Städtebauförderung schon vor über 500 Jahren - Staatliche Zuschüsse zu Zeiten der bayerischen Herzöge

Teil der alten Stadtmauer an der Grabengasse, die 1438 mit staatlicher Hilfe errichtet wurde (um 1960).
5Bilder

Die moderne Städtebauförderung als staatliche Hilfe zur Entwicklung der Kommunen in Zeiten großer Veränderungen und Herausforderungen ist kein Phänomen der Neuzeit. Schon vor vielen Jahrhunderten gewährte der bayerische Staat seinen Städten und Märkten Zuschüsse und finanzielle Unterstützung. Diese wurden auch Pfaffenhofen mehrmals zuteil, in früherer Zeit jedoch aus Gründen der Zerstörung oder als Folge von Naturkatstrophen.

1389: Holz aus Staatswaldungen als Wiederaufbauhilfe

Der große bayerische Städtekrieg der Jahre 1387 bis 1389, in dem die freien Reichsstädte ihre Unabhängigkeit von den Wittelsbacher Herzögen behaupten wollten, hinterließ auch in Pfaffenhofen Spuren. Der Markt wurde von durchziehenden Soldaten vollkommen zerstört und besaß keinerlei Möglichkeit, aus eigenen Kräften wieder zu erstehen.
Pfaffenhofen war damals ein wichtiger Stützpunkt für die bayerischen Wittelsbacher. Den Herzögen Stefan und Johann war deshalb sehr daran gelegen, den Markt wiederaufbauen zu lassen. So gewährten sie am „Samstag vor St. Veit“ (28. Juni) 1389 den Bürgern quasi als staatliche Aufbauhilfe die Erbauung eines Ziegelstadels mit Brennofen und den Bezug von Lehm aus Staatsbesitz. Der Pfleger als landesherrlicher Verwalter des Gerichts Pfaffenhofen erhielt von den Herzögen die Anweisung, den Bürgern nach Bedarf Bau- und Brennholz aus den herzoglichen Forsten und damit aus Staatsbesitz unentgeltlich zur Verfügung zu stellen.

Bau der Stadtmauer als Städtebauförderung im 15. Jahrhundert

Wiederholt erlebte Pfaffenhofen nach 1389 feindliche Einfälle und Zerstörungen. Als weitere finanzielle Unterstützung gewährten Herzog Johann und sein Sohn Ernst im Jahr 1395 dem Markt ein „ewiges Umgeld“ (Umsatzsteuer auf Güter des täglichen Bedarfs), um den Aufbau des Marktes zu ermöglichen und weitere „Notdurft“ zu finanzieren. Der außerdem verliehene „Neuzoll“ auf alle durchgehenden Waren sollte bis zum vollendeten Wiederaufbau Pfaffenhofens als weitere Steuer bestehen bleiben. Zumindest im Jahr 1419 waren schon Teile der Stadtmauer und das mittlere Tor errichtet. Insgesamt wurden bis 1438 mit Staatshilfe 60000 Ziegelsteine verbaut und Pfaffenhofen mit 17 Stadttürmen und einer umlaufenden Mauer befestigt.

Auf Anordnung des Staates: Spendenaufrufe und Sammlungen für die zerstörte Stadt

Die Gewährung finanzieller Zuschüsse oder Steuernachlässe erfolgte im 16. und 17. Jahrhundert wegen Kriegsschäden oder erlittener Schäden aus Naturkatastrophen. Eine davon traf Pfaffenhofen im Jahr 1768. Ein schweres Unwetter mit Blitzschlag zerstörte am 8. Juni 1768 den Kirchturm, die Glocken zerschmolzen durch die Hitze der Flammen. Da die unvermögende Pfarrei ohne Geld war und auch die Stadtkasse kaum Rücklagen besaß, genehmigte der damalige Landesherr, Kurfürst Max III. Joseph, eine staatlich angeordnete, landesweite Sammlung, um den erlittenen Schaden in Höhe von 13000 Gulden mildern zu helfen. Durch diese Form staatlicher Hilfe konnte der Wiederaufbau des Pfarrkirchturms mitfinanziert werden, durch weitere staatliche Darlehen war bis 1769 das prägende Wahrzeichen Pfaffenhofens mit fünf neuen Glocken fertiggestellt.

Staatliche Förderung in jüngerer Zeit

Das starke Wachstum Pfaffenhofens insbesondere in den letzten 70 Jahren stellte die Vertreter der Stadt vor immer neue Herausforderungen. Die damit verbundene Umstrukturierung machte in den letzten Jahrzehnten zunehmend eine mittel- und langfristige Planung der künftigen Entwicklung der Stadt notwendig. Die seit 1971 bestehende Städtebauförderung unterstützt seitdem Maßnahmen wie die Hauptplatzumgestaltung, städtebauliche Vorhaben und Projekte zum Erhalt und Ausbau einer lebendigen Innenstadt.

Autor:

Stadtarchiv Pfaffenhofen an der Ilm aus Pfaffenhofen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

10 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.