Theaterspiel im 19. und 20. Jahrhundert
„Auf vielseitiges Verlangen Extravorstellung!“
Das runde Jubiläum des seit vielen Jahren weithin bekannten Theaterspielkreises Pfaffenhofen bietet einen geeigneten Anlass, auf die Geschichte des Theaterspiels in der Stadt zurückzublicken. Gegen manche Widerstände und zunächst durch Impulse von außen entwickelte sich das Genre des Bühnentheaters zu einem wichtigen Bereich städtischer Unterhaltungskultur.
Hindernisse und Anfänge im 19. Jahrhundert
Die ersten Spuren von (geplanten) Theateraufführungen finden sich in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Zunächst lehnte der Magistrat die Gesuche auswärtiger Theaterensembles ab, wobei auch die Qualität des Gebotenen eine Rolle spielte. Wiederholt hatten Künstler, die nur zu primitivsten Aufführungen in der Lage waren, das Publikum enttäuscht. Ein Marionettenschauspieler kam sogar für einige Stunden ins Gefängnis, nachdem seine Aufführungen vom Publikum nicht angenommen worden waren und er Bürgermeister Kaspar Kratzer wüst beschimpft hatte.
Aufschwung für das Theaterspiel in Pfaffenhofen nach 1850
Nach dem Revolutionsjahr 1848, das auch in Bayern zu einer scharfen Zensur in der Presse und dem Verbot öffentlicher Veranstaltungen geführt hatte, kam es in den folgenden Jahren zu einer Lockerung. Zunächst traten auswärtige Theatergesellschaften wie mehrmals ab 1855 die Schauspieler des Münchner Direktors Albert Fahrner mit großem Erfolg auf. Der Theaterunternehmer Heumann in Pfaffenhofen bot zu dieser Zeit sogar eine Schauspielerausbildung und Engagements an.
Der Gesellenverein macht den Anfang
Zu Pionieren des einheimischen Theaterspiels entwickelten sich die Mitglieder des 1858 gegründeten Katholischen Gesellenvereins Pfaffenhofen, die noch im Gründungsjahr in der Stadt, aber auch außerhalb Pfaffenhofens unterhaltende und belehrende Stücke aufführten. Weitere Vereine wie der „Liederkranz“ und der Männerturnverein (MTV) sorgten für einen rasanten Aufschwung des Spielbetriebs in Pfaffenhofen. In den Sälen der Wirte und Bierbrauer kamen heitere und erbauliche, sowie Stoffe religiösen Inhalts zur Aufführung.
Blütezeit in den 1920er Jahren
Nach der kriegsbedingten Unterbrechung in den Jahren 1914 bis 1918 war die Sehnsucht der Pfaffenhofener nach Unterhaltung schnell wieder zu spüren. Schon 1919 fanden wieder Aufführungen mehrerer Vereine statt, die trotz großer wirtschaftlicher Not gut besucht waren. Die Eintrittspreise hielten die Veranstalter bewusst moderat.
Mit der Gründung des Theatervereins „G’mütlichkeit“ im Jahr 1923 gelangte die Theaterkultur auf eine neue Ebene. Unter Spielleiter Anton Sommer etablierte sich das Ensemble schnell in der Stadt und über die Region hinaus. Daneben spielten neben dem Gesellenverein auch die Mitglieder des Roten Kreuzes und neu gegründete Vereine wie der Tennisverein oder der Trachtenverein.
Wiederbeginn 1947
Während der Zeit des NS-Regimes (1933–1945) kamen mit der Auflösung der Vereine sämtliche Aktivitäten zum Erliegen. Ab 1947 setzte mit Beginn der Vereinstätigkeit jedoch der Schauspielbetrieb wieder ein. Trotz aufkommender Konkurrenz durch das Kino blieb das Theatergeschehen der Stadt ein fester Bestandteil der Unterhaltung, das mit dem 1973 gegründeten Theaterspielkreis ein neues Niveau erreichen sollte.
Autor:Stadtarchiv Pfaffenhofen an der Ilm aus Pfaffenhofen |
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