Den letzten Weg gemeinsam gehen

Einige der HospizbegleiterInnen beim Herbstfest 2013.
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„Es ist nicht der Tod, es ist das Sterben, das mich beunruhigt“ – der Philosoph Michel Eyquem de Montaigne formuliert in aller Kürze, was Menschen am Ende ihres Lebens häufig bewegt: die Angst vor Schmerz und Leid, die Angst vor dem Alleinsein. Seit über 20 Jahren setzt der Hospizverein Pfaffenhofen genau hier mit seiner ehrenamtlichen Arbeit an. In der Begleitung von Schwerstkranken und Sterbenden.

Doch was genau verbirgt sich hinter dem Begriff Hospiz? Der Name leitet sich aus dem lateinischen Wort „hospitium“ (Herberge) ab. Bereits im frühen Mittelalter gab es Hospize. Damals boten sie Pilgern, Kranken, Alten oder Schwachen Unterkunft und Pflege an.

Die moderne Hospizbewegung ist untrennbar mit dem Namen Cicely Saunders verbunden. Als Sozialarbeiterin, Ärztin und Krankenschwester gründete die Engländerin 1967 in London das St. Christopher’s Hospice. Sie widmete sich Studien zum Thema Schmerztherapie, um unheilbar Kranken unnötiges Leid zu ersparen. Die Palliativmedizin war geboren.

Ein weiterer bedeutender Name in der Geschichte der Sterbeforschung ist Elisabeth Kübler-Ross. Die Psychiaterin hat durch ihre wissenschaftliche Arbeit viel zum besseren Verständnis des Sterbeprozesses beigetragen.

Der Tod gehört zum Leben
Im Geist dieser beiden Frauen möchte die Hospizbewegung ihrerseits Mut machen, das Sterben und den Tod als Teil unserer Existenz anzunehmen, statt sie zu tabuisieren. Den Prozess des Sterbens begleiten, ihn nach dem Willen des Sterbenden selbstbestimmt und würdevoll gestalten, so lautet ihr Ziel. Gemäß der Überzeugung Cicely Saunders: „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben“. Eine Verlängerung des Lebens um jeden Preis oder dessen aktive Verkürzung widersprechen gleichermaßen diesem Credo.

„Beim Hospiz zählt der Mensch in seiner Gesamtheit. Also Körper, Geist und Seele“, formuliert Veronika Klinkenberg einen wesentlichen Aspekt der Hospizidee. Die schwer an Krebs Erkrankte schildert in einem Beitrag des Fernsehsenders IN-TV vom 20. Februar 2015 mit dem Titel „Den letzten Weg gemeinsam gehen“ ihre Ängste vor einem Tod in Einsamkeit. Carolyn Freeney vom Hospizverein Pfaffenhofen hat ihr diese Sorge nehmen können.

Wie Freeney engagieren sich derzeit rund 80.000 Menschen deutschlandweit in der Hospizbewegung. Ihr Dienst ist kostenfrei und sie sind der Verschwiegenheit verpflichtet. Am 10. Oktober, dem Welt-Hospiztag, haben sie in Pfaffenhofen wie anderswo auf ihr Ziel aufmerksam gemacht: „Hospiz- und Palliativversorgung. Für alle. Überall“.

Zur Geschichte des Hospizvereins Pfaffenhofen
Gegründet wurde der Hospizverein Pfaffenhofen am 30. Juni 1994 unter Vorsitz von Teresita Freifrau von Freyberg. Bereits zwei Jahre später zählte man 75 Mitglieder und es wurden erste Hospizbegleiter ausgebildet. Deren ehrenamtliche Koordination übernahm Dr. Bettina Polonius. Sie war es auch, die 1998 zusammen mit Leo Hansen ein heute bayernweit gültiges Ausbildungskonzept für Hospizbegleiter entwickelte.

Breites Spektrum ehrenamtlicher Dienste
Sukzessive erweiterte sich das Tätigkeitsfeld des Vereins. Beratungen in Sachen Vorsorge und Patientenvollmacht gehören inzwischen ebenso zum Spektrum der ehrenamtlichen Dienstleistung wie Bildungsinitiativen für Schulen oder Kommunen und eine breite Öffentlichkeitsarbeit, die auch die Organisation mehrerer Palliativ-Tage in der Kreisstadt umfasst.

Um die wachsenden Aufgaben bewältigen zu können, wurde 2009 die bis dato ehrenamtlich tätige Einsatzleiterin Dr. Henriette Wanninger als hauptamtliche Koordinatorin eingestellt. Noch im gleichen Jahr übernahm Peter Andreas den Vorsitz von Helga Inderwies, die seit 1998 den Verein geführt hatte.

