Tierschutz im Landkreis schon seit über 100 Jahren

Schulrat Joseph Lutz (1867-1958) war als langjähriger Lehrer an der Knabenschule treibende Kraft beim Vogelschutz. Jahrzehntelang engagierte er sich auf diese Weise für die Tierwelt (ca. 1950).
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  • Schulrat Joseph Lutz (1867-1958) war als langjähriger Lehrer an der Knabenschule treibende Kraft beim Vogelschutz. Jahrzehntelang engagierte er sich auf diese Weise für die Tierwelt (ca. 1950).
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Der Tierschutz hat heute in Pfaffenhofen und im Landkreis durch verschiedene Initiativen vor allem in den letzten 20 Jahren wesentlich bessere Möglichkeiten erhalten, seine Ziele wie die Versorgung ausgesetzter und abgegebener Katzen und Hunde und anderer Tiere zu verfolgen. Doch schon im 19. Jahrhundert waren der Schutz und die Achtung der Tiere ein wichtiges Thema. Die Gründung des ersten Tierschutzvereins im Bezirk Pfaffenhofen vor rund 140 Jahren war die Initialzündung einer Entwicklung, die bis heute an Aktualität nichts eingebüßt hat.

Die Gründung des Bezirkstierschutzvereins

Im Bezirk Pfaffenhofen kam es um 1876 erstmals zur Gründung eines Tierschutzvereins. Anliegen war die Förderung des Tierschutzes im gesamten Amtsbereich durch Aufklärungsarbeit in der Öffentlichkeit und an den Schulen. Neben dem Bezirksamtmann gehörten dem Verein viele Amtspersonen und Bürgermeister, aber auch Lehrer, Geistliche sowie Privatpersonen an.
Der Münchner Tierschutzverein initiierte im Jahr 1888 die Aktion „Schutz den Thieren“, über die auch im Bezirk Pfaffenhofen den Schülern die Bedeutung des Tierschutzes nahegebracht werden sollte. In den Blick der Tierschützer gerieten beispielsweise die Schlachthöfe (in Pfaffenhofen seit 1910). Nur fachlich ausgebildetes Personal und nicht wie häufig die Metzgerlehrlinge sollten dort die Betäubung der Tiere vor der Schlachtung vornehmen, um deren Leid zu verringern.

Aufklärungsarbeit und Sensibilisierung als wichtigstes Anliegen

Im noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts landwirtschaftlich dominierten Landkreis Pfaffenhofen bildeten Tiere die wichtigste Arbeitskraft in der Landwirtschaft. Daher wurden Ochsen und Pferde als Zug- und Lasttiere entsprechend „wertgeschätzt“ und im Regelfall artgerecht gehalten. Dennoch gab es wiederholt Vorfälle, die Tierschützer schon im 19. Jahrhundert auf den Plan riefen. Insbesondere das Knebeln der Schlachttiere und unsachgemäßer Transport der Tiere zum oder vom Markt waren Herausforderungen der damaligen Zeit. Die Gründung des Geflügelzuchtvereins 1888 und des Fischereivereins 1895 boten dem Tierschutz mit dem Anliegen der artgerechten Haltung zusätzliche Möglichkeiten, ein Bewusstsein für Tiere als Lebewesen zu schaffen und sie nicht als Sache zu betrachten.

Ständige Gefahr von Tierseuchen

Die Maul- und Klauenseuche bei Rindern und Schweinen war bis in das 20. Jahrhundert hinein eine große Bedrohung für die Landwirtschaft. Wiederholt mussten nach bekannt gewor-denen Seuchen ganze Viehmärkte in Pfaffenhofen und Umgebung abgesagt werden. Mit auf-kommenden Impfungen und Unter-Quarantäne-Stellung der betroffenen Höfe oder gar ganzer Ortschaften bekam man das Problem besser in den Griff.

Zurückgehende Artenvielfalt bei Singvögeln

Schon im 19. Jahrhundert wusste man um die große Bedeutung von Feldrainen und Hecken insbesondere für Singvögel. Diese waren als Insektenvertilger sehr wichtig, wurden jedoch durch das Abholzen von Sträuchern und Bodengewächsen ihrer Lebensräume beraubt. Die Störung des natürlichen Gleichgewichts sorgte für einen Rückgang der Artenvielfalt und förderte Insektenplagen im Landkreis. Öffentliche Aufrufe seitens des Bezirksamts verhallten jedoch oft ungehört.

Die Initiativen von Schulrat Joseph Lutz

Insbesondere der Vogelschutz entwickelte sich zu einem besonders wichtigen Thema. Schulrat Joseph Lutz, seit 1889 als Lehrer an der Knabenschule tätig, gründete einen Verein für Vogelschutz, initiierte Ausstellungen und Aufklärungsveranstaltungen für Schüler und förderte die Bienenzucht. 1911 war er gemeinsam mit Eichmeister Josef Maier Vertrauensmann für Vogelschutz im Bezirk. Wichtige Aktion war neben Ausstellungen, Informationsveranstaltungen und Bildvorträgen das jährliche Aufstellen von Nisthöhlen in den Anlagen der Stadt, wie beim Kindergarten, am Bahnhof und beim Mädchenschulgarten. Derartige Aktionen organisierte nach dem Zweiten Weltkrieg auch der „Vogelliebhaber- und Vogelschutzverein“ unter Otto Braun.
Mit der Gründung des Tierschutzvereins in Pfaffenhofen im Jahr 1996 bekam der Tierschutz wesentlich bessere Möglichkeiten, seine Anliegen in der Stadt umzusetzen. Bis dahin hatten viele Gemeinden den Tierschutz nur über die Mitgliedschaft beim Tierschutzverein München unterstützt.

Autor:

Stadtarchiv Pfaffenhofen an der Ilm aus Pfaffenhofen

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