Das Windrad finanziert den Kindergarten - Gedanken zur "Energiewende in Pfaffenhofen"
110 Millionen Euro pro Jahr könnten in der Region bleiben wenn Energie dezentral und regional erzeugt wird!
Die bundesweit eingeleitete Energiewende zur Versorgung aus Erneuerbaren Energien ist auch in Pfaffenhofen eine komplexe Herausforderung. Die Stadt Pfaffenhofen ist in puncto Energiewende und Klimaschutz schon seit vielen Jahren aktiv. Dezentrale, individuelle Lösungen sind das Thema der Zukunft. Bürgerenergieanlagen ein demokratisches Modell ökonomischer und ökologischer Energiegewinnung.
Das Klimaschutzziel Pfaffenhofen: CO2-Ausstoss bis 2030 halbieren
Pfaffenhofen ist heute schon eine der klimafreundlichsten Städte Bayerns. Bereits 2001 wurden beispielsweise die Vorgaben des Kyoto-Protokolls übererfüllt. Trotzdem hat sich die Stadt Großes vorgenommen: Bis spätestens 2030 sollen die Kohlendioxid-Emissionen pro Kopf gegenüber heute nochmals auf 3 Tonnen pro Bürger halbiert werden!
Darum hat die Stadt Pfaffenhofen a. d. Ilm mit Unterstützung des Energie- & Solarverein Pfaffenhofen e. V. die Klimaschutzinitiative Pfaffenhofen ins Leben gerufen.
Mit dem Klimaschutzkonzept wurden auch die Voraussetzungen für die Energiewende vor Ort geschaffen
Auch um energetische Planungsklarheit zu erlangen war das vom Stadtrat 2013 beschlossene integrierte Klimaschutzkonzept ein wichtiger Schritt. Dabei wurden Energieverbräuche und -potentiale erfasst und in enger Zusammenarbeit mit über 100 Bürgerinnen und Bürgern aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen ein vielfältiger Maßnahmenkatalog beschlossen, welcher nun in den nächsten Jahren zusammen mit den örtlichen Akteuren umgesetzt werden soll. Neben der Einstellung einer Klimaschutzmanagerin wurden unter anderem ein eigenes Projektbudget in Höhe von jährlich 300.000 Euro für Klimaschutzmaßnahmen zur Verfügung gestellt.
Energiewende heißt Erneuerbare Energie regional und dezentral erzeugen
Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien kann faktisch ein Großteil des heutigen CO2-Ausstosses vermieden werden. Bis 2030 wäre es machbar, dass die gesamte Energieversorgung Pfaffenhofens mit erneuerbaren Energien bestritten wird. Das wird aber nur gelingen wenn unsere Energie dort erzeugt wird, wo sie auch verbraucht wird.
"Die Bürger wollen die Energiewende nach wie vor. Sie wird jedoch zu langsam umgesetzt. Und das obwohl wir wissen, je schneller wir vorankommen, desto eher kann unsere Region auch ca. 110 Millionen Euro pro Jahr in unserer Region halten, die wir jetzt an Ölscheichs und Gasbarone bezahlen", so Helmut Muthig, stv. Vorsitzender des Energie- und Solarverein Pfaffenhofen.
Denn wenn Energie dort produziert wird, wo sie auch verbraucht wird, bleibt auch die Wertschöpfung vor Ort und es entstehen neue Arbeitsplätze. Was unsere künftigen Energieformen angeht, sollten alle erneuerbaren Energieträger ins Kalkül gezogen werden, wobei Sonne und Wind die zwei großen Säulen der Energieerzeugung bilden. Für Biomassekraftwerke sollten nur unsere Reststoffe, bspw. Grüngut, biologische Abfälle, etc. verwertet werden. Unsere bestehenden Wasserkraftwerke an der Ilm können zwar durch schlaue Technologien umweltverträglicher und effizienter gemacht werden, neue Standorte sollten allerdings nicht erschlossen werden.
Was die Kommune für den Ausbau regenerativer Energien tun kann:
- Stadtwerke als Anbieter von Energie- und Wärme vor Ort weiterentwickeln
- Rekommunalisierung der Energienetze (Gas, Wärme und Strom)
- Eigenbau von EE-Kraftwerken
- Überlassung von öffentlichen Flächen für Bürger-PV-Anlagen
- Akzeptanzförderung der Windenergie
Energie vor Ort einsparen
Die beste Energie ist natürlich immer noch die Energie, die nicht verbraucht wird! Energieverbrauch zu senken und unnötige Verluste zu vermeiden ist deshalb die zweite entscheidende Säule der Energiewende.
Was die Stadt für mehr Energieeffizienz und klimaschonende Mobilität tun kann:
- Auflage eines kommunalen Energiesparprogrammes (kommunaler Stromverbrauch, Gebäudesanierung, ...)
- Ausarbeitung von Kriterien zur Beachtung energetischer Aspekte bei Bebauungsplänen
- Fibel Bauen & Sanieren
- Sanierung kommunaler Liegenschaften
- Radwegenetz ausbauen und fördern
- Optimierung des ÖPNV-Angebotes
Bürger an der Energiewende aktiv beteiligen
In Zukunft wird es heißen: "Das Windrad finanziert den Kindergarten oder das Freibad". Insbesondere bei öffentlichen Flächen ist darauf zu achten, dass auch die Öffentlichkeit vor Ort davon profitiert. Bürger sollten rechtzeitig in alle Entscheidungen eingebunden werden und aber auch selbst die Möglichkeit haben in Energieprojekte zu investieren!
Denn unsere Klimaschutzziele und maximale energetische Unabhängigkeit können wir in Pfaffenhofen nur erreichen, wenn sich alle Bürgerinnen und Bürger beteiligen. Ob Unternehmen, Privatperson oder Organisation, jede und jeder kann seinen/ihren Beitrag dazu leisten –mit kleinen und mit großen Aktionen.
Was die Stadt für Bürgerbeteiligung und Verbraucherinformation tun kann:
- regionale Bürgerbeteiligung an Kraftwerken auf öffentlichen Flächen und bei privaten Projekten ermöglichen
- Lokale Klimaallianz und Einrichtung eines Projektbüros
- Energiesparfibel für Bürger
- Fortsetzung der Klimaschutzkonferenzen und regelmäßiger Klimaschutztag
Markus Käser
stv. Vorsitzender Energie- und Solarverein Pfaffenhofen eV
Autor:Energie- und Solarverein Pfaffenhofen e.V. (ESV) aus Pfaffenhofen |
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