Leistungsschauen auf dem Pfaffenhofener Volksfest: Forum für die örtliche Wirtschaft
Vom ersten Volksfest im Jahr 1929 an war das muntere Treiben mit Karussells, Fahrgeschäften und Bier eng verknüpft mit der Förderung der heimischen Wirtschaft. Wo viele Menschen zusammenkamen, war ein hervorragendes Schaufenster für die heimischen Betriebe gewonnen, das sich auch die Stadt Pfaffenhofen und der hier ansässige Mittelstand zunutze machten.
Krisenjahr 1929 und Wirtschaftsförderung
Das Jahr 1929 war nach mehreren „goldenen“ Jahren geprägt von einer einsetzenden wirtschaftlichen Krise, die ganz Deutschland und auch den heimischen Raum erfasste und im US-Börsencrash vom Oktober 1929 gipfelte. Die Initiatoren des ersten Pfaffenhofener Volksfests unter Bürgermeister Georg Grabmeir verknüpften deshalb in eben diesem Jahr die vier Volksfesttage mit einem umfangreichen Programm zur Präsentation des heimischen Gewerbes. Neben Ausstellungen zum Thema Frucht-, Obst-, und Hopfenbau gehörten auch eine Bienenzucht-, Geflügel- und Ziegenschau mit Prämierung hervorragender Zuchtergebnisse, die vom landwirtschaftlichen Bezirksverein organisiert worden war, zum Programm. Eine Großtierschau sowie eine Ausstellung landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte rundeten das Programm ab und zeigten die Leistungsfähigkeit der heimischen Wirtschaft, aber zugleich auch den Weg in die Technisierung der Landwirtschaft.
Neubeginn 1949
Auch bei den weiteren Volksfesten vor dem Zweiten Weltkrieg wurde diese Tradition der Landwirtschafts- und Landmaschinenausstellungen beibehalten. Nach den allgemein schwierigen Nachkriegsjahren und dem Jahr der Währungsreform 1948 konnte im Folgejahr das erste, jetzt neun Tage währende Nachkriegsvolksfest organisiert werden. Gerade in der Zeit des beginnenden Wiederaufbaus spielte der heimische Mittelstand eine wichtige Rolle für den Arbeitsmarkt und den ersehnten wirtschaftlichen Aufschwung. Die landwirtschaftliche Ausstellung unter der Federführung des Landwirtschaftsamtes Pfaffenhofen stand allen Gewerbetreibenden und Landwirten des Landkreises offen. Bürgermeister Willy Stocker betonte 1949 in seinem Grußwort, das Volksfest solle „allen unseren Gästen durch Ausstellungen und Vorführungen (...) einen Beweis für die Leistungsfähigkeit unserer Landwirtschaft, unseres Gewerbes und unseres Handwerks vermitteln“. In der kurz zuvor fertig-
gestellten Ilmhalle präsentierten zahlreiche Betriebe ihre Produkte und erreichten auf diesem Weg über 3.000 Besucher.
Der „Bauerntag“ knüpft an die landwirtschaftliche Tradition an
Schon bald begann sich die Wirtschaft in der jungen Bundesrepublik sehr gut zu entwickeln, sodass es nicht mehr als notwendig erachtet wurde, das Volksfest mit einer Landmaschinenschau zu bereichern. Zudem war auch der Großviehmarkt eingegangen, weshalb Tierschauen und die traditionellen Pferderennen eingestellt wurden.
Das Thema Landwirtschaft und Hopfenbau blieb gerade in der einsetzenden Zeit des Wandels ab den 1950er Jahren weiterhin von Bedeutung. So wurde – erstmals im Jahr 1969 – der „Bauerntag“ zum festen Programmpunkt der Pfaffenhofener Wiesn, die deshalb sogar um einen Tag verlängert wurde. Jedes Jahr gewann man einen renommierten Redner für ein aktuelles Thema aus dem Bereich der Landwirtschaft oder des Hopfenbaus. Die Zeit des Volksfestes als Schauplatz einer messeähnlichen Veranstaltung ging jedoch zu Ende. Ein buntes Programm mit viel musikalischer Unterhaltung, „gutem Stoff“ und Spaß trat zunehmend in den Vordergrund, während die seit 1976 in Pfaffenhofen regelmäßig stattfindenden Gewerbeschauen die früheren Volksfestausstellungen ablösten.
Autor:Stadtarchiv Pfaffenhofen an der Ilm aus Pfaffenhofen |
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