Jubiläumskonzert am 11. Mai
175 Jahre Liedertafel - Der Weg zum modernen Freizeitchor

Foto: Liedertafel - Männerchor 1927

„Immer erschalle froher Gesang, nimmer verhalle harmonischer Klang!“
Vor 175 Jahren begann die Geschichte der Liedertafel Pfaffenhofen, Teil 2
Am 11. Juni 1847 wurde der „Liederkranz“, der älteste bis heute bestehende Kulturverein Pfaffenhofens gegründet. Mit dem Beschluss des Stadtmagistrats unter Bürgermeister Johann Anton Seidl wurde er als Männergesangverein damals offiziell aus der Taufe gehoben. Dieses runde Jubiläum ist Grund genug, auf die Geschichte der Pflege deutschen Liedgutes in Pfaffenhofen durch den Liederkranz, aus dem die heutige „Liedertafel“ hervorging, zurückzublicken.

Neuanfang mit neuem Namen: Die Gründung der „Liedertafel“ 1921
Das Bestehen zweier Gesangvereine in Pfaffenhofen erwies sich nicht als günstige Lösung. Man machte sich gegenseitig das Publikum abspenstig, obwohl doch das Anliegen beider Vereine dasselbe war. Chorregent Anton Schöttl, untrennbar mit dem musikalischen Geschehen der Stadt im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts verbunden, gelang es, nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) beide Vereine zusammenzuführen.
Seit 1905 war er Dirigent des „Liederkranzes“ und nach dem Kriegstod des Dirigenten des „Liederhorts“ übernahm er auch dort das Amt der musikalischen Leitung. So gelang es ihm, die Verantwortlichen an einen Tisch zu bringen. Beide Seiten zeigten sich einem Zusammenschluss der Vereine gegenüber sehr aufgeschlossen. Nach einer kurzen Diskussion über den neuen Namen einigten sich die Mitglieder mit großer Mehrheit auf die Bezeichnung „Liedertafel Pfaffenhofen“. Die Vorstandschaft übernahmen die Herren Kolland und Waldhauser.
Im Jahr zuvor war das Ende des reinen Männergesangvereins gekommen. Im „Liederhort“ konnte im Zuge der damals langsam einsetzenden Gleichberechtigung der Frau eine Damenabteilung aufgebaut werden, womit der Anfang der gemischten Chöre in Pfaffenhofen getan war.

Blütezeit in den 1920-er Jahren
Chorregent Anton Schöttl gelang es bis zu seinem Rückzug vom Amt des Chorleiters 1927, ein reichhaltiges und anspruchsvolles Programm zu entwickeln, das die „Liedertafel“ zu einem Besuchermagneten machte. Neben zahlreichen musikalischen Auftritten und Theateraufführungen wurde im März 1924 im Ambergerkellersaal mit der „Winzerliesel“ erstmals eine Operette aufgeführt.
Unter Schöttls Nachfolger Max Weinberger, ebenfalls einer prägenden Größe des Musiklebens der Stadt Pfaffenhofen, wurde 1932 die 85-Jahr-Feier der „Liedertafel“ mit dem Sängerfest des Isar-Ilm-Gaues begangen, zu der 500 Sänger in der Stadt erschienen waren. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 erlosch das Vereinsleben nahezu völlig, zu öffentlichen Auftritten der Sänger kam es seit 1935 nicht mehr.

