Interview zum Thema Sanierung
„Ohne Plan reinsteuern ist keine gute Idee“
Eine junge Pfaffenhofener Familie startet die energetische Sanierung ihres Hauses. Ivonne und Gilbert Laaser möchten in den nächsten Jahren ihr Haus energetisch voll sanieren. Sie leben mit ihren drei kleinen Kindern in einer Doppelhaushälfte in Niederscheyern auf knapp 200 Quadratmeter Wohnfläche. Ein individueller Sanierungsfahrplan der Energieberaterin zeigt auf, welche Maßnahmen bei ihrem Haus, Baujahr 1982, am meisten Einsparungen ermöglichen – und welche Reihenfolge sinnvoll ist. Die Laasers werden u. a. dämmen, eine PV-Anlage errichten, die Heizung von Öl auf Wärmepumpe umrüsten und eine Deckenheizung installieren. Sie wollen mit der Sanierung ein kühleres Klima in ihrem Haus erreichen, Platz gewinnen und die Energiekosten drastisch senken. Ein Interview zum Start ihres Sanierungsvorhabens.
Ihr Haus ist aus dem Jahr 1982. Sie wohnen seit nicht ganz einem Jahr darin. Auf welchem Stand ist das Haus, wurde schon etwas dran gemacht?
Gilbert Laaser: Der Stand ist genau der, den wir von 1982 vorgefunden haben, bis auf die Fenster und Türen, die 2019 saniert wurden mit Zweifachverglasung. Der Stand sowohl der Elektrik als auch der Dämmung und der verbauten Technik entspricht dem Jahre 1982.
Was haben Sie bei der energetischen Sanierung vor?
Gilbert Laaser: Wir haben uns im Rahmen des 120-Häuser-Projekts, das die Stadt Pfaffenhofen angeboten hat, gemeldet, weil wir uns informieren wollten: Wie kann man denn überhaupt so ein Haus sanieren, was kann man für Kosten haben, was muss man alles bedenken?
Man hat uns die Möglichkeit gegeben, eine Energieberaterin hinzuzuziehen, mit der wir uns vor Ort getroffen haben, um die verschiedenen Bereiche kennenzulernen, was man überhaupt an Maßnahmen durchführen kann. Anhand dessen wurde ein individueller Sanierungsfahrplan erstellt, der fünf Pakete beinhaltet. Das ist einmal die Außenwände, das Dachgeschoss und die Kellerdecke zu dämmen. Zusätzlich haben wir noch eine Ölheizung, die wir dahingehend modernisieren möchten, dass wir eine Luft-Wasser-Wärmepumpe einbauen.
Durch den Heizungsinstallateur wurde uns das Thema Deckenheizung näher gebracht. Damit ist es sogar möglich, mit der Wärmepumpe einen Raum im Sommer um ein paar Grad zu kühlen. Wir haben noch einen älteren Kachelofen von 1982, den wir weiter beibehalten möchten. Sollte nämlich im Zuge der modernen Technik etwas ausfallen, hätten wir immer noch eine alternative Heizmethode, die weiterhin stabil ist.
Was bringt Ihnen die Sanierung?
Gilbert Laaser: Das hat uns sehr interessiert bei der Beratung, was wir insgesamt einsparen werden. Aktuell liegen wir bei mehreren Tausend Euro, die wir pro Jahr energetisch als Verlust machen, während mit der Vollmaßnahme es nur ein paar hundert Euro an Energiekosten wären. Das war für uns Grund genug, diese Sache anzugehen.
Was außer den Energiekosten noch etwas anderes für sie ausschlaggebend, die Sanierung anzugehen?
Gilbert Laaser: Neben den Kosten ist der Klimawandel ein Thema und die dementsprechend steigenden Temperaturen. Da möchte man es in der Wohnung und im Haus kälter haben, das bedingt eine gute Dämmung.
Ivonne Laaser: Für mich war auch ein Grund, dass mit der Wärmepumpe und der Deckenheizung die Heizkörper entfallen, sprich man hat einfach mehr Platz. Im Flur vorne, da könnte ich dann einen Spiegel anbringen, das ist jetzt noch schwierig.
Wie denken Sie über die Wärmepumpe?
Gilbert Laaser: Die Deckenheizung ist mit einer herkömmlichen Heizquelle nicht möglich. Also es muss eine Wärmepumpe sein. Und hier kommen wir auch auf das Thema Photovoltaik zu sprechen, was ein Teil des Pakets ist. Eine Wärmepumpe benötigt nämlich eine große Menge Strom und um die zu kompensieren, ist natürlich wichtig, sowohl eine PV-Anlage als auch einen zusätzlichen Pufferspeicher zu haben. Dies gibt uns zusätzlich die Möglichkeit, Strom einzuspeisen, wenn man ihn nicht braucht und in gewisser Weise autark zu werden.
