Stadtarchiv
Frauen im Einsatz für Familie und Allgemeinheit
Die aktuelle Corona-Pandemie stellt gewaltige Herausforderungen an Mütter und Väter bei der Bewältigung des familiären Alltags. In früherer Zeit waren es häufig Frauen, auf die in Notzeiten außergewöhnliche Belastungen zukamen und die sich in besonderem Maß für Familie und Gemeinwohl einbrachten.
Linderung von Kriegsnot im 19. Jahrhundert
Vor allem die Kriege des 19. Jahrhunderts mit zahlreichen verwundeten Soldaten trugen dazu bei, dass Frauen, die im Alltag in der Familie und auf dem heimischen Hof bereits wichtige Aufgaben innehatten – in Kriegszeiten mussten sie den Hof alleinverantwortlich führen –, zusätzlich zum Wohl vieler Menschen aktiv wurden. Der Deutsche Krieg von 1866 und deutsch-französische Krieg der Jahre 1870/71, an denen auch deutsche Soldaten beteiligt waren, forderten zahlreiche Verwundete, die in Lazaretten versorgt werden mussten. Mehr als 50 Frauen des in Pfaffenhofen gegründeten „Frauen-Zweigvereins vom Roten Kreuz“ initiierten damals Sammlungen von Geldmitteln und Verbandsstoffen zur Ausstattung der Kriegslazarette und zur Pflege der Soldaten. Nach 1871 blieb der Verein weiterhin aktiv und unterstützte mit Informationsveranstaltungen und praktischer Hilfe Mütter bei der Bewäl-tigung des Alltags, insbesondere bei der Ernährung und Erziehung ihrer Kinder.
Frauen in den Weltkriegen – Bewältigung neuer Herausforderungen
Der Erste Weltkrieg (1914–1918) schuf ein bis dahin nicht gekanntes Maß an Gewalt, Ver-nichtung und sozialem Elend. Auch hier zeigten sich die Frauen an erster Stelle bei der Versorgung der Verwundeten im „Vereinslazarett“ des Roten Kreuzes an der Schulstraße, wo insbesondere Lina und Klara Kanzler in unzähligen Stunden zum Wohl der verletzten Soldaten wirkten und öffentliche Anerkennung erfuhren.
Doch auch Kriegsschicksale stellten die Frauen vor kaum zu bewältigende Herausforderungen wie im Fall der Schäfflersfrau Therese Ingerl. Sie verlor neben ihrem überraschend verstorbe-nen Mann noch einen Sohn und ihren Schwiegersohn an der Front, ein weiterer Sohn wurde schwer verwundet. Ungeachtet des erlittenen persönlichen Leids musste sie die verbliebene Familie durch die Notjahre bringen, die nach dem Krieg anhielten. Als eine von vielen Krie-gerwitwen war sie einer ungeheuren Belastung ausgesetzt. Flucht und Vertreibung in den Jahren 1945 und 1946 übertrugen vor allem Frauen eine große Verantwortung. Ohne die Unterstützung ihrer Männer, die gefallen oder in Kriegsgefangenschaft waren, mussten sie mit Kindern, Eltern und Schwiegereltern einen Weg aus der bedrohten Heimat in eine ungewisse Zukunft finden, das tägliche Überleben sichern, Geld verdienen und Nahrungsmittel beschaffen. Auch Elisabeth Altaner aus dem schlesischen Annaberg war eine von ihnen. Sie war oft nachts in entfernte Orte mit dem Rad unterwegs, um für sich und ihre Familie Verpflegung zu bekommen. Sie hatte das Glück, dass ihr Mann bald aus der Ge-fangenschaft zurückkehrte und sie nicht mehr auf sich allein gestellt war.
Besondere Würdigung der Frauen am Muttertag
Der Sozialverband VdK Pfaffenhofen unter seinem langjährigen Vorstand Georg Batz nahm sich des Schicksals der Kriegermütter und -witwen an. Die Vereinsmitglieder sorgten schon in den ersten Nachkriegsjahren für finanzielle Unterstützung, die Beschaffung von Kleidung und Unterkünften. Der Verein ehrte in den Nachkriegsjahrzehnten am Muttertag Frauen, die mit ihrem Leid und dem Verlust von Mann oder Söhnen im Krieg ihr weiteres Leben bewältigen mussten.
Autor:Stadtarchiv Pfaffenhofen an der Ilm aus Pfaffenhofen |
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