Neubeginn im Jahr 1947 und hohe Auszeichnung durch den Bundespräsidenten
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 war unter US-amerikanischer Besatzungsherrschaft zunächst kein Vereinsgeschehen gestattet. Erst am 25. September 1947 kam es im angestammten Vereinslokal beim „Amberger“ unter Martin Trettenbach als erstem Vorsitzenden zu einer Wiederbelebung der Gesangsaktivitäten. Unter der Federführung von Max Weinberger bereiteten sich die Sänger auf die 100-Jahr-Feier im folgenden Jahr vor. Der prächtige Faschingsball im ausverkauften Bortenschlager-Saal und die im Mai 1948 stattfindenden großen Feierlichkeiten, anlässlich derer in der Stadtpfarrkirche die Krönungsmesse von Mozart aufgeführt wurde, waren große Höhepunkte in der wirtschaftlichen Notzeit nach dem Krieg.
Die „Liedertafel“ entwickelte sich unter Max Weinberger und Josef Brückl als erstem Vorstand wieder schnell zu einem wesentlichen Bestandteil des Pfaffenhofener Kulturlebens. Im Jubiläumsjahr 1957 fand ein großes Kreis-Sängerfest mit über 1000 Sängerinnen und Sängern statt. Eine herausragende Würdigung der Vereinsarbeit war die Verleihung der „Zelter-Plakette“, die der Liedertafel am 26. Mai 1957 im Auftrag von Bundespräsident Dr. Theodor Heuß für die großen Verdienste um Musik und Liedpflege verliehen wurde.

Neue Vereinsführung und weitere Erfolge - Die Liedertafel in den letzten 50 Jahren
Nachdem Max Weinberger 1962 den Taktstock an Alois Steiner übergeben hatte und Karl Welter nach dem Tod Josef Brückls 1965 den Vorsitz der „Liedertafel“ übernommen hatte, stand eine neue Spitze dem Verein vor. Zahlreiche Veranstaltungen in Pfaffenhofen und Teilnahmen an auswärtigen Sängertreffen zeigen die erfolgreiche Arbeit der beiden Männer, die neue Sängerinnen und Sänger in den Chor integrierten und das Repertoire erweiterten.
Nach gut 20 Jahren erfolgte abermals ein Wechsel an der Spitze der „Liedertafel“. Auf Alois Steiner folgte Max Penger als Dirigent, Karl Welter wurde von Georg Gallinger als Vorstand beerbt. Die Einbringung neuer musikalischer Akzente und die Gewinnung neuer Mitglieder waren große Verdienste Max Pengers, der die musikalische Leitung 1994 an Albin Scherer übergab. Mittlerweile im „Müllerbräu“ probend, fiel in dessen Schaffenszeit die große 150-Jahr-Feier der „Liedertafel“ mit Festkonzert, Festakt und einer Ausstellung. Albin Scherer zeichnete auch 1996 für die Gründung eines Damenchores verantwortlich, der sich im Jahr 2008 als eigenständiger Verein "Chorisma" etablierte. Vorübergehend gelang auch der Aufbau eines Jugendchors, der unter der Leitung von Alice Hösl stand.
Zum regelmäßigen Programm gehören das traditionsreiche Konzert der Liedertafel im Mai, das gemeinsam mit der Stadtkapelle gestaltete Wohltätigkeitskonzert oder die Teilnahme an den Kreischorsingen des Sängerkreises Pfaffenhofen-Neuburg/Schrobenhausen.
Heute steht die geschichtsträchtige „Liedertafel“ unter der musikalischen Leitung von Wolfgang Wirsching, der nach coronabedingter Pause auf Petra Ullrich, Harald Wermund, Martha Martzak und Raphaela Geyer folgte. 1. Vorstand ist Markus Wagner. Ihnen obliegt es, die Sängerinnen und Sänger in eine erfolgreiche musikalische Zukunft zu führen und in der Tradition von 1847 das musikalische Geschehen in der Stadt weiterhin anspruchsvoll mitzuprägen.

Mit freundlicher Genehmigung:   Andreas Sauer, Stadtarchivar
(Die historischen Protokollbücher der Liedertafel werden im Stadtarchiv Pfaffenhofen verwahrt)

Zum 1. Teil der Liedertafelgeschichte geht es hier:

175 Jahre Liedertafel - Die Anfänge

Zum Jubiläumskonzert am 11. Mai 2024 geht es hier:

175 Jahre Liedertafel - Konzert mit Brass a Noble

Autor:

Liedertafel e.V. Pfaffenhofen aus Pfaffenhofen

Webseite von Liedertafel e.V. Pfaffenhofen
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