Demokratie historisch
Pfaffenhofener Kommunalwahlen früher
Kommunalwahlen, die seit 1960 alle sechs Jahre stattfinden und häufig spannungsgeladen waren, gab es bereits in früherer Zeit, zeitweise sogar jährlich oder alle 4 Jahre. Der Kreis der Wähler war damals jedoch wesentlich überschaubarer als heute und erst seit 1870 gab es Parteien, für die Kandidaten antraten.
Überprüfung der Wahlergebnisse durch die kurfürstliche Regierung
Über Jahrhunderte bestand in Bayern ein Zweikammer-System aus innerem Rat, aus dem der Bürgermeister hervorging, und dem (erweiterten) äußeren Rat. In den Gremien vertreten waren in Pfaffenhofen meist die Bierbrauer und Kaufleute, Kunsthandwerker wie der Goldschmied oder auch Chirurg und Lebzelter.
Bis zum 19. Jahrhundert hielt die kurfürstliche Generallandesdirektion als zuständige Aufsichtsbehörde die Verwandtschaftsverhältnisse der Gewählten fest, um mögliche verbotene Absprachen von vorneherein auszuschließen. Bei der Ratswahl des Jahres 1802 ergaben sich in Pfaffenhofen einige Verflechtungen. Der Handelsmann Adam Mulzer als Bürgermeister war Pate des Stadtschreibers Valta, der Weißgerber Niklas Baumann als innerer Rat, Exbürgermeister Paul Schöll und der äußere Rat Simon Rieder waren untereinander „befreundet“ und Georg Kramer und Johann Hörmann miteinander verschwägert.
1808–1818: Zehn Jahre ohne Kommunalwahlen
Nach einer zehn Jahre währenden Phase, in der durch Gemeindeerlasse seitens der königlich-bayerischen Regierung die Zuständigkeiten von Städten und Märkten stark eingeschränkt waren – für Pfaffenhofen wurden in dieser Zeit weder Stadtratsprotokolle geführt noch fanden Wahlen statt –, brachte die Bildung der politischen Gemeinden mit der Gemeinde-Verordnung vom 17. Mai 1818 einen Neuanfang. Die Bürger wählten nun über Wahlmänner die Gemeindebevollmächtigten, die wiederum den Stadtrat wählten. Aus dem ersten Urnengang im September 1818 ging der Handelsmann Johann Mulzer (Hauptplatz 4) als Bürgermeister hervor, dem sechs Magistratsräte zur Seite standen.
Zwei Wahllokale reichen aus: Ablauf der Wahlen
Wahlberechtigt waren bis zur großen Wahlrechtsreform im Jahr 1919 mit der Einführung des Frauenwahlrechts lediglich Männer mit Bürgerrecht, das gegen eine Gebühr erlangt werden konnte. So mussten bis 1919 lediglich etwa 300 Stimmen ausgezählt werden, bis das Ergebnis der Stadtratswahlen ermittelt war. Zwei Wahllokale im Rathaus und im Knabenschulhaus reichten bis in die 1920er Jahre aus, um Bürgermeister und Stadtrat zu ermitteln. Aufgrund der politisch unsicheren Zeit erfolgten die Wahlen des Jahres 1919 unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen. Bewaffnete Posten an den Hauptzufahrtsstraßen und vor den Wahllokalen standen bereit, um Zwischenfälle zu verhindern.
Einschnitte 1919, 1933 und 1946
In der neuen Parteienlandschaft ab 1919 dominierten die aus dem katholischen Zentrum hervorgegangene Bayerische Volkspartei (BVP), die Ende 1918 in Pfaffenhofen gegründete SPD und eine Bürgerliche Vereinigung die Wahlen. Doch zum Jahreswechsel 1932/33 wendete sich das Blatt hin zur Diktatur. Bereits im Januar 1933 wurde die NSDAP stärkste Kraft und setzte in den folgenden Wochen die demokratischen Strukturen außer Kraft. Parteienverbote und Verhaftungen von Stadträten prägten das Schlüsseljahr 1933. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs konnten sich zum Jahresende 1945 unter der US-amerikanischen Militärregierung wieder Parteien bilden, deren Kandidaten sich erstmals im Januar 1946 zur Wahl stellten.
Autor:Stadtarchiv Pfaffenhofen an der Ilm aus Pfaffenhofen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.