Wo und wie haben Sie sich im Vorfeld informiert?
Gilbert Laaser: Wir sind recht frisch in das Haus eingezogen und haben gesehen, dass es noch auf einem alten Stand ist und alte Technik verbaut ist. Ich habe online bei der Stadt geschaut, welche Maßnahmen sie anbietet, welche Förderungen und Unterstützungen. Nachdem wir gehört haben, welche Möglichkeiten es gibt, haben wir gleich den Weg mit der Energieberaterin eingeschlagen. Sie hat uns dann quasi die Augen geöffnet hat, was es eigentlich bedeutet einen Sanierungsfahrplan zu erstellen …
Ivonne Laaser: … und wieviel gemacht werden muss.
Das heißt aber im Umkehrschluss, dass Sie nicht erst versucht haben, auf eigene Faust zu recherchieren …
Ivonne Laaser: Das Einzige neben der Energieberaterin war das mit der Deckenheizung, das kam vom Sanitärbetrieb, also auch einem Experten.
Gilbert Laaser: In Eigenregie ist es so, da ich ja vom Hintergrund her Ingenieur bin, kann ich von vornherein gut abschätzen, was kann ich technisch gut machen. Aber gerade der Bereich Fördermittel und wie kommt man da dran, war für mich der ausschlaggebende Grund, einen Experten zu holen. Denn unabhängig davon, was man machen will, wir brauchen in Deutschland immer jemanden, der sich mit Geld auskennt (Lacht). Und da findet man im Internet leider nicht immer die richtigen Antworten.
Vollsanierungen gelten oft als kompliziert, teuer, nervig. Was sind denn Ihre Erwartungen?
Gilbert Laaser: Dass es teuer wird, ist klar, dass man ordentlich investieren muss. Uns hat vor allem interessiert: Lohnt sich es überhaupt noch, in so ein altes Haus Geld reinzustecken, um langfristig finanziell zu profitieren. Wir reden ja hier von um die hundertfünzig- bis zweihunderttausend Euro in unserem Fall. Das muss man auf die nächsten 30, 40 Jahre rechnen, plus weiterhin die anfallende Instandsetzung. Es war unsere Befürchtung, dass das erst mal keinen Sinn ergibt.
Nachdem wir allerdings aufgrund der Energierechnung im individuellen Sanierungsfahrplan gesehen haben, dass wir von 4.000 Euro jährlich zu 400 Euro Energiekosten kommen, also einen großen Batzen Geld sparen, war uns ganz klar, dass wir dieses Projekt eingehen möchten. Das hat mich am meisten verwundert, dass die Kostenersparnis wirklich so groß ist.
Welche Ihrer Erwartungen haben sich bisher bestätigt oder auch als ganz anders herausgestellt als gedacht? Sie hatten schon angedeutet, dass sie erstaunt, wieviel dann doch gemacht werden muss.
Ivonne Laaser: Es ist nicht nur die Energiesache, sondern sehr viel mehr, an was man denken muss. Zum Beispiel habe ich nach dem Einzug gesagt, ja lass uns die Treppe gleich erneuern. Dann wollte ich den Teppich wegmachen und das Holz abschleifen und schön machen. Doch dann sagt mein Mann: Überleg mal, dass das Dach neu gemacht wird. Wie viele Leute stiefeln da die ganze Zeit hin und her? Die ganze Treppe ist danach versaut – man muss also schon bedenken, was man wann macht.
Was für Feedback kriegen Sie denn auf Ihr Vorhaben?
Gilbert Laaser: Unwissenheit und Angst, dass man das Falsche macht und sinnlos das Geld rausschmeißt, ist das, was wir von anderen hören, die sich nicht trauen.
Die finanzielle Situation ist sicher ein Punkt, der viele abschreckt, größer zu investieren. Oder es kommt die Aussage, es hat keinen Mehrwert mehr in alte Häuser zu investieren, man kann es eigentlich abreißen.
Ivonne Laaser: Wobei man halt auch sagen muss, dass die Wände hier viel dicker sind als das, was man heute verbaut. Und die Zimmer werden auch nicht mehr so groß gebaut, wie sie hier in diesem Haus sind.
Das sind jetzt viele Vorbehalte gewesen. Gibt es auch Stimmen, die sagen: Toll, was ihr macht?
