Stadtarchiv
Wohltätige Initiativen im 19. und 20. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert organisierte die Stadt karitative Aktionen anlässlich konkreter Unglücksfälle, etwa beim Brand in Förnbach 1869, der mehrere Familien ihr Hab und Gut verlieren ließ. Erst mit dem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verstärkt aufkommenden Vereinswesen gründeten engagierte Bürgerinnen und Bürger dauerhafte Einrichtungen, die ehrenamtlich zum Wohl der Allgemeinheit arbeiteten.
Linderung von Kriegsfolgen im 19. Jahrhundert
Schon der Deutsche Krieg von 1866 und nicht zuletzt der 1870 zwischen Deutschland und Frankreich ausgebrochene Krieg führten aufgrund der Vielzahl an verwundeten und unversorgten Soldaten zur Bildung von Helferkreisen. Der in Pfaffenhofen gegründete „Zweig-Verein zur Pflege und Unterstützung im Felde verwundeter und erkrankter Krieger“ organisierte Geldsammlungen und Materialspenden. Dabei konnten in Pfaffenhofen und im Bezirk mehrere Tausend Gulden eingenommen werden. Der spätere „Frauen-Zweigverein vom Roten Kreuz“ setzte die Arbeit des Vorgängervereins fort und war auch in Friedenszeiten mit Beratungstätigkeiten zu Ernährung und Pflege engagiert. Unschätzbar war die Tätigkeit der Frauen während des Ersten Weltkriegs, als zahlreiche Verwundete im Vereinslazarett in der damaligen Knabenschule fürsorglich gepflegt wurden.
Der Krankenunterstützungsverein
Die stets präsente Gefahr des sozialen Abstiegs nach Krankheit und die fehlende Absicherung dagegen führten im Jahr 1874 zur Gründung des Krankenunterstützungsvereins. Er bot den Mitgliedern gegen Leistung eines mäßigen Mitgliedsbeitrags die Absicherung im Krankheitsfall an und schuf damit eine der wenigen Möglichkeiten, sich gegen drohende Armut abzusichern. Ähnlich verhielt es sich beim katholischen Arbeiterverein Pfaffenhofen, der die Mitglieder durch Geldleistungen unterstützte.
Ein Musterbeispiel ehrenamtlichen Einsatzes: Feuerwehr und Freiwillige Sanitätskolonne
Mit der Gründung des MTV Pfaffenhofen 1862 war die Gründung einer „Turnerwehr“, der späteren Feuerwehr, verbunden. Noch im selben Jahr war der erste Brand zu löschen, und schnell meisterten die Männer gefährliche Einsätze wie das Großfeuer beim Kramerbräu 1878. Die auf Initiative des Malermeisters Franz Xaver Kunesch 1893 erfolgte Gründung der „Freiwilligen Sanitätskolonne Pfaffenhofen“ schuf erstmals eine Einrichtung im Bezirk, die Hilfe bei Unglücksfällen versprach. Unter oft schwierigsten Bedingungen und mit einfachsten Mitteln wie einer schlichten Krankentrage machten sich die Mitglieder zum Teil stundenlang auf den Weg, um einer verletzten oder verunglückten Person zu helfen. Bereits in den ersten Jahren hatten die Mitglieder ehrenamtlich Tausende von Arbeitsstunden geleistet.
Soziale Not im Ersten Weltkrieg und in den Nachkriegsjahren
Während des Ersten Weltkriegs (1914–1918) und in den ersten Nachkriegsjahren kam es zu starken Versorgungsengpässen mit Nahrungsmitteln, die insbesondere für Kinder lebensbedrohlich waren. Durch die Einrichtung von Milch- und Suppenküchen und die Abhaltung von Säuglingskursen konnten die Pfaffenhofener Krankenschwestern mit Unterstützung der Frauen vom Roten Kreuz zahlreiche Kinder und auch Erwachsene vor dem Hungertod bewahren.
Autor:Stadtarchiv Pfaffenhofen an der Ilm aus Pfaffenhofen |
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