Jahresrückblick
Spiegelbilder ihrer Zeit: Frühere Jahresrückblicke aus der Stadt Pfaffenhofen
Die jährlichen Rückschauen aus Stadt und Landkreis Pfaffenhofen besitzen eine lange Tradition. Bereits vor über 100 Jahren resümierten die Journalisten des Amtsblatts über das abgelaufene Jahr und erinnerten an wichtige Entwicklungen. Im 20. Jahrhundert warfen auch die Bürgermeister einen Blick zurück auf die vergangenen 12 Monate und skizzierten die Leistungen der Gemeinde aber auch die Sorgen der Zeit.
1884: Zukunftsangst, Konkurrenzneid und Ellenbogengesellschaft
Ein Artikel zum Jahresende 1884 im Amtsblatt des Bezirksamts Pfaffenhofen spiegelt die damaligen gesellschaftlichen Veränderungen im Raum Pfaffenhofen wider. Der unbekannte Autor kritisierte die Schnelllebigkeit und Unruhe der Zeit, die jetzt in einem höheren Tempo taktete, sichtbar geworden durch die Eisenbahn. Konkurrenzdruck seitens der Großstadt bedrängte Landwirtschaft und Gewerbe, führte zu Zwangsversteigerungen von Anwesen, prägte die allgemeine Stimmung und schürte bei der Bevölkerung Zukunftsangst.
Der fehlende Zusammenhalt der Menschen untereinander, aufkommender Egoismus und die Ellbogengesellschaft führten zu einem rauen Klima untereinander, in der jeder nur noch für sich selbst das Beste wolle, wie es im Artikel weiter heißt.
1914 bis 1945: Rückblicke in Kriegszeiten und Notjahren sowie als Mittel der Propaganda
Die Epoche der Jahre 1914 bis 1923 und die Zeit ab 1929 war von Krieg sowie nachfolgenden wirtschaftlichen und sozialen Problemen geprägt, die den Alltag bestimmten. Der Jahresrückblick 1914 stellte den heißen und unbeschwerten Sommer mit vielen Vereinsfesten in Pfaffenhofen in den Mittelpunkt. Der im August ausgebrochene „große Krieg“ wurde Ende 1914 noch als kurze Episode gesehen, die bald mit einem großen Sieg Deutschlands enden würde. Wenige Jahre später klangen in den Rückschauen nur noch die immer größer werdende Not und die Hoffnung auf das Kriegsende und bessere Zeiten durch.
Nach der Notzeit in den 1920er Jahren nutzte die NS-Propaganda den ab 1933 einsetzenden wirtschaftlichen Aufschwung zur Verherrlichung der Leistungen des Führers und der Aufbauarbeit in Stadt und Landkreis Pfaffenhofen. Insbesondere die Tätigkeitsberichte der Gemeinden aus dem Jahr 1938 dokumentieren die in Gemeinschaftsarbeit erbrachten „gewaltigen Anstrengungen“ der Kommunen, ihrer Bürgermeister und der Bevölkerung als Basis für den „Wiederaufstieg des Deutschen Reichs“.
Jahresbilanz des Bürgermeisters in den Nachkriegsjahren
Zum Jahresschluss 1945 blickte Bürgermeister Willi Stocker auf dieses historische Schlüsseljahr zurück, das auf die untergegangene NS-Diktatur den Einmarsch der Amerikaner und einen demokratischen Neuanfang folgen ließ. Kriegsende mit Zerstörung, wirtschaftlicher und sozialer Not in Stadt und Landkreis, aber auch die Hoffnung auf einen Neustart unter amerikanischer Besatzungsherrschaft verband die Bevölkerung mit diesem Jahr. Jedoch richtete sich Stockers Blick auch nach vorne in die unsichere Zukunft, den anhaltenden Wohnungs- und Versorgungsmangel und die Herausforderung der Unterbringung und Integration der Heimatvertriebenen.
Krisen und ihre Wahrnehmung: Die Rezession der Jahre 1966/67
Intensiv wurde die kurzzeitige wirtschaftliche Stagnation in der Bundesrepublik in den Jahren 1966/67 wahrgenommen. Nach eineinhalb Jahrzehnten ungebrochenen Wirtschaftswachstums spürte auch der Mittelstand in der Region die kurzzeitige Abkühlung des Geschäftsklimas. Die damalige Sorge vor einer längeren Rezession, Kurzarbeit in vielen betrieben und drohende Entlassungen von Mitarbeitern in großem Maße erwies sich im Nachhinein als unbegründet, signalisiert aber die damalige unsichere Zeitstimmung.
So erweisen sich die Jahresrückblicke in der Rückschau als interessante Momentaufnahmen der Wahrnehmung der Zeitumstände durch die Bevölkerung.
Autor:Stadtarchiv Pfaffenhofen an der Ilm aus Pfaffenhofen |
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