Trägerschaft für das Alten- und Pflegeheim St. Franziskus Pfaffenhofen geht zum 1. Juli auf den Paritätischen Wohlfahrtsverband über
Bei der Qualität der Pflege hat das Pfaffenhofener Altenheim St. Franziskus eine Top-Bewertung des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherungen (MDK), nun ist auch die wirtschaftliche Zukunft des Altenheims gesichert. Nach der notariellen Beurkundung des Konsortialvertrages in der vergangenen Woche geht der Betrieb des Alten- und Pflegeheims zum 1. Juli 2013 auf den neuen Träger, den Paritätischen Wohlfahrtsverband, Landesverband Bayern e.V., über.
Aus dem im vergangenen Herbst durchgeführten Interessensbekundungsverfahren ging der Paritätische als der geeignetste Bewerber für eine Fortführung des Betriebs im Sinne der Bewohner und der Beschäftigten hervor. Für den bisherigen Träger, die Heilig Geist und Gritsch’sche Fundationsstiftung, war dies ein Befreiungsschlag, so 1. Bürgermeister Thomas Herker: „Der Paritätische führt den Altenheimbetrieb im Sinne der Stiftung weiter und verfügt zudem über die Erfahrung und Kompetenz, den Betrieb langfristig am Standort Ingolstädter Straße zu sichern.“
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses informierte der Bürgermeister über den Vertragsabschluss. Dabei konnte er ihnen versichern, dass die bisher geltenden einzelvertraglichen Rechte auch unter der neuen Trägerschaft bestehen bleiben und die Zusatzversorgung des öffentlichen Dienstes ebenfalls weiterhin gilt. Mittlerweile wurde bereits die Neuwahl des Betriebsrates in die Wege geleitet, denn der Paritätische Wohlfahrtsverband legt Wert auf eine starke Mitarbeitervertretung. Dies war im Übrigen für die Stadt Pfaffenhofen auch ein Auswahlkriterium.
Das Alten- und Pflegeheim wird getragen von der 1736 gegründeten Heilig Geist und Gritsch’schen Fundationsstiftung, die durch den Pfaffenhofener Stadtrat verwaltet wird. Von den Stiftern zur Unterstützung für in Not geratene Bürger vorgesehen, wurde der Stiftungszweck Mitte des letzten Jahrhunderts auf den Betrieb eines Altenheimes hin angepasst. Der Gebäudeteil an der Spitalstraße wäre in nächster Zeit umfassend zu sanieren; um den gesetzlichen Vorgaben zu genügen, kommt hier aber nur ein mehrere Millionen teurer Neubau in Betracht. Außerdem weist der Betrieb des Altenheims ein kontinuierlich steigendes Defizit aus, das sich in den letzten fünf Jahren auf über 2 Mio. € kumuliert hat. Bei nur begrenztem Stiftungsvermögen gestaltet sich die wirtschaftliche Situation der Stiftung unter diesen Rahmenbedingungen äußerst schwierig.
Der Stadtrat hat sich als Verwalter der Stiftung in den letzten Jahren intensiv mit den Gegebenheiten auseinandergesetzt. Die seither eingeleiteten Maßnahmen zielten zunächst auf eine weitere Verbesserung des Pflegestandards; den großen Erfolg dokumentieren aktuelle Bewertungen, wonach das Heim bei der Qualität der Pflege über dem Landesdurchschnitt liegt.
Die Qualität der Pflege steht im Vordergrund
Im Vordergrund der Neuausrichtung stehen auch nach wie vor die Bewohner. Bürgermeister Herker: „Ich bin mir sicher, dass der Paritätische höchste Ansprüche an die Betreuung der Bewohner stellt und einen großen Erfahrungsschatz hierzu einbringt.“ Dadurch kann dem Anliegen des Stadtrats Rechnung getragen werden, die Betreuung weiterhin auf hohem Niveau sicherzustellen. Der Geschäftsbereich Altenhilfe ist neben den Kindertageseinrichtungen der größte Geschäftsbereich des Paritätischen. Über 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Raum München, Nürnberg und Bayreuth in fünf Altenpflegeheimen tätig. Im Raum Würzburg betreibt der Paritätische einen ambulanten Pflegedienst, für den Landkreis München und die Stadt München mehrere Beratungsstellen sowie ein Alten-Service-Zentrum. Der Vorstand für Wirtschaft und Finanzen, Peter Schimpf, der die Verhandlungen mit der Stiftung geführt hat, dazu: „Wir freuen uns über das Vertrauen der Stadt und ich bin mir sicher, dass wir den hohen Anforderungen gerecht werden. Wir verfügen über eine breite und hohe Kompetenz in der Altenhilfe und können hier viele Synergien nutzen.“ In der künftigen Geschäftsleitung ist eine Doppelspitze vorgesehen - ein Geschäftsführer für die wirtschaftlichen Belange des Betriebs und eine Geschäftsführerin für die pflegerische Qualität von St. Franziskus.