Ivonne Laaser: Also Freundinnen von mir sind schon beeindruckt. Sie haben gesagt: Wow, was ihr alles vorhabt und ich kann mir das richtig gut vorstellen. Aber sie sehen auch, wie lange das dauert. Sie sind schon positiv gestimmt, aber wenn man ihnen sagt, wie viel das kostet, schlucken sie.
Gilbert Laaser: Das meinte ich mit der Angst zu investieren, man merkt eine gewisse Unsicherheit. Was uns am meisten geholfen hat, war wirklich die Energieberaterin, um aufzuzeigen, dass es ein Weg ist, der sich in unserem Fall auch wirklich rentieren wird – gerade in unserem Alter.
Worauf freuen Sie sich, wenn die Sanierung dann eines Tages geschafft sein wird?
Gilbert Laaser: Also bei mir ist es leider sehr langweilig, was mich am meisten interessiert, ist genau der technische Bereich. Ich bin ja so ein bisschen Zahlenfreak: Schaffen wir die Rate, kommen wir günstiger, besser, höher, weiter mit der Technik? Ich bin quasi immer am nachregeln und optimieren – das ist, worauf ich mich am meisten freue. Und, dass es gerade im Dachgeschoss deutlich kühler wird. Ach ja, und dass wir einen weiteren Raum bekommen, den wir nutzen können.
Ivonne Laaser: Das stimmt. Ich bin diejenige, die sich weniger mit dem Energiethema befasst, sondern mit dem, wie wir leben. Sprich, wie es dann schlussendlich aussieht. Welche Möbel drin stehen, welche Lampen wir aussuchen, welchen Boden, welche Farbe an den Wänden und und und.
Das heißt, die eher technisch orientierte Sanierung bringt Ihnen auch die Möglichkeit für Verschönerungsmaßnahmen, wenn man ohnehin schon dabei ist, hier Dinge neu zu machen …
Ivonne Laaser: Genau. Und wie mein Mann schon gesagt hat, haben wir dann, wenn der Öltank rausgenommen wird, einen weiteren Raum von acht, neun Quadratmeter zur Verfügung. Sollt sich der Ölgeruch dann verflüchtigen, kann man ein Gästezimmer draus machen.
Wenn Sie ihre Vorstellung schildern, sprechen Sie viel davon, dass es im Sommer kühler wird. Im Zusammenhang mit einer neuen Heizung würde man doch eher erwarten, dass Sie es im Winter wohlig warm haben möchten?
Ivonne Laaser Also wir hatten jetzt wirklich keine Probleme, die Ölheizung hat es gut geregelt im Winter, wir haben sogar Heizkörper herausgenommen. Die waren zum einen überflüssig, da wo sie waren und zum anderen wäre es zu warm gewesen. Und wir hatten zwei- oder dreimal den Kachelofen befeuert. Wir haben ihn freiwillig ausgehen lassen, weil es so warm war.
Nun sind hier aber auch schon die Fenster saniert, was ja nicht in allen Altbeständen der Fall ist …
Gilbert Laaser: Das macht viel aus, haben uns die Vorbesitzer gesagt. Und um ihre Frage nochmal aufzugreifen, warum wir das mit Wärme nicht ansprechen. Es wird halt immer wärmer und oben ist unser Haus noch absolut nicht gedämmt. Durch die modernen Dämmverfahren werden wird es deutlich kühler haben, um auch das Dachgeschoss nutzen zu können. Im Moment haben wir dort eine Klimaanlage …
… die könnten sich dann sparen.
Ivonne Laser: Ja, richtig.
Gilbert Laaser: Weil eben die Deckenheizung eine gewisse Kühlleistung bringen kann und die Dämmung dementsprechend isoliert.
Sie haben schon gesagt, dass für Sie dieses Programm der Stadt genau zum richtigen Zeitpunkt kam. Denken Sie, Sie wären an dem Punkt, wo Sie jetzt sind, wenn es das nicht gegeben hätte?
Gilbert Laaser: Ich wäre auf alle Fälle auf einen Energieberater zugegangen. Aber es ist gut, dass die Stadt schon mal vorab gezeigt hat, was überhaupt möglich ist, welche Fördermittel es gibt – und diese Vorinformation ist kostenlos gewesen. Ein Energieberater kostet halt zwei- bis dreitausend Euro und da weiß man erst mal nicht, bringt das was.
Sie haben vorhin gesagt, dass sie nicht groß Recherchen gestartet haben. Sie scheinen Ihren Weg sehr zielgerichtet zu verfolgen ….
