahmen an der dreitägigen Veranstaltung teil.
Als Gäste waren zeitweise auch Delegationen aus Ungarn und Costa Rica vor Ort, um sich über die Entwicklungen und Potenziale von Energiegemeinschaften zu informieren und auszutauschen. Die ungarische Delegation bestehend aus mehreren Bürgermeistern umfasste 20 Personen. Sie wollten sich vor allem zum Thema Bürgerenergie informieren. Aus Costa Rica nahm Carlos Hidalgo teil, Bürgermeister der Gemeinde Turrialba, mit der Pfaffenhofen eine Nachhaltigkeitspartnerschaft hat.
Bürgermeister Thomas Herker, und Andreas Herschmann, Referent für Nachhaltigkeit, Energie, Klimaschutz, betonten in ihren Ansprachen die Bedeutung von Kooperation und Wissensaustausch auf europäischer Ebene, um den Klimaschutz voranzutreiben und die Energiewende aktiv zu gestalten.
Der Studienaufenthalt umfasste neben einer Reihe von Fachvorträgen auch Exkursionen zu Projekten im Stadtgebiet Pfaffenhofen. In einem abschließenden Workshop fassten die Teilnehmenden ihre Erkenntnisse zusammen.
Zentrale Inhalte der Konferenz
Ein Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf der Vorstellung des Klimaschutzkonzepts der Stadt Pfaffenhofen. Verschiedene Projekte, die zur Erreichung der Klimaziele beitragen, wurden präsentiert und fanden bei den Gästen großen Anklang. Ein Vortrag von Krisztina André, Vorständin der Europäischen Vereinigung für Erneuerbare Energien EUROSOLAR, stellte die rechtlichen Rahmenbedingungen für Energiegemeinschaften in Deutschland vor und regte eine lebhafte Diskussion über die Übertragbarkeit auf andere europäische Länder an.
Von besonderem Interesse war der Beitrag zur Wertschöpfung durch erneuerbare Energien in Pfaffenhofen von Dr. Helmut Muthig vom Energie- und Solarverein gemeinsam mit de Leeway-Projektleiterin Caroline Brinck aus der Stadtverwaltung. Es wurde veranschaulicht, welche Vorteile der Umstieg von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien haben kann: Wenn die aufgezeigten Strategien im Landkreis Pfaffenhofen konsequent fortgeführt werden, kann ein Kapitalabfluss von ca. 275 Mio. € vermieden und ein zusätzlicher Mehrwert (Einkommen, Gewinne, Steuern) in Höhe von 35 Mio. € für die Region geschaffen werden.
Die Bürgerenergiegenossenschaft Pfaffenhofen zeigte zudem die Herausforderungen und Lösungsansätze zur Flächensicherung für Windkraft auf.
Praxisnahe Exkursionen
Neben den Vorträgen standen Exkursionen zu Vorzeigeprojekten auf dem Programm. Ein Höhepunkt war der Besuch des Bürogebäudes der Eichenseher Ingenieure GmbH. Das Bürogebäude ist ein gutes Beispiel für Energieeffizienz, weil es nicht nur seinen gesamten Energiebedarf für Heizung, Strom und Mobilität selbst deckt, sondern auch innovative Technologien wie Eisspeicher und individualisierte Photovoltaik nutzt.
Weitere Stationen der Exkursionen waren unter anderem:
- Das Mieterstrommodell der Stadtwerke, vorgestellt von Annika Häßler, Projektleitung für Stromerzeugung und Klimabilanzierung.
- Die Energieeffizienz im Gebäude der Wohnungsbau-Genossenschaft e. G. präsentierte Vorstandsmitglied Markus Käser.
- Die Kläranlage Pfaffenhofen, wo aktuell eine Power-to-Gas-Anlage entsteht, bei der Wasserstoff mittels Elektrolyse hergestellt werden soll, erklärte Dr. Holger Klos von der Bürgerenergiegenossenschaft BEG.
- Der Doimerhof in Pfaffenhofen, mit einer Biogasanlage, die organische Materialien wie Kleegras und Mist in Biogas umwandelt und daraus Strom und Wärme erzeugt. Der Betrieb fördert Nachhaltigkeit durch einen geschlossenen ökologischen Kreislauf und ist Mitglied in der Bodenallianz.
- Das Windrad Lustholz der Bürgerenergiegenossenschaft, das als Beispiel für erfolgreiche Bürgerbeteiligung im Bereich Windkraft dient, wurde von Andreas Herschmann, Vorstand der BEG, vorgestellt. Herschmann betonte die Bedeutung der Energiegewinnung aus Windkraft, um den Strombedarf zukünftig zu 100% aus erneuerbaren Quellen decken zu können.
Abschließende Workshops und Ausblick
Zum Abschluss des dreitägigen Studienaufenthalts fanden Workshops statt, in denen die Deligierten ihre persönlichen Erkenntnisse zusammenfassten. Zunächst wurde ausgetauscht, welche Fortschritte in den jeweiligen Ländern seit dem letzten Studientreffen erzielt wurden: Italien konnte beispielsweise weitere Energiegemeinschaften gegründet und Polen die Transformation des Heizsystems voranbringen. Außerdem nahmen die Landesvertreter viele Anregung aus dem Besuch in Pfaffenhofen mit, so möchten z.B. die belgischen Vertreter das Konzept der dezentrale Wärmenetze für sich testen und Bosnien und Herzigowina, als neuer Leeway-Partner, die Bestandsaufnahme an erneuerbaren Energien im Land vorantreiben.
Weitere Informationen zum Projekt: interregeurope.eu/leeway
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