Nachhaltige Lösung für St. Franziskus und die Stiftung
Um die wirtschaftliche Situation sowohl für das Altenheim als auch für die Stiftung nachhaltig zu verbessern, hatte der Stadtrat im September 2012 ein Gutachten beauftragt. Die Projektverantwortung wurde dem Personal- und Organisationsamtsleiter Jürgen Ostermeier übertragen. Im Rahmen des Projekts wurden mit Unterstützung der Kommunalberatung Rödl & Partner GmbH die wirtschaftliche Situation des Altenheims, die Sanierungsfähigkeit aus eigener Kraft und die möglichen weiteren Optionen untersucht. Da die wirtschaftlichen Gegebenheiten des Heimes anhaltend die Möglichkeiten der Stiftung übersteigen, hat der Stadtrat in seiner Sitzung am 18.10.2012 nach umfassender Diskussion einstimmig beschlossen, die Übertragung des Betriebs an einen anderen Träger anzustreben und ein europaweites Interessenbekundungsverfahren zur Privatisierung des Betriebes einzuleiten. Im Vordergrund des Verfahrens standen insbesondere das pflegerische Konzept, die Referenzen beim Betrieb von Altenheimen sowie die Rahmenbedingungen für die Beschäftigten. Außerdem musste der künftige Betreiber ein bauliches Konzept für die sanierungsbedürftigen Immobilien vorlegen. Im Rahmen dieses Verfahrens ging der Paritätische Wohlfahrtsverband als geeignetster Träger hervor.
Der Paritätische Wohlfahrtsverband, Landesverband Bayern e. V., wurde 1924 gegründet. Seit seiner Neugründung im Jahr 1948 ist der Paritätische ein Dachverband für freie, gemeinnützige Organisationen in der sozialen Arbeit. Der Landesverband hat derzeit ca. 780 Mitgliedsorganisationen. Beim Paritätischen direkt beschäftigt sind über 1.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Eine Vielzahl davon arbeitet in gemeinnützigen GmbHs, bei denen der Landesverband der alleinige Gesellschafter ist.
Vorbildliches Alten- und Pflegeheim im Herzen der Stadt
Auch baulich wird sich das bekannte Bild von St. Franziskus wesentlich ändern. Für die bauliche Umsetzung des pflegerischen Konzeptes wurde vom Paritätischen die Firma Bayernland Sozialimmobilien GmbH der Schleich & Haberl Firmengruppe als Investor hinzugezogen. Mit mehr als 4.000 realisierten Pflegeheimplätzen in über 50 Pflegeeinrichtungen im Bereich der privatfinanzierten Pflegeeinrichtungen ist die Firmengruppe nach eigenen Angaben Marktführer in Bayern und bewährter Partner des Paritätischen.
Die Firma Bayerland Sozialimmobilien GmbH wird die für den künftigen Betrieb erforderlichen Immobilien samt betriebsnotwendigen Teilflächen erwerben und das bauliche Konzept des Paritätischen Wohlfahrtsverbands umsetzen. Dem geplanten Neubau müssen die Seniorenwohnungen an der Ingolstädter Straße 28 weichen. Den Bewohnern der dortigen Seniorenwohnungen hat die Stiftung Ersatzwohnraum angeboten und unterstützt die Bewohner bei den Umzügen. Es wurden mit allen Bewohnern einvernehmliche Lösungen gefunden.
Im Oktober soll der Kopfbau des Alten Krankenhauses zur Ingolstädter Straße hin abgerissen werden. Danach beginnt der Neubau des Altenheims, der bis spätestens Ende 2014 fertig gestellt sein soll. Im Anschluss wird der 1997 eröffnete Erweiterungsbau grundlegend saniert und an die aktuellen gesetzlichen Vorgaben angepasst. Mitte 2015 können dann alle Bewohner in neue moderne Pflegezimmer einziehen. Für die beschützende Abteilung wird es künftig einen geschützten Garten geben, so dass dann Aufenthalte im Freien möglich sein werden. Der Speisesaal und die Küche werden erhalten und modernisiert. Direkt angrenzend zur Ingolstädter Straße bleiben die Bewohner damit nahe am Alltagsleben im Herzen der Stadt.
