Stadtarchiv
Beschäftigungsmöglichkeiten in Pfaffenhofen im Wandel der Zeit
Pfaffenhofen bot mit einem breit aufgestellten Spektrum an Handwerksbetrieben schon vor Jahrhunderten Möglichkeiten, bei einem der zahlreichen Betriebe Arbeit zu finden. Es gab bis in das 19. Jahrhundert hinein jedoch kaum Arbeitgeber, die mehrere Beschäftigte hatten. Mit den ersten Industriebetrieben und der aufkommenden Technisierung in der Stadt im ausgehenden 19. Jahrhundert begann sich dies zu ändern.
Erste bedeutende Unternehmen im 19. Jahrhundert
Die großen Brauereien der Stadt waren im 19. Jahrhundert zunächst die bedeutendsten Arbeitgeber. Sie beschäftigten 10 bis 15 Arbeiter, die für die vielfältigen Aufgaben im Brauwesen benötigt wurden. Erst mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie München–Ingolstadt 1867 erfolgte die Ansiedlung größerer Maschinenfabrikanten, und damit erster bedeutender Arbeitgeber in der Stadt. So gründete die Augsburger Firma Epple & Buxbaum in Pfaffenhofen eine Niederlassung für den Vertrieb ihrer landwirtschaftlichen Maschinen.
Die bereits seit 1821 bei Mitterscheyern bestehende Hammerschmiede Stocker verlegte ihren Firmensitz im Jahr 1886 nach Pfaffenhofen. Dort bestanden durch den nahen Eisenbahnanschluss für die Produktion und den Vertrieb der weithin bekannten Spalt- und Sägegatter des Unternehmens weitaus bessere Möglichkeiten. An der Münchener Straße und Am Schwarzbach gründete Ludwig König eine Färberei und eine Produktionsstätte für Blaudruck, die seit dem späten 19. Jahrhundert äußerst erfolgreich war. Beide Unternehmen zählten 60 bis 80 Beschäftigte. Mit der aufkommenden Elektrifizierung, die in Pfaffenhofen im Jahr 1898 ihren Anfang nahm, waren die Amperwerke nach dem Ersten Weltkrieg mit knapp 300 Beschäftigten der größte Arbeitgeber.
Impulse durch kriegsbedingt evakuierte Unternehmen
Noch während des Zweiten Weltkriegs (1939–1945) kamen Unternehmen nach Pfaffenhofen, die wegen einsetzender Luftangriffe ihre Stammsitze in Großstädten verlassen mussten, um an anderen Orten ihre Produktion fortsetzen zu können. Die seit 1910 in der bayerischen Landeshauptstadt ansässigen Luitpold-Werke setzten ab 1943 ihren Betrieb in Baracken am Gerolsbach fort, wo sie für knapp zwei Jahrzehnte blieben, ehe sie einen großzügigen Neubau an der äußeren Ingolstädter Straße bezogen und heute unter dem Namen „Daiichi Sankyo Europe GmbH“ firmieren. Die Maschinen-, Armaturen- und Fräsenfabrik Herion, 1928 in Berlin gegründet, erlitt im letzten Kriegsjahr 1945 den Verlust ihrer dortigen Fertigungsstätten. Ernst Herion entschloss sich zwei Jahre später, seinen Betrieb am neuen Standort Pfaffenhofen wiederaufzubauen. Das Unternehmen entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten unter dem Namen „WMH Herion GmbH“ zu einem modernen Arbeitgeber.
Veränderungen nach 1945
Nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg stand das zerstörte Deutschland vor einem politischen und wirtschaftlichen Neuanfang. Die Arbeitslosigkeit in Pfaffenhofen, die in den Nachkriegsjahren bedrohliche Ausmaße angenommen hatte, konnte in den folgenden Jahren überwunden werden und mündete in die Vollbeschäftigung. Ab den 1950er Jahren begannen Unternehmen zu expandieren und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Die Nährmittelfirma HIPP erlangte Weltruf, und die Textilbranche, wo die Firma Deutsche Blaudruck Groß erfolgreich war, boomte in den beiden Nachkriegsjahrzehnten. Zu den erfolgreichen Firmen zählt auch die 1948 gegründete und seit 1960 in Pfaffenhofen ansässige MAWA, die bis heute ein wichtiger Arbeitgeber ist.
Stadtarchivar
Andreas Sauer
Autor:Stadtarchiv Pfaffenhofen an der Ilm aus Pfaffenhofen |
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