Stadtarchiv
Krisen und Inflation in der Weihnachtszeit – Ein Rückblick auf frühere Jahreswechsel

Lehrer Joseph Lutz unterrichtete Gabelsberger-Kurzschrift (1897).
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  • Lehrer Joseph Lutz unterrichtete Gabelsberger-Kurzschrift (1897).
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Die aktuell angespannte internationale Situation in verschiedenen Krisengebieten der Erde begleitet den diesjährigen Jahresausklang. Ähnlich war es auch in früherer Zeit, als manche Jahre von wirtschaftlicher Not oder einer Inflation geprägt waren und die Menschen den Glauben an die Zukunft verloren. Gleichzeitig gab es jedoch Initiativen, die der Bevölkerung Mut machten und die herrschende Not linderten.

Vielfältige Projekte 1897
Vor 125 Jahren kam es in der Vorweihnachtszeit zur Umsetzung einiger innovativer Projekte. Erste Versuche mit der Gewinnung elektrischen Stroms durch die Maschinenfabrik Stocker brachten den Stadtrat übereinstimmend dazu, die Stromversorgung der Stadt voranzubringen. 1898 sollte sie im großen Stil beginnen.

Auf Initiative von Lehrer Joseph Lutz und Uhrmacher Jakob Braun kam es damals zur Gründung eines Stenographenvereins. 39 Interessierte bildeten sich dort fort und erhielten im Knabenschulhaus wöchentlich Unterricht in „Gabelsberger“-Kurzschrift.

Begeistert angenommen wurde eine Initiative von Brauereibesitzer Anton Müller. Er stellte einen Teil seines Eisweihers an der Scheyerer Straße als Eisbahn zur Verfügung. Gegen 10 Pfennige Eintritt, die der Instandhaltung der Eisfläche dienten, konnte die Bevölkerung Schlittschuhlaufen und vergnügte Stunden verbringen.

Bewegte Zeiten zum Jahresausklang 1922
Eine großherzige Spende ließ der Unternehmer Hans Ziegler im Dezember 1922 der Stadt zukommen. In der Zeit der beginnenden Inflation stellt er 500.000 Mark zur Verfügung, die zur Linderung der Not von älteren Erwerbsunfähigen, bedürftigen Kriegshinterbliebenen und Kriegsbeschädigten verwendet werden sollten.

Das Pfaffenhofener Kino unterhielt seine Besucher mit dem vierteiligen Sensationsfilm „Die Vampire von New York“ und einem Salon-Orchester als Begleitung.

Wie an anderen Orten kam es im Umfeld der Wirtschaftskrise auch in Pfaffenhofen zu einer Fusion von vier Brauereien. Die Besitzer von Wohlherrn-, Bortenschlager-, Kramer- und Pfafflbrauerei einigten sich auf einen Zusammenschluss unter dem Namen „Brauhaus Pfaffenhofen AG“ unter der Direktion von Josef Urban, um die Krisenzeit gemeinsam zu meistern. Damit verringerte sich die Zahl der Brauereien in der Stadt binnen zweier Jahrzehnte von neun auf nur noch vier Braustätten.
Der Vorstand der „Liedertafel“ sah wegen des Kostenrisikos von der Abhaltung des traditionellen Liedertafelballes ab. Sie wäre auf bis zu 60.000 Mark gekommen, als Eintritt wären 250 Mark fällig geworden. Stattdessen fanden mehrere „Bunte Abende“ statt.

Der MTV organisierte 1922 eine Christbaumfeier mit Weihnachtsspiel, turnerischen Einlagen und einem Glückshafen mit zahlreichen Gewinnen. Der Amberger-Kellersaal war schon vor Beginn der Veranstaltung überfüllt, weshalb viele Besucher abgewiesen werden mussten.

Weihnachtsüberraschung in der Nachkriegszeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es an Weihnachten 1947 für die Kinder der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge trotz der herrschenden Not eine Bescherung. Mit Unterstützung der US-Militärregierung und hiesiger Geschäftsleute gelang es, zahlreiche Geschenke bereitzustellen, mit denen mehr als 250 Kinder von Vertreibung betroffener Familien überrascht werden konnten.

Autor:

Stadtarchiv Pfaffenhofen an der Ilm aus Pfaffenhofen

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