Stadtarchiv
Eberstetten vor 50 Jahren eingemeindet

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Der gewaltige Strukturwandel im Freistaat Bayern nach 1945 erforderte eine Reform des Landes auf Verwaltungsebene. Nachdem in den 1960er Jahren bereits die Volksschulreform mit der Auflösung zahlreicher Dorfschulen durchgeführt worden war, bekam die Neuordnung der Gemeinden und Landkreise oberste Priorität. In den Jahren 1971 und 1972 erfolgten dabei auch für die Stadt Pfaffenhofen und die sie umgebenden Gemeinden einschneidende Veränderungen. Nach dem Beitritt Eberstettens zum 1. April 1971 im Zuge der Gemeindegebietsreform folgten zum 1. Januar 1972 Affalterbach, Angkofen, Ehrenberg, Förnbach, Gundamsried, Haimpertshofen, Sulzbach, Tegernbach, Uttenhofen und Walkersbach. Die Gemeinde Niederscheyern folgte am 1. Mai 1978, zwölf Gemeinden mit 61 Orten gehörten jetzt zu Pfaffenhofen.

Frühere Grenzänderungen Pfaffenhofens
Die Stadt Pfaffenhofen besaß bis 1971 nahezu unverändert ihre schon seit Jahrhunderten bestehende Ausdehnung. Der sogenannte „Burgfrieden“ als Verwaltungs- und Rechtsbezirk war durch zwölf steinerne Säulen gekennzeichnet und markierte noch immer die Stadtgrenze. Eine erste größere Veränderung hinsichtlich der flächenmäßigen Ausdehnung Pfaffenhofens brachte die Eingemeindung der bis dahin zu Hettenshausen gehörigen „Hipp-Siedlung“ im Osten der Stadt im Jahr 1961.

Finanzielle Anreize für eingemeindungswillige Kommunen
Viele Gemeinden standen der Preisgabe ihrer politischen Eigenständigkeit im Zuge der Gebietsreform skeptisch bis vehement ablehnend gegenüber. Der Stolz auf die eigene, in dieser Form seit der 1818 erfolgten Bildung der politischen Gemeinden bestehenden Konstellation war groß. Dem gegenüber standen jedoch große Herausforderungen an die Kommunen hinsichtlich der Modernisierung der Wasserversorgung oder des Straßenbaus, den die kleineren Verwaltungseinheiten kaum noch aus eigenen Mitteln bewältigen konnten. Zudem lockte der Staat mit finanziellen Zuschüssen, die für schnellentschlossene Gemeinden am höchsten ausfielen.

Eberstetten geht zu Pfaffenhofen
Zum Jahresbeginn 1971, beinahe zeitgleich mit der beginnenden Diskussion über die zukünftige Gestalt des Landkreises, setzten die Verhandlungen zwischen der Gemeinde Eberstetten und der Stadt Pfaffenhofen über eine Eingliederung der 302 Einwohner zählenden Kommune ein. Zunächst fasste der Gemeinderat unter Bürgermeister Josef Seidl den Entschluss, sich der Stadt anzuschließen, was bei einer Abstimmung unter den Bürgern der Gemeinde mit 115:1 Stimmen deutlich gutgeheißen wurde. Wenige Tage später entschied sich der Stadtrat von Pfaffenhofen ebenfalls für den Beitritt Eberstettens und der zugehörigen Orte Weihern, Zweckhof, Siebenecken und Kuglhof zum 1. April 1971. Der Ortsteil Frickendorf mit 71 Einwohnern sollte auf mehrheitlichen Wunsch seiner Bewohner nach Schweitenkirchen kommen.

Vereinbarungen über den Beitritt
Der zum 1. April 1971 in Kraft tretende Eingemeindungsvertrag regelte unter anderem die Übernahme des bestehenden Darlehens der Gemeinde Eberstetten in Höhe von rund 225.000 Mark für Wasser- und Straßenbau durch die Stadt, den anstehenden Wegebau und den Erhalt des Gemeindejagdbezirks. Zudem sollte Eberstettens Bürgermeister Seidl bis zur Kommunalwahl 1972 als beratendes Mitglied dem Stadtrat angehören. Für die Belange der Gemeinde und ihrer Ortsteile garantierte der bayerische Staat eine Sonderzuweisung in Höhe von 42.000 Mark sowie Sonderzuschüsse für den Ausbau der Straße nach Zweckhof und den notwendigen Kanalanschluss über insgesamt 25.000 Mark. Pfaffenhofen gewann 231 Einwohner dazu und überschritt die Marke von 10.000, die Fläche der Stadt verdoppelte sich von bisher 600 auf über 1.200 Hektar. Bürgermeister Seidl richtete für „seine“ Gemeindebevölkerung im Kramerbräu ein Abschiedsessen aus, zu dem neben Landrat Dr. Traugott Scherg und Pfaffenhofens Bürgermeister Jakob Sanwald 150 Bürger erschienen. Die Stadt Pfaffenhofen wiederum sicherte für das bevorstehende Frühlingsfest jedem „Neubürger“ eine Maß Bier zu. Im Schlüsseljahr 1971 begann sich der Ortsteil zu verändern. Neben der am 1. März 1971 eröffneten neuen Mülldeponie bei Eberstetten, die den städtischen Schuttplatz an der äußeren Ziegelstraße ablöste, begann die Planung für das Baugebiet „Eberstettener Feld“.

Einleitende Schritte für weitere Eingemeindungen
Noch während der Verhandlungsphase mit Eberstetten leiteten die Verantwortlichen der Stadt Pfaffenhofen weitere Schritte der Gemeindegebietsreform ein. Briefe an die umliegenden Kommunen mit dem Angebot des Anschlusses an die Stadt stießen beim Großteil der angeschriebenen Gemeinden auf ein positives Echo. So standen in den folgenden Monaten weitere Verhandlungen auf der Agenda des Stadtrats, die die künftige Gestalt Pfaffenhofens verändern sollten.

Im Jahr 2022 wird das PAFundDU-Bürgermagazin ausführlich über die weiteren Eingemeindungen Pfaffenhofener Ortsteile berichten.

Eberstetten heute

Heute hat Eberstetten 275 Einwohnerinnen und Einwohner (Stand 31.12.2020), das ist etwas mehr als ein Prozent der gesamten Stadt Pfaffenhofen. Der Ortsteil liegt an der Verbindung zur Autobahnauffahrt Schweitenkirchen und zum Gewerbegebiet Kuglhof. Es ist Sitz des Unternehmens „Panasonic Electric Works Europe“, der LKW-Reparaturwerkstatt Hammerschmid und des neuen Hotels Alea Eco in der Ludwig-Hirschberger-Allee. Eberstetten besitzt zudem in einer ehemaligen Sandgrube ein Gewerbegebiet mit diversen Einzelhandels-Unternehmen. Sehenswert in Eberstetten ist eine neugotische Backsteinkapelle aus dem Jahr 1869, die direkt über der Schweitenkirchener Straße steht. Ein 1980 eingeweihtes Denkmal erinnert an das Kriegsende 1945, als US-amerikanische Soldaten in der Nähe des Ortes junge Angehörige der SS erschossen.

Autor:

Stadtarchiv Pfaffenhofen an der Ilm aus Pfaffenhofen

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