Die Begleitung der Angehörigen von Menschen mit Demenz rückte mit den Jahren verstärkt in den Blick – eine Aufgabe, die mittlerweile von der 2013 gegründeten Alzheimergesellschaft Landkreis Pfaffenhofen übernommen wird.

Um die Palliativversorgung in der Region zu verbessern, fanden 2011 auf Initiative des Hospizvereins erstmals in Zusammenarbeit mit der Christophorus Akademie München Schulungen für Pflegekräfte und Ärzte statt.

"Spezialisierte ambulante Palliativversorgung"
Seit über fünf Jahren ist der Hospizverein treibende Kraft im Bemühen um die Einrichtung einer regionalen „Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung“, die zu Beginn dieses Jahres verwirklicht wurde. Die SAPV garantiert einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität von Schwerstkranken, wenn eine Heilung im eigentlichen Sinn nicht mehr möglich ist.

Hauptaufgabe des rund 250 Mitglieder zählenden Hospizvereins, dem seit April dieses Jahres Sieghard Pichl vorsteht, ist und bleibt aber die Begleitung und Betreuung Schwerstkranker und Sterbender sowie die Entlastung von Angehörigen. 45 speziell ausgebildete Hospizbegleiter sind aktuell in diesem Bereich aktiv.

Im Sinne einer optimalen Sterbebegleitung ist der Verein eng vernetzt mit dem AKM (Ambulantes Kinderhospiz München), dem AK Psychoonkologie in Ingolstadt, Altenheimen, Seelsorgern, Pflegediensten, Ärzten , Kommunen und den bereits genannten Verbänden sowie dem Regionalkreis für Hospizarbeit und Palliativbetreuung.

Begleitung für Sterbende und auch Angebote für Trauernde
Doch der Tod bedeutet nicht immer das Ende der Hospizbegleitung. Mit dem Verlust eines geliebten Menschen, der Leere, dem Schmerz umgehen lernen – dabei leistet der Hospizverein Angehörigen Hilfe. Zum breiten Spektrum der Angebote gehört eine individuelle Trauersprechstunde mit einem ausgebildeten Trauerbegleiter.

Darüber hinaus können Betroffene sich beim „Trauerwandern“ gemeinsam auf den Weg machen mit Menschen in einer ähnlichen Lebenssituation. Den Verlust auf kreative Art zu bewältigen, dabei hilft die „Trauerbegleitung mit Malen“. Einfach reden, gemeinsam mit anderen neue Perspektiven entdecken - dazu lädt seit Kurzem jeden ersten Mittwoch im Monat von 15 bis 17 Uhr das „Café Lebensmut“ im Bürgerzentrum am Hofberg 7 ein.

In Zusammenarbeit mit Lacrima, einem Projekt der Johanniter Unfallhilfe, bietet der Hospizverein zudem speziell Familien unter dem Motto „Kinder trauern anders“ fachgerechte Hilfe an.

Ausbildung für Hospizbegleiter und Schulung für Trauerbegleiter

Im Frühjahr 2016 startet eine neue Ausbildungseinheit für Hospizbegleiter. Eine erste Informationsveranstaltung ist für den 28. Januar im Büro des Hospizvereins in Pfaffenhofen geplant, zwei weitere am 16. Februar in Hohenwart und am 23. Februar in Schweitenkirchen. Beginn ist jeweils um 19 Uhr. Im April startet dann der Kurs, der nach einem intensiven Vorgespräch zwei Wochenendseminare, fünf Tagesseminare samstags, Vortrags- und Vertiefungsveranstaltungen sowie ein 20-stündiges Praktikum im ambulanten Pflegebereich umfasst. Bereits Ende des Jahres 2015 beginnt eine neue Trauerbegleiter-Schulung.

Nähere Informationen zu allen Angeboten und Antwort auf sonstige Fragen gibt es beim Hospizverein unter der Tel 08441 82751 oder im Interente unter www.hospizverein-pfaffenhofen.de. Büro und Beratungsräume befinden sich in der Ingolstädter Straße 16/II, Eingang Riederweg.

Autor:

Hospizverein Pfaffenhofen e.V. aus Pfaffenhofen

Ingolstädter Straße 16/II, 85276 Pfaffenhofen a.d.Ilm
+49 8441 82751
buero@hospizverein-pfaffenhofen.de
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