Das bauliche Konzept sieht keinen Umzug der Bewohner in andere Einrichtungen oder eine wesentliche Absenkung der Belegung vor. Die Bewohner werden jedoch die nächsten Jahre am Rande einer Großbaustelle leben. Alle Beteiligten werden nach besten Kräften dazu beitragen, dass die Auswirkungen auf die Bewohner im annehmbaren Rahmen bleiben.
Schleich & Haberl hat in Deutschland mittlerweile über 50 Pflegeeinrichtungen nach dem S&H-Sozialimmobilienkonzept errichtet. Helmut Schleich, der die Verhandlungen für die Firmengruppe geleitet hat: „Wir sind davon überzeugt: Mit dem S&H-Sozialimmobilienkonzept lassen sich örtliche Versorgungslücken schließen und privates Kapital für gesellschaftliche Herausforderungen mobilisieren. Wir sind ein bewährter Partner des Paritätischen und können das pflegerische Konzept durch den Neubau und den künftig verbundenen modernisierten Erweiterungsbau verlässlich und zukunftsweisend unterstützen.“ Die Immobilie wird nach dem Wohnungseigentumsgesetz in Teileigentum aufgeteilt. Der Bauträger verkauft die einzelnen Pflegeappartements samt anteiligen Gemeinschaftsflächen. Die Käufer wiederum verpachten das gesamte Gebäude an den Betreiber. Auf diese Weise wird die Sozialimmobilie von vielen Schultern getragen. Den langfristigen Betrieb eines Altenheims auf diesem Areal hat die Stadt auch durch die Aufstellung eines Bebauungsplans „Sondergebiet Altenheim“ abgesichert.
Betriebsübergang im Juli 2013
Nachdem alle Verträge ausgehandelt sind und letzte Woche notariell beurkundet wurden, kann der Betriebsübergang nun zum 01.07.2013 erfolgen. Der Eigenbetrieb mit allen Beschäftigten und Rechtverhältnissen wird hierzu in die zuvor von der Stiftung gegründete Paritätische Altenhilfe St. Franziskus gGmbH eingebracht. Der Mehrheitsanteil an dieser GmbH von 95 % geht dann zeitgleich mit der Einbringung auf den Paritätischen Wohlfahrtsverband über, damit ist er dann als Träger für die Einrichtung verantwortlich. Die Stiftung wird noch bis Ende 2016 mit einer vertraglich vereinbarten Deckelung für Defizite einstehen. Spätestens Ende 2015 sollen die Baumaßnahmen zum Neubau und zur Sanierung des Erweiterungsbaus abgeschlossen sein, die wirtschaftliche Neuausrichtung spätestens Ende 2016 greifen – somit kann das Altenheim ab 2017 auf eigenen Beinen stehen. Die Stiftung wird aber weiter als Gesellschafter mit umfangreichen Informationsrechten und einem Sitz im neu geschaffenen Fachbereit den Betrieb des Altenheims begleiten.
Das Ziel des Stadtrates, die Stiftung wieder handlungsfähig aufzustellen, um weiter im Auftrag der Stifter tätig sein zu können, wurde aus Sicht aller Fraktionen im Stadtrat erreicht. In der letzten Sitzung am 13.06.2013 wurde mit einer Gegenstimme 1. Bürgermeister Herker mit dem Abschluss der Verträge beauftragt. Nach Beginn der neuen Stadtratsperiode soll auch die Stiftung neu aufgestellt werden. Bürgermeister Herker: „Wir denken hier insbesondere die Einrichtung eines Stiftungsrates an, der gezielt die Belange der Altenhilfe fördert. Außerdem möchte die Stiftung auf der verbliebenen Teilfläche des Altenheimareals ein soziales Mehrgenerationenprojekt realisieren. Die Stiftung zieht sich nicht zurück, sie wird sich in Zukunft wieder gestärkt für die Belange der Altenhilfe in Pfaffenhofen einsetzen.“
Autor:Bürgerservice Pfaffenhofen aus Pfaffenhofen |
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