Gilbert Laaser: Mir war von vornherein klar war, die technischen Maßnahmen sind erstmal egal. Man muss schauen, was wird gefördert. Dann braucht man jemanden, der sich damit auskennt und dafür kommen halt nur die Stadt, der Staat oder eben Energieberater in Frage. Als Laie läuft man aus meiner Sicht Gefahr, das falsch anzugeben. Und die Energieberatung braucht man ja auch, um gewisse Fördermittel zu bekommen, mehr Geld zu bekommen.
Also, Sie haben sich nicht hingesetzt und gesagt: Was gibt es denn alles für Heiztechniken, ist eine Wärmepumpe gut oder eine Hackschnitzelheizung. Sie haben den Ansatz über die Fördermittel genommen.
Gilbert Laaser: Ja, das war erstmal rein finanziell gesteuert, weil aus meiner Sicht ist egal was technisch gesehen machbar ist. Das ist bestimmt interessant. Aber ein System ist für mich völlig irrealistisch, wenn ich es nicht bezahlen kann.
Ivonne Laaser: Wir haben dann auch von Freunden gesagt bekommen, macht Pellets, das funktioniert viel besser …
Gilbert Laaser: Aber ohne Plan reinsteuern ist keine gute Idee bei so einem Großprojekt. Im weiteren Schritt sollte man zum Thema Technik natürlich Fachleute haben. Informationen, die man heutzutage aus dem Internet suchen kann, kann ich niemandem empfehlen. Zumal du nicht weißt, ob das, was da angeboten wird, wirklich für dein Haus und dessen Zustand das Richtige ist.
Da wären wir auch schon bei der Frage, was Sie anderen Hausbesitzern raten, die mit dem Gedanken an eine Sanierung spielen?
Gilbert Laaser: Meine Empfehlung ist wirklich, zu einem Energieberater zu gehen, nicht zu einem Handwerker. Weil der Handwerker kann nur das verkaufen, was er anbieten kann. Aber er hat nicht den kompletten Überblick. Deswegen Beratung einholen ist der einzig relevante Schritt aus meiner Sicht, auch wenn es teuer wird.
Was wäre Ihr Wunsch, wann Sie weitermachen?
Gilbert Laaser: In den nächsten zwei bis drei Jahren soll auf jeden Fall Heizung und Warmwasser umgesetzt sein.
Und was ist die Perspektive dann für die Dämmung?
Gilbert Laaser: Je nach Fördermittel, die zur Verfügung stehen, innerhalb der nächsten 5 bis 6 Jahre.
Das heißt, insgesamt sind sie dann einen Zeitraum von sieben Jahren beschäftigt von den ersten Informationen bis zum Abschluss.
Gilbert Laaser: Genau. Wir möchten ein sogenanntes Gesamtpaket machen, das macht für die Förderung einen riesigen Unterschied, wie man das beantragt. Aber man muss dafür alle Maßnahmen wirklich durchgeführt haben, um darauf zugreifen zu können. Die Alternative ist, man macht nur die Einzelmaßnahmen und muss entsprechend die Einzelförderungen beantragen.
Noch ein anderer Aspekt, der Ihnen wichtig wäre.
Gilbert Laaser: Ja, man sollte sich überlegen, was möchte man für eine Lebensqualität im eigenen Haus haben. Muss es das Nonplusultra sein? In unserem Fall, weil wir noch jung sind und auch das Haus noch nicht so alt ist, möchten wir lieber das Gesamtpaket haben.
STECKBRIEF
Projekt: Vollsanierung
Gebäudetyp: Doppelhaushälfte
Ort: Niederscheyern
Anzahl der Bewohner: 5 Personen
Baujahr: 1982
Von jetzigem Eigentümer bewohnt seit: 09/2023
Wohnfläche/Nutzfläche :192 qm/108 qm
Maßnahmen:
- Heizung: Umrüstung von Öl auf Wärmepumpe geplant
- Zusatzheizung: Kachelofen soll weiter betrieben werden
- Dämmung (Dach, Fassade, Kellerdecke, Geschossdecke der obersten Geschossdecke): Teil des Sanierungsfahrplanes der Energieberaterin
- Fenstertausch: 2019 erfolgt, Zweifachverglasung
- PV-Anlage: in Planung
- Solarthermie: nicht sinnvoll
- Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung: angedacht im letzten Schritt des Sanierungsplanes
- Besonderheiten: Deckenheizung
Derzeitiger Heizölverbrauch/Energiekosten pro Jahr: ca. 4000 Liter / 4.000 Euro
Heizenergieverbrauch kWh/m2 vorher/nachher: 267 / 44
Voraussichtliche Sanierungskosten: 159.000-200.000 Euro
Höhe der Förderungen: Stand heute: ca. 42.000 Euro
Angestrebter Standard